FDP-Politikerin Isabelle Moret wurde zum Auftakt der Wintersession zur Nationalratspräsidentin gewählt. Wer ist die neue höchste Schweizerin?
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die neue Präsidentin des Nationalrats heisst Isabelle Moret.
  • Die 48-jährige Waadtländer Anwältin kämpft für mehr Gleichstellung.
  • Moret ist die erste aktive Mutter in diesem Amt.

Bei kühlen vier Grad startete heute Nachmittag die vierte Session des Jahres. Und dabei ist vieles neu: Die grüne Welle wirbelte National- und Ständerat durcheinander, machte das Parlament jünger und weiblicher.

Weiblich ist auch die höchste Schweizerin. Isabelle Moret löst die bisherige Nationalratspräsidentin Marina Carobbio ab. Die 48-jährige Waadtländerin war bisher Vizepräsidentin. Es ist der vorläufige Höhepunkt in der politischen Karriere Morets, die seit 2006 für die FDP im Nationalrat sitzt.

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Isabelle Moret ist mit dem Rekordresultat von 193 von 198 gültigen Stimmen zur Nationalratspräsidentin gewählt worden. Während den nächsten zwölf Monaten ist Moret nun die höchste Schweizerin. - keystone

Isabelle Moret: Mehrsprachig, ehrgeizig, hartnäckig

Isabelle Moret ist als Einzelkind in Lausanne aufgewachsen, wo sie auch Jura studierte. Das Anwaltsdiplom absolvierte sie jedoch in Bern. Auch deshalb spricht die Romands fliessend Schweizerdeutsch. Aber nicht nur: auch Italienisch und Englisch beherrscht Moret aus dem Effeff.

Hilfreich dürfte hier der aus Basel stammende und schweizerdeutsch sprechende Vater gewesen sein. Ihre Mutter – sie stammt aus dem italienischsprachigen Calancatal – sprach Italienisch. Die Mutter beschreibt Tochter Isabelle als besonders ehrgeizig – das Jurastudium schloss sie in drei statt vier Jahren ab.

Die Unterlegene: Isabelle Moret nach ihrer Niederlage im Gespräch mit Pascal Broulis, Regierungsrat des Kantons Waadt.
Die Unterlegene: Isabelle Moret nach ihrer Niederlage im Gespräch mit Pascal Broulis, Regierungsrat des Kantons Waadt. - Keystone

Moret gilt als hartnäckig: Mit ihrem Ex-Ehemann hat sie eine 13- und eine 8-jährige Tochter – nach der Scheidung stritten die Anwältin und der CEO eines IT-Unternehmens vor dem Bundesgericht um das Sorgerecht. Isabelle Moret setzt sich für Familienthemen ein: Sie fiel mit verschiedenen Vorstössen zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf.

Sie versucht die Gleichstellung voran zu bringen, setzte sich deshalb auch am zweiten Nationalen Frauenstreik im Juni an vorderster Front für die Frauenrechte ein. 2018 setzte sie sich erfolgreich für die Einführung des Steuerabzugs für die Kinderbetreuung ein. Zudem liegen ihr die Themen Sicherheit, Renten und Gesundheitskosten am Herzen. So präsidiert Moret den Spitalverband H+.

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Sibel Arslan, Nationalraetin GP-BS, rechts, macht ein Selfie mit Ex-Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti, Bundesrätin Viola Amherd und Nationalrätin und neuen Nationalratspräsidentin Isabelle Moret (v.r.n.l.) bei einer Kundgebung zum Frauenstreik auf dem Bundesplatz, am Freitag, 14. Juni 2019 in Bern. - Keystone

Das Abenteuer Bundesratskandidatur

Moret übernimmt gerne Verantwortung. 2008-2016 war sie Vizepräsidentin der FDP Schweiz. 2015 war sie die am besten gewählte Nationalrätin in der ganzen Romandie. Im Sommer 2017 gab FDP-Bundesrat Didier Burkhalter seinen Rücktritt bekannt. Isabelle Moret stellte sich zur Wahl. Bei der Wahl im September wurde sie Dritte, gewählt wurde der Tessiner Ignazio Cassis.

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Die Bundesratskandidaten der FDP 2017: Pierre Maudet, Isabelle Moret und Ignazio Cassis. - Keystone

Die Sache mit der Steuerrechnung

Unrühmlicher war die Medienberichterstattung über Moret im Winter 2018. Zehn Jahre lang erhielt sie von der Waadtländer Steuerbehörde keine Steuerrechnung mehr. Trotz 155'000 Einkommen nach Abzügen bezahlte sie seit 2008 keine Steuern mehr. Hintergrund war die Scheidung Morets 2015, weshalb die Steuerbehörde offenbar sehr viel länger für die Berechnung der Steuerhöhe benötigte.

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