Gerhard Pfister

Mitte-Präsident Gerhard Pfister: «Bin liberaler geworden»

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Bern,

Bald wird Gerhard Pfister sein Amt als Mitte-Präsident abgeben. In seiner Zeit an der Parteispitze sei er in Gesellschaftsfragen liberaler geworden, sagt er.

Gerhard Pfister
Gerhard Pfister am 6. Januar 2025, als er seinen Rücktritt ankündigte. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach neun Jahren tritt Gerhard Pfister Ende Juni als Mitte-Chef zurück.
  • Der Zuger Politiker gibt zu, dass sich seine Haltungen teilweise geändert haben.
  • Dazu lobt er den ebenfalls abtretenden FDP-Präsident Thierry Burkart.

In der Mitte-Partei kommt es bald zum Wechsel an der Spitze. Der seit 2016 amtierende Präsident Gerhard Pfister gibt seinen Posten Ende Juni ab. Am 28. Juni wird der Nachfolger des Zuger Nationalrats an der Delegiertenversammlung in Bern gewählt.

Im Interview mit der «NZZ» hat Pfister nun über seine Zeit als Parteipräsident gesprochen. Unter anderem auch darüber, wie er und seine Positionen sich in diesen neun Jahren entwickelt haben.

«Die eigenen Positionen muss man auch einmal zur Seite schieben»

Früher lehnte Pfister beispielsweise die Ehe für alle ab. Seine Partei stimmte dieser aber 2021 zu. Darauf angesprochen sagt der Zuger: «Ich bin und bleibe persönlich der eher sozialkonservative Gerhard Pfister, der seinen Werten treu ist.»

Es sei aber die Aufgabe eines Parteipräsidenten, integrativ zu wirken. «Die eigenen Positionen muss man dafür auch einmal zur Seite schieben können.»

Auf die Frage, ob er immer noch gegen die Ehe für alle oder gegen Abtreibungen sei, gibt Pfister indes zu: «In der Gesellschaftspolitik bin ich definitiv liberaler geworden.» Jeder soll so leben, wie er wolle. Die Aufgabe der Politik sei es, gleiche Rechte für alle sicherzustellen.

Hat Gerhard Pfister als Parteipräsident einen guten Job gemacht?

Ganz allgemein interessiere er sich aber nicht so sehr dafür, wie die Leute privat zusammenleben. Stattdessen beschäftige er sich lieber mit sozialen, wirtschaftlichen oder geopolitischen Fragen.

Gerhard Pfister über FDP-Burkart: Benötigte mehr Zeit als er

Gerhard Pfister ist nicht der einzige Parteipräsident, der bald seinen Hut nimmt. Auch FDP-Chef Thierry Burkart wird seinen Posten abgeben. «Er hat der FDP in nicht einmal vier Jahren ein klares Profil verpasst», lobt Pfister seinen Präsi-Kollegen.

Gerhard Pfister Thierry Burkart
Die beiden Noch-Parteipräsidenten Gerhard Pfister und Thierry Burkart. - keystone

Als Parteipräsident wisse er, was das bedeute, so Pfister. Man laufe die Gefahr, sich in der Partei unbeliebt zu machen und müsse viel erklären. «Ich benötigte bei der Mitte mehr Zeit dafür», gibt er zu. «Vielleicht liegt es daran, dass ich grundsätzlich ein Langsam-Starter bin.»

Zur Tatsache, dass Mitte und FDP nun mit neuen Spitzen in den Wahlkampf 2027 steigen müssen, sagt Pfister: «Die neuen Präsidentinnen oder Präsidenten beider Parteien haben jetzt zwei Jahre Zeit, um die Wahlen vorzubereiten. Es ist der richtige Zeitpunkt.»

Nur ein Kandidat bei der Mitte – FDP noch in Findungsphase

Bei der Mitte dürfte die Nachfolge von Gerhard Pfister bereits feststehen. Mit dem Fraktionschef Philipp Matthias Bregy, Walliser Nationalrat, gibt es nur einen Kandidaten.

Philipp Matthias Bregy
Philipp Matthias Bregy ist der designierte Nachfolger von Gerhard Pfister. - keystone

Etwas weniger weit fortgeschritten ist die Suche bei der FDP. Anfang Juni haben die Liberalen eine Findungskommission eingesetzt – bis am 20. August können Kandidaturen eingereicht werden. Im Oktober bestimmen die Delegierten dann die Burkart-Nachfolge.

Kommentare

User #6544 (nicht angemeldet)

3956 - Hat dir das dein linger Lehrer erzählt?

Huldrych Ammann

Es heisst nicht umsonst Mitte-Links. Mitte IST links.

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