Bei Migros droht wegen Playmobil-Mania Food Waste
Die neue Sammelaktion der Migros verleitet zu Monster-Einkäufen. Die Stiftung für Konsumentenschutz warnt vor Food Waste.

Das Wichtigste in Kürze
- Für Einkäufe im Wert von 400 Franken gibt es bei der Migros ein gratis Playmobil-Set.
- Ein User befürchtet, dass «Geier» die Wagen füllen und den «halben Einkauf wegwerfen».
- Die Sammelaktion sei auf den regulären Einkauf abgestimmt, entgegnet die Migros.
2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in der Schweiz pro Jahr im Abfall. Pro Person und Jahr sind es über 300 Kilogramm. Dies entspricht laut dem Bund rund 330 Kilogramm an vermeidbaren Lebensmittelverlusten pro Person und Jahr.
Mit der neuen Sammelaktion Playmobil-Mania der Migros droht, dass noch mehr Haushalte Essen wegwerfen.
Um eines der Playmobil-Sets zu ergattern, müssen die Kundinnen und Kunden ihre Einkaufstüten ordentlich füllen. Nötig sind Einkäufe im Wert von 400 Franken, bis eine Sammelkarte mit 20 Stickern voll ist. Erst dann gibt es eines der fünf limitierten Playmobil-Sets.
«Zum unnötigen Kauf hinreissen lassen»
Auf Social Media befürchtet ein User Food Waste. «Jetzt füllen die Geier wieder die Wagen bis oben drüber und werfen den halben Einkauf wieder weg», schimpft er. «Alles nur wegen der Gier!»
Die Playmobil-Mania startete 2024 erstmals und geht dieses Jahr bis zum 22. September in die zweite Runde.
Eine Kundin macht ein Geständnis. «Wir haben uns bei der letzten Aktion leider sehr zum unnötigen Kauf hinreissen lassen.» Dies schreibt sie auf der Plattform Migipedia. Sie habe die Sets so sehr für ihre Nichte gewollt.
«Aus unserer Sicht besteht das Risiko, dass solche Mania-Aktionen den Überkonsum weiter verstärken.» Dies sagt Lucien Jucker, Jurist bei der Stiftung für Konsumentenschutz. Womöglich kauften Konsumentinnen und Konsumenten im Überfluss, um an die Playmobil-Sets zu gelangen. «Was zu zusätzlichem Food Waste führen kann.»
Diese Gefahr besteht laut Jucker auch bei anderen Sammelaktionen, Aktionen, Mengenrabatten, Prämienangeboten und Bindungsprogrammen für Kundinnen und Kunden.
Burger weggeworfen
«Wir raten explizit davon ab, übermässig einzukaufen, um ‹kostenlose› Playmobil-Sets abzustauben», sagt Lucien Jucker. Stattdessen könnten Eltern im Bekanntenkreis nachfragen, ob jemand nicht benötigte Märkchen habe.
In Japan ist eine Werbeaktion bei McDonald's kürzlich in Food Waste ausgeartet. Für jede «Happy Meal»-Bestellung gab es eine Pokémon-Karte. In der Folge kauften Fans der beliebten kleinen Monster-Sammelkarten massenhaft Menüs. Die Burger warfen sie weg und die Karten behielten sie.
Die Playmobil-Mania stellt das Food-Waste-Programm der Migros infrage. Bis 2030 will der Grossverteiler die Lebensmittelverschwendung in den Betrieben und Filialen um 50 Prozent reduzieren. Dies im Vergleich zum Jahr 2017.
«Die Migros-Gruppe nimmt das Thema Food Waste sehr ernst.» Dies sagt Migros-Mediensprecher Tobias Ochsenbein mit Verweis auf das Programm.
Migros schliesst übermässigen Konsum aus
Gefahr von Food Waste sieht die Migros in der Playmobil-Mania nicht.
«Die Sammelaktion ist so konzipiert, dass sie auf den regulären Einkauf abgestimmt ist», sagt Tobias Ochsenbein. Kundinnen und Kunden erhielten die Sammelpunkte für ihre Einkäufe unabhängig von der Menge der gekauften Produkte.
«Es gibt keine Vorgaben, die zu einem übermässigen Konsum führen sollen», hält er weiter fest. Zudem setze die Migros auf transparente Kommunikation. «Um sicherzustellen, dass die Kundschaft bewusst und nachhaltig einkauft.»
Teure Sets auf Ricardo
Gut möglich ist, dass die limitierten Spielsets schneller weg sind, als Mamis und Papis ihre Einkaufstaschen füllen können. Die Sammelaktion startete am 12. August. Bereits am Tag des Starts wurden die Sets – teilweise zu horrenden Preisen – im Internet-Auktionshaus Ricardo angeboten.
Dass Migros-Mitarbeitende hinter den Angeboten stecken, stellt die Migros in Abrede.
«Unsere Mitarbeitenden unterliegen denselben Spiel- und Sammelregeln wie unsere Kundinnen und Kunden und erhalten keine Sets kostenlos.» Dies sagt Mediensprecherin Debora Frattini.
Schnell zu Märkli mit Sammelgemeinschaften
Die unmittelbar nach dem Start angebotenen Produkte auf Ricardo begründet der Grossverteiler mit Sammelgemeinschaften. Es gebe viele Möglichkeiten, in kurzer Zeit an genügend Märkli zu kommen, sagt Frattini. «Zum Beispiel, wenn Sammelgemeinschaften gegründet werden.»
Sie hätten keinen Einfluss auf Ricardo-Anbieter. Genauso können Ricardo-User selbst entscheiden, auf welche Angebote sie bieten und schliesslich kaufen möchten.