Im Kampf gegen das Coronavirus soll die Tracing App helfen. Das Parlament verlangt eine rechtliche Grundlage dafür. Diese will der Bundesrat heute schaffen.
Bundesrat
Der Bundesrat schafft eine rechtliche Grundlage für die Tracing App. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tracing App hilft, dem Coronavirus einen Schritt voraus zu sein.
  • Heute will der Bundesrat für die Anwendung eine Rechtsgrundlage schaffen.

Die strikte Eindämmungsstrategie setzt voraus, dass Corona-Infizierte wissen, mit wem sie Kontakt hatten. Behörden können dann alle Personen warnen, welche mit der infizierten Person im Kontakt waren. Contact Tracing nennt sich das System.

In Restaurants füllen die Gäste dazu Listen aus. In Coiffeur- und Beauty-Salons sind die Daten ohnehin erfasst. Und auch das Smartphone wollen Behörden zu Hilfe nehmen, um zu wissen, wer mit wem Kontakt hatte.

Die App muss freiwillig sein

Freiwillig und ohne, dass die Privatsphäre verletzt werden muss. Schon wenn 30 Prozent die App verwenden, hätte das einen signifikanten Effekt. Das sagt Matthias Egger, Epidemiologe und Chef der Covid-19-Task-Force des Bundes. Auch Forscher einer Oxford-Studie sind sich einig, dass schon bei niedrigen Nutzungszahlen die Ansteckung gesenkt werden kann.

Matthias Egger Coronavirus
Matthias Egger spricht an einer Pressekonferenz zum Coronavirus. - Keystone

Denn Wissen ist im Kampf gegen das Virus Macht. Der Nutzen ist unbestritten, doch fürchten Kritiker den Missbrauch der Daten. Vergleiche mit China werden herangezogen, Schlagworte wie «Überwachung» fallen.

Anonyme Tracing App ist möglich

Deswegen ist für die Entwickler zentral, dass die App anonym funktioniert. Nach zwei Wochen sollen die anonymen Daten zudem gelöscht werden. Für Adrian Lobsiger, Eidgenössischer Datenschutzbeauftragter, ist klar: Die App kann Datenschutzkonform umgesetzt werden.

Das ist das Prinzip der App.

Zentral sei aber auch der Aspekt Freiwilligkeit. Das betont die Politik, aber auch Ethiker und IT-Experten. Der Besitz eines Smartphones muss weiterhin freiwillig sein. Auch der Download der App. Ebenso das Einschalten der Bluetooth-Verbindung. Und das Aktivieren der Benachrichtigung.

Politischer Streitpunkt war bisher die rechtliche Grundlage. Der Bundesrat sieht diese durch das Epidemiengesetz gegeben. Das Parlament dagegen hat in der ausserordentlichen Session eine klare gesetzliche Grundlage gefordert. Diese verzögert nun die Einführung der App.

Erklärvideo der Firma Ubique, welche die App mit den Forschern der ETH entwickelt.

Deshalb dürfte der Bundesrat heute eine Übergangsverordnung verabschieden. In der Sommersession im Juni kann das Parlament die Rechtsgrundlage danach absegnen. Bis dahin soll die Tracing-App als Test verfügbar sein.

ETH entwickelt die App

Den Lead für die App hat das unabhängige Software-Konsortium DP-3T. Dieses gehört zur ETH Lausanne und Zürich. Beteiligt ist auch der Epidemiologe Marcel Salathé.

Task Force
Marcel Salathé, Epidemiologe und Mitglied der Task Force, spricht an einer Pressekonferenz zum Coronavirus. - Keystone

Die technische Umsetzung der App liegt bei der Zürcher IT-Firma Ubique. Diese hat bereits die SBB-und die Alert-Swiss-App mitentwickelt. Weil die Daten auf den Geräten der Nutzer dezentral gespeichert werden, ist keine Profilbildung möglich.

tracing app
Screenshots der Tracing App. - Github/DP-3T

Die Daten sind nur für den Nutzer einsehbar, schreibt auch der Bundesrat. Heute Mittwoch schafft er nun die Grundlage, dass die Verwendung der App rechtlich abgesichert werden kann.

contact tracing
Dieses Comic erklärt anschaulich, warum anonymes Contact Tracing per App möglich ist. - Nicky Case
Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ParlamentCoronavirusSmartphoneCoiffeurDatenStudieETH LausanneSBBBundesrat