Neuer Vorstoss: Wölfe bis auf eine bestimmte Zahl herunter jagen
Mitte-Ständerat Fabio Regazzi fordert einen Systemwechsel: Nur noch eine bestimmte Anzahl Wölfe soll in der Schweiz geduldet werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Wölfe in der Schweiz geraten weiter unter Druck.
- Nach der Erweiterung der Abschüsse folgt gleich der nächste Vorstoss.
- Eine bestimmte Anzahl Wölfe soll geduldet werden – der Rest würde abgeschossen.
Am Mittwoch ging es im Bundeshaus dem Wolf an den Kragen: Nach dem Ständerat sagte auch der Nationalrat mehrheitlich Ja zu mehr Abschüssen.
So sollen «Problemwölfe» künftig auch während der Schonzeit von Februar bis Mai geschossen werden dürfen. Und, forderte ein zweiter Vorstoss, auch in Jagdbanngebieten sollen abschussbewilligte Wölfe nicht mehr sicher sein.
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Nur einen Tag später legten die Wolfsgegner im Ständerat nach. Nach dem Waadtländer FDP-Ständerat Pascal Broulis und der St. Galler SVP-Ständerätin Esther Friedli ist diesmal der Tessiner Mitte-Mann Fabio Regazzi federführend.
Regazzi (Mitte): Anzahl Wölfe beschränken
Er verlangt nichts weniger als einen Systemwechsel: Neu sollen nicht «Problemwölfe», sondern einfach überzählige Wölfe geschossen werden.
Der Bundesrat soll den rechtlichen Rahmen schaffen für eine «kontrollierte Wolfsjagd bei Überschreitung einer festgelegten Populationsschwelle».

Nach den Vorstellungen Regazzis würden die noch erträgliche Populationsgrösse in Abstimmung mit den Kantonen festgelegt. Dabei sollen die territorialen, ökologischen und sozioökonomischen Gegebenheiten der jeweiligen Region berücksichtigt werden.
Vorbild Schweden
«Die Situation ist längst nicht mehr tragbar», begründet Regazzi seinen Vorstoss. Er verweist auf das rasche Wachstum der Wolfspopulation in den letzten Jahren: Von rund zehn Wölfen 2010 bis auf aktuell über 300.

Als Beispiel dient dem Tessiner das Wolfsmanagement in Schweden. Dort gebe es auf einer rund elfmal grösseren Fläche ebenfalls 300 Wölfe.
Trotz grösseren Platzangebots habe die schwedische Regierung aber den «Wolfsmanagementplan» verabschiedet: Eine Reduktion der Wolfspopulation auf 170 Tiere.
Wolf-Schützer: «Eigentliche Ausrottungsstrategie»
Sowohl den Vorstoss als auch den Vergleich mit Schweden weist David Gehrke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf, entschieden zurück.
Bereits mit den diese Woche angenommenen Vorstössen würde der Wolf die am schlechtesten geschützte einheimische Tierart.
«Selbst jagdbare Arten wären besser geschützt». Pauschale Bestandesobergrenzen gebe es schlicht nicht und bräuchten eigentlich eine Verfassungsänderung.

«Der Vergleich mit Schweden hinkt total», findet Gehrke. Einerseits sei es absurd, die Schweiz mit Schweden zu vergleichen, weil quasi alle Faktoren gänzlich anders seien. Andererseits habe die EU den schwedischen Ansatz gerade letzte Woche abgelehnt, er sei also nicht EU-rechtskonform.
«Das geht mittlerweile in eine eigentliche Bekämpfungs- und Ausrottungsstrategie über», so Gehrke weiter. Dabei seien die Schäden durch Wölfe in den letzten drei Jahren rückläufig gewesen.
Gehrkes Prognose: «Wir bewegen uns gerade in grossen Schritten auf die nächste Volksabstimmung zu.»
Prominente Unterstützer
Den Vorstoss von Fabio Regazzi mitunterzeichnet haben quasi die üblichen Verdächtigen: Natürlich die Walliser Vertretung im Ständerat, Beat Rieder und Marianne Maret, beide ebenfalls von der Mitte-Partei.
Aber auch die beiden eingangs erwähnten Wolf-kritischen Esther Friedli und Pascal Broulis. Mit Benjamin Mühlemann ist gar der FDP-Co-Präsident dabei.
Doch den Verdacht, sein Ansatz ziele auf die Ausrottung des Wolfes in der Schweiz ab, weist Regazzi weit von sich. Der Wolf sei auch gar nicht vom Aussterben bedroht.
«Im Gegenteil: Die Art hat sich etabliert und ihre Bestände wachsen europaweit stetig, was die Berner Konvention veranlasste, ihren Schutzstatus zu senken.»








