FDP-Frau Isabelle Moret präsidiert seit einer Woche den Nationalrat. Und schon geht sie mit ihrem Kampf gegen Lärm vielen auf die Nerven.
«Bschhhh!»: Nationalratspräsidentin Isabelle Moret will geschwätzige Parlamentarier abmahnen, irritiert aber die Redner. Prompt folgt aus dem Plenum die Retourkutsche. - parlament.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Nationalratssaal ist und bleibt Lärm ein Problem. Die neue Präsidentin kämpft dagegen.
  • Sie faucht Lärm-Sünder mit einem «Bschhh» ins Mikrofon an und verteilt gelbe Karten.
  • Das neue Parlament schlägt gegen Isabelle Moret gewitzt zurück.

Lobbyisten, Journalisten und sogar einige Politiker schauen in der Wandelhalle des Bundeshauses dieser Tage immer wieder verdattert aus der Wäsche. Kaum überhörbar dringt regelmässig ein lautes «Bschhhhhh» aus dem Nationalratssaal.

Isabelle Moret Nationalrat
Die frisch gewählte Nationalratspräsidentin Isabelle Moret (l.) auf dem Bundesplatz bei ihrer Feier. Lärm mag sie definitiv nicht. - sda - KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD

Einige Gespräche klären die Situation. Urheberin der unangenehmen Lärmemission ist Isabelle Moret, seit einer Woche Präsidentin des Nationalrats und damit höchste Schweizerin. Pointe: Mit ihren Interventionen will sie den Rat vor Lärm schützen.

Isabelle Moret verteilt schon «gelbe Karten»

Und diesen Kampf nimmt die Waadtländerin ernst. Sehr ernst sogar. Seit Kurzem verteilt sie geschwätzigen Nationalräten sogar flugs eine gelbe Karte.

Isabelle Moret gelbe Karte
Isabelle Morets Anti-Lärm-Kärtchen haben unter Nationalräten innert kürzester Zeit Kultstatus erreicht. Sie gelten als «gelbe Karten». - Nau

Auch Ständeräte, welche die Frechheit hatten, im Hintergrund des Saals ein Gespräch zu führen, wurden bereits verwarnt.

Ein Weibel drückt den Störefrieden jeweils eine violette Postkarte in die Hände. Darauf findet sich über der Unterschrift Morets der freundliche, aber bestimmte Hinweis, dass Gespräche gefälligst in der Wandelhalle geführt werden sollen.

Nationalräte «fauchen» gegen Moret zurück

Während Moret manchen Nationalräten mittlerweile regelrecht auf die Nerven geht («Dieses Bschhh ist einfach unhöflich!»), machen sich andere einen Spass daraus. Dem Vernehmen nach zählen Schlitzohr-Politiker bereits ihre Verwarnungen.

Am Montagabend kassierte Moret um ungefähr 21.30 Uhr jedenfalls die Quittung. Nachdem sie mal wieder mit einem besonders lauten «Schhh» intervenierte, tat fast der gesamte Nationalrat es ihr gleich.

Und unterbrach damit die ehemalige Bundesratskandidatin (siehe Video oben). Immerhin nahm Moret die Sache durchaus mit Humor.

Vorgänger wollte wegen Lärm die Wandelhalle abriegeln

Sicher ist: Auch wenn es Moret mit ihren Intervention gemäss den meisten Nationalräten übertreibt, ist Lärm ein Thema im Nationalratssaal. Ihr Vorvorgänger Dominique de Buman wollte deshalb gar Journalisten und Lobbyisten aus der Wandelhalle verbannen.

De Buman Nationalrat
Der Freiburger CVP-Nationalrat Dominique de Buman war als Nationalratspräsident höchster Schweizer. - Keystone

Seine Pläne, die Nau.ch, damals publik machte, scheiterten aber hochkant. Ob Moret ihre angriffige Anti-Lärm-Strategie fortführt, wird sich in den nächsten Tagen weisen.

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