Die Schweiz unterstützt das vom Europarat geplante Register für Kriegsschäden in der Ukraine. So sollen Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.
Bundespräsident Alain Berset traf sich am Mittwoch in Reykjavik vor Beginn des Europarat-Gipfels mit der isländischen Premierministerin Katrin Jakobsdottir.
Bundespräsident Alain Berset traf sich am Mittwoch in Reykjavik vor Beginn des Europarat-Gipfels mit der isländischen Premierministerin Katrin Jakobsdottir. - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz unterstützt ein Register für Kriegsschäden in der Ukraine.
  • Europarat fordert eine Wiedergutmachung von Russland für diese.
  • Das Register soll als Grundlage für Gerichtsprozesse dienen.

Die Schweiz unterstützt ein Register für Kriegsschäden in der Ukraine. Es sei der erste Schritt für eine Diskussion über Rechenschaft. Dies sagte Bundespräsident Alain Berset der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bei der Eröffnung des Europarat-Gipfels in Island am Mittwoch.

Berset wird in der isländischen Hauptstadt Reykjavik für die Schweiz eine entsprechende Deklaration des Europarats unterzeichnen. Demnach sollen künftig Informationen über Kriegsschäden in der Ukraine in einer Art Register dokumentiert werden.

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Alain Berset besucht ein Projekt in Island, das zusammen mit der ETH Zürich geführt wird. - keystone

Die Schweiz habe sich immer solidarisch mit der Ukraine gezeigt, denn es sei erschreckend, was dort passiere, sagte Berset. Die Absichtserklärung des Europarats – Europas führende Menschenrechtsorganisation – sei ein «Grundstein», dass man die Diskussion über Rechenschaft führen könne.

Das Register soll als Grundlage für spätere Gerichtsprozesse und mögliche Reparationszahlungen Russlands an die Ukraine dienen. Die Schätzungen über die Kriegsschäden und über die nötige Summe für den Wiederaufbau in der Ukraine gehen weit auseinander. Sie reichen von 350 bis über 1000 Milliarden US-Dollar.

Europarat nimmt Anliegen auf

Der Europarat nahm ein Anliegen der Vereinten Nationen (Uno) vom November auf. Damals sprach sich eine grosse Mehrheit der Mitgliedsstaaten dafür aus, dass Russland für die Kriegsschäden in der Ukraine aufkommen muss. In der Uno-Vollversammlung stimmten 94 Staaten für eine entsprechende Resolution. 73 Länder enthielten sich, 14 stimmten dagegen – neben Russland etwa auch China, der Iran und Kuba.

In der Resolution wird unter anderem die Ukraine aufgefordert, Informationen über Kriegsschäden in einer Art Register zu dokumentieren. Der Beschluss forderte ausdrücklich eine Wiedergutmachung materieller und menschlicher Schäden.

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In Lyssytschansk sind die Schäden vom Ukraine-Krieg sehr gut sichtbar. - AFP/Archiv

Der Kreml übte scharfe Kritik an dem Vorhaben. Die Befürworter würden versuchen, den «Raub russischer Währungsreserven zu vollenden», sagte ein Kreml-Sprecher. Als Reaktion auf den von Russland Ende Februar letzten Jahres begonnenen Ukraine-Krieg haben westliche Staaten Sanktionen gegen Moskau verhängt. Dazu zählt auch das Einfrieren russischer Geldreserven im Ausland.

Am Gipfeltreffen des Europarats auf Island nehmen noch bis am Donnerstag die 46 Länder des Europarates sowie zahlreiche Beobachter teil. Russland ist als früheres Mitglied nach dem Angriff auf die Ukraine ausgeschlossen worden.

Auch andere Staatschefs dabei

Neben dem Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset sind an dem Treffen auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz, der britische Premierminister Rishi Sunak, der französische Präsident Emmanuel Macron und die italienische Ministerpräsidentin Georgia Meloni dabei.

Es ist erst das vierte Treffen des Europarates auf Ebene der Staats- und Regierungschefs nach 1993, 1997 und 2005. Themen sind neben der Ukraine auch die Stärkung des Europarates als Hüter der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit. Zudem will der Rat Initiativen zu Herausforderungen – etwa im Bereich der Umwelt und der künstlichen Intelligenz – fördern.

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