Neuer Vorstoss: Wölfe bis auf eine bestimmte Zahl herunter jagen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Mitte-Ständerat Fabio Regazzi fordert einen Systemwechsel: Nur noch eine bestimmte Anzahl Wölfe soll in der Schweiz geduldet werden.

Fabio Regazzi
Ständerat Fabio Regazzi (M/TI) spricht während der Sommersession der Eidgenössischen Räte am 28. Mai 2024. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wölfe in der Schweiz geraten weiter unter Druck.
  • Nach der Erweiterung der Abschüsse folgt gleich der nächste Vorstoss.
  • Eine bestimmte Anzahl Wölfe soll geduldet werden – der Rest würde abgeschossen.

Am Mittwoch ging es im Bundeshaus dem Wolf an den Kragen: Nach dem Ständerat sagte auch der Nationalrat mehrheitlich Ja zu mehr Abschüssen.

So sollen «Problemwölfe» künftig auch während der Schonzeit von Februar bis Mai geschossen werden dürfen. Und, forderte ein zweiter Vorstoss, auch in Jagdbanngebieten sollen abschussbewilligte Wölfe nicht mehr sicher sein.

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Bundesrat Albert Rösti wurde im Parlament überstimmt: Wölfe sollen auch in Jagdbanngebieten gejagt werden können. - Nau.ch/Matthias Bärlocher

Nur einen Tag später legten die Wolfsgegner im Ständerat nach. Nach dem Waadtländer FDP-Ständerat Pascal Broulis und der St. Galler SVP-Ständerätin Esther Friedli ist diesmal der Tessiner Mitte-Mann Fabio Regazzi federführend.

Regazzi (Mitte): Anzahl Wölfe beschränken

Er verlangt nichts weniger als einen Systemwechsel: Neu sollen nicht «Problemwölfe», sondern einfach überzählige Wölfe geschossen werden.

Der Bundesrat soll den rechtlichen Rahmen schaffen für eine «kontrollierte Wolfsjagd bei Überschreitung einer festgelegten Populationsschwelle».

Wolf Wildnispark Langenberg
Ein Wolf im Wildnispark Langenberg in Langnau am Albis ZH. Die Wölfe im Wildnispark stammen ursprünglich von Wildfängen in den Karpaten ab und entsprechen jenen Wölfen, die auch bei uns heimisch waren. - keystone

Nach den Vorstellungen Regazzis würden die noch erträgliche Populationsgrösse in Abstimmung mit den Kantonen festgelegt. Dabei sollen die territorialen, ökologischen und sozioökonomischen Gegebenheiten der jeweiligen Region berücksichtigt werden.

Vorbild Schweden

«Die Situation ist längst nicht mehr tragbar», begründet Regazzi seinen Vorstoss. Er verweist auf das rasche Wachstum der Wolfspopulation in den letzten Jahren: Von rund zehn Wölfen 2010 bis auf aktuell über 300.

Wolf getötete Schafe
Bauern entladen während der Nacht von einem Wolf getötete Schafe auf der Place du Château in Lausanne, auf der Treppe zwischen Regierungssitz und Kantonsparlament. - keystone

Als Beispiel dient dem Tessiner das Wolfsmanagement in Schweden. Dort gebe es auf einer rund elfmal grösseren Fläche ebenfalls 300 Wölfe.

Trotz grösseren Platzangebots habe die schwedische Regierung aber den «Wolfsmanagementplan» verabschiedet: Eine Reduktion der Wolfspopulation auf 170 Tiere.

Wolf-Schützer: «Eigentliche Ausrottungsstrategie»

Sowohl den Vorstoss als auch den Vergleich mit Schweden weist David Gehrke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf, entschieden zurück.

Bereits mit den diese Woche angenommenen Vorstössen würde der Wolf die am schlechtesten geschützte einheimische Tierart.

«Selbst jagdbare Arten wären besser geschützt». Pauschale Bestandesobergrenzen gebe es schlicht nicht und bräuchten eigentlich eine Verfassungsänderung.

David Gerke
«Das geht mittlerweile in eine eigentliche Bekämpfungs- und Ausrottungsstrategie über», sagt David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf. - Gruppe Wolf

«Der Vergleich mit Schweden hinkt total», findet Gehrke. Einerseits sei es absurd, die Schweiz mit Schweden zu vergleichen, weil quasi alle Faktoren gänzlich anders seien. Andererseits habe die EU den schwedischen Ansatz gerade letzte Woche abgelehnt, er sei also nicht EU-rechtskonform.

«Das geht mittlerweile in eine eigentliche Bekämpfungs- und Ausrottungsstrategie über», so Gehrke weiter. Dabei seien die Schäden durch Wölfe in den letzten drei Jahren rückläufig gewesen.

Gehrkes Prognose: «Wir bewegen uns gerade in grossen Schritten auf die nächste Volksabstimmung zu.»

Prominente Unterstützer

Den Vorstoss von Fabio Regazzi mitunterzeichnet haben quasi die üblichen Verdächtigen: Natürlich die Walliser Vertretung im Ständerat, Beat Rieder und Marianne Maret, beide ebenfalls von der Mitte-Partei.

Aber auch die beiden eingangs erwähnten Wolf-kritischen Esther Friedli und Pascal Broulis. Mit Benjamin Mühlemann ist gar der FDP-Co-Präsident dabei.

Was ist deine Meinung zum Wolf?

Doch den Verdacht, sein Ansatz ziele auf die Ausrottung des Wolfes in der Schweiz ab, weist Regazzi weit von sich. Der Wolf sei auch gar nicht vom Aussterben bedroht.

«Im Gegenteil: Die Art hat sich etabliert und ihre Bestände wachsen europaweit stetig, was die Berner Konvention veranlasste, ihren Schutzstatus zu senken.»

Kommentare

Luxy-1

Was für ein durchschlagendes Argument, dass die Regulierung "nicht EU rechtskonform" wäre. Warum wandert er nicht direkt in die EU aus und propagandiert dort? Hier sind wir in der Schweiz und hier ist der grosse Wolfsbestand ein Problem, Das einer Lösung bedarf. So sind die Fakten Herr Gerke.

User #1102 (nicht angemeldet)

Es ist einfach eine Sauerei, dass diese Abknallerei der Wölfe ausgeführt werden kann.

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