Stadtberner: Trede & Hess sind Linkste und Rechtester im Nationalrat
Liegt es an der Berner Luft? Die «Extremsten» im Parlament stammen aus Bern, verstehen sich aber trotzdem gut.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Linkste und der Rechteste im Nationalrat stammen aus der Stadt Bern.
- Es sind dies Aline Trede (Grüne) und Erich Hess (SVP).
- Im Interview nehmen sie zu ihrem Extrem-Ranking Stellung.
Die Polarisierung im Nationalrat nehme zu und am polarisiertesten seien Erich Hess (SVP) und Aline Trede (Grüne). Zumindest gemäss einer Abstimmungs-Auswertung der NZZ. Sowohl Trede wie Hess stammen aus der Stadt Bern – ein Zufall? Im Interview nehmen die beiden Stellung zu ihrer «Auszeichnung».
Hess & Trede: Polarisierungs-Sieger wider Willen
Von seinem Top-Ergebnis nicht überrascht ist Erich Hess, lag er doch auch schon in anderen Auswertungen sehr weit rechts. Der SVPler hat auf der Skala von -10 bis 10 sagenhafte 9,7 Punkte erreicht. Die meisten Partei-Gschpänli liegen zwischen 7 und 8.
Er trägt es mit Fassung: «Mir ist es eigentlich egal, wie ich geratet werde, ich ziehe einfach konsequent meine politische Linie durch.» Also gegen Steuern und Abgaben, gegen die EU, «und möglichst viele Freiheiten für den Bürger».
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Überrascht ist dagegen Aline Trede, die sich – und das bestätigt ihre Fraktion – eher als eingemittete Grüne wahrnimmt. Sie ist mit -9,1 Punkten nicht ganz so links wie Hess rechts ist. Doch auch sie hinterfragt den Sinn solcher Rankings: «Sollten wir nicht besser die Versprechen bei den Wahlen anschauen und wie dann nachher hier abgedrückt wird?»
Grinsend vermutet Trede, dass das Resultat dasselbe sein dürfte: «Dann wäre wohl Erich Hess auch ganz rechts aussen, weil er eigentlich nicht immer das hält, was er verspricht.»
Polarisiert die Stadt Bern?
Liegt es an der Berner Luft, dass die beiden Polit-Extreme aus der Aarestadt stammen? Erich Hess relativiert: Er sei ja nicht grad repräsentativ. «Ich bin wohl in der Stadt Bern fast ein Aussätziger, denn sie ist ja die linkste Stadt der Schweiz.»

Aline Trede kann dem Bern-Faktor aber durchaus etwas abgewinnen: Man sei halt sehr individualistisch unterwegs. «Bern ist ja sehr vielfältig, auch geografisch ein vielfältiger Kanton, sodass wir sehr eigenständig sind und auch Rückgrat haben.»
Berner Gegensätze: Man versteht sich trotzdem
Damit meint Trede ihren fast gleichaltrigen Gegenpol Hess durchaus mit. Man sei sich politisch zwar praktisch nie einig, aber: «Sonst haben wir einen sehr guten Austausch, was eigentlich nicht Ausdruck ist dieser Polarisierung. Sondern dass man hier sehr gut miteinander umgehen kann.»
Das bestätigt auch Erich Hess. Die beiden kennen sich bereits aus Stadtrats-Zeiten: «Politisch haben wir schon manches Gefecht miteinander gehabt. Aber das hindert uns nicht daran, regelmässig ein Bier oder einen Kaffee miteinander zu trinken.»

Linke und rechte Pole zu berechnen, das sei vielleicht für Medien interessant, aber nicht für die Politik, findet Grünen-Trede. Es gehe um Lösungen und Kompromisse: «Ich bin eigentlich eine, die sehr viele Kompromisse macht, sehr viele Kröten schluckt hier drin.»
Deshalb auch ihr Erstaunen über ihr Ranking als linker Pol. Doch ihre Fraktion habe sie damit getröstet, dass sie nun wenigstens in der «Pole Position» sei.












