Hüte und Kostüme: Ein verkleidetes Haustier «ist oft verängstigt»
Eine Nau.ch-Leserin entdeckt im ÖV einen Chihuahua mit Cowboyhut. Ein wachsender Trend, aber möglicherweise tierrechtswidrig, meinen Tierschutzorganisationen.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer öfter sieht man Haustiere, die ein Kostüm tragen.
- Das sei leider ein «wachsender Trend», so die Tierrechtsorganisation Peta.
- Einige Kostüme können Tiere verängstigen und sind sogar tierrechtswidrig.
Auf den sozialen Netzwerken kommt man um herzige Tierbilder und -videos kaum mehr herum.
Doch allzu oft tragen die Vierbeiner nicht nur ihr Fell und ein Halsband. Immer mehr Menschen verkleiden ihre Haustiere – jedenfalls für Fotos im Netz.
Ein Phänomen, das offenbar auch vor der realen Welt nicht Halt macht. Eine Nau.ch-Leserin berichtet, wie ein Mann im ÖV zusteigt.
Im Gepäck: Ein in einer Tasche sitzender Chihuahua mit einem Miniatur-Cowboyhut mit Ohrlöchern auf dem Kopf.
«Ist das nicht Tierquälerei?»
«Ich konnte es kaum glauben. Wer verkleidet denn an einem normalen Wochentag ein Haustier?», erzählt sie.
Der Hund habe nicht unzufrieden gewirkt, aber: «Ich habe mich gefragt, ob der Hut ihn nicht behindert und stört. Vor allem, weil die Ohren so sensibel sind.»
Ihr habe der Chihuahua leidgetan. Und sie frage sich, ob «das nicht Tierquälerei» sei.
Kostüm kann «tierschutzwidrig» sein
Dazu meint «Peta», die weltweit grösste Tierrechtsorganisation: «Leider ist das Verkleiden von tierischen Mitbewohnern ein wachsender ‹Trend›. Aus Tierschutzsicht sprechen wir bei von einem No-Go.»
Denn nicht selten seien Kostüme als Verstoss gegen das Tierschutzgesetz zu bewerten, so Jana Hoger von «Peta». Denn oftmals entspreche das Anziehen und Tragen nicht den Bedürfnissen der Tiere.
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«Wenn ein Kostüm Stress, Schmerz oder Leid verursacht, dann kann dies als tierschutzwidrig bewertet werden.» Grundsätzlich rate man deshalb davon ab, Tiere zu Unterhaltungszwecken zu kostümieren.
Und Hans-Ulrich Beer, Präsident der «Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft» meint: «Kein vernünftiger Hundehalter steckt seinen Hund in ein Kostüm. Das ist eine Vermenschlichung der Hunde, dem Hund bringt das gar nichts.»
Kostüme schränken «Fähigkeit zur Kommunikation» ein
Genau gleich sieht es Yasmine Wenk, Kampagnen-Koordinatorin für Haustiere bei der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten». Auch sie rät vom Kostümieren von Tieren ab.
Denn: «Kostüme schränken die Tiere nicht nur in ihrer Bewegungsfreiheit ein, sondern auch in ihrer Fähigkeit zur Kommunikation.»
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Hunde würden beispielsweise hauptsächlich über Körpersprache kommunizieren, so Wenk. «Wenn ihr Schwanz und ihre Ohren durch Kleidungsstücke verdeckt sind, können sie nicht mehr artgemäss kommunizieren.»
Zudem gäbe es Accessoires wie Flügel, die die Tiere verängstigen würden. Der Grund: Diese seien befestigt und würden sich nicht abwerfen lassen.
Funktion muss im Vordergrund stehen
Man müsse aber zwischen Kostümen und «medizinisch notwendiger Schutzkleidung» zum Wohl der Tiere unterscheiden, so Jana Hoger von «Peta».
Und Yasmine Wenk von «Vier Pfoten» erklärt: «Kleidungsstücke für Tiere, die vor Kälte oder Nässe schützen, sind nicht mit Kostümen vergleichbar.»
Auf solchen Kleidungsstücken seien auch dekorative Motive als Zusatz – beispielsweise für Weihnachten – denkbar.
Denn: «In solchen Fällen steht nicht der Spass im Vordergrund, sondern die Funktion.»








