Roger Köppel: Vom Hymnen-Lästerer zum Nati-Fan
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Nati sorgt mit einer Top-Leistung für Diskussionen.
- Selbst Stänkerer aus der SVP sind nach dem Sieg voll des Lobes für Xhaka und Co.
Sport ist politisch: Das dürfte spätestens seit dem Streit um die Regenbogen-Captain-Binde von Manuel Neuer wieder jedem und jeder bewusst sein. In der Schweiz seit Jahren ein Dauerbrenner: Das Singen der Hymne.
Einige Nati-Secondos können mit dem Schweizerpsalm offenbar nicht allzu viel anfangen. So hält etwa Xherdan Shaqiri demonstrativ seine Hand auf das Herz mit der Schweizerflagge. Im Morgenrot tritt er allerdings nicht daher.
In Public Viewings und in den sozialen Medien gibt das stets Anlass zu heftigen Diskussionen. Und auch im Bundeshaus feixen vorab rechte Politiker über Xhaka, Seferovic und Embolo, die nicht «ordentlich» mitsingen.
Köppel krebst nach Rundumschlag zurück
An vorderster Front der Nati-Stänkerer ist während der Euro 2020 Roger Köppel. Seit Tagen mäkelt der SVP-Nationalrat über die Nati, welche seines Erachtens die Herzen des Landes nicht gewinnen kann. Dass die Spieler nicht mitsingen, zeige «fehlendes Herzblut», so Köppel.
Sollte sich Roger Köppel nach dem Triumph der Nati bei den Spielern entschuldigen?
«Möglicherweise sind diese Doppelbürger mit einer gespaltenen Loyalität unterwegs», mutmasste der Zürcher Politiker vor einer Woche nach dem Sieg gegen die Türkei.
Eine Woche später jubelt Köppel an gleicher Stelle über eine «Wahnsinnsleistung» gegen Frankreich. Als ehemaliger Sportjournalist fühlt sich Köppel auch «wirklich kompetent», dies zu beurteilen. «Meine Kritik wurde widerlegt», räumt der Zürcher ein.
«Unabhängig davon, ob sie die Hymne gesungen haben: Die Einstellung hat gestimmt», resümiert Köppel. Um dann doch noch anzufügen: «Hätten sie gesungen, wäre die Nati vielleicht schon nach 90 Minuten qualifiziert gewesen.»
Sicher ist: Nicht nur Köppel versuchte, den Auftritt der Schweizer Fusballer für politische Zwecke zu nutzen. Seine Rats- und Parteikollegin Barbara Steinemann machte gar einen Zusammenhang zum gescheiterten Rahmenabkommen aus.
Derweil jubelte die Linke auf ihre Weise. SP-Nationalrätin Samira Marti nutzte die Jubel-Pose von Granit Xhaka für eine Attacke auf die «Bünzli»-Schweiz.