Gastrosuisse-Chef Casimir Platzer ordnet die Situation der Branche in der aktuellen Corona-Lage ein. Er sagt: Ein 2G-Obligatorium ist besser als Schliessungen.
Casimir Platzer Gastrosuisse
Gastrosuisse-Chef Casimir Platzer spricht im Interview über Stornierungen, 2G und die Walliserkanne. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Weihnachtsessen werden abgesagt, manche fürchten sich vor einem Beizen-Besuch.
  • Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer nimmt im Interview Stellung zur Corona-Situation.
  • Auch wenn er wenig davon hält: Im Zweifelsfall bevorzuge die Branche 2G statt Lockdown.
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Die Fallzahlen des Coronavirus erreichen neue Rekordwerte, die Spitäler klagen vor drohender Überlastung. Restaurants, Bars und Clubs bleiben jedoch mit Einschränkungen offen. Das müsse auch so bleiben, sagt Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse.

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Ein Corona-Zertifikat wird in einem Restaurant kontrolliert. - keystone

Nau.ch traf den Chef der Branchenorganisation im Bundeshaus. Dabei nimmt der in Kandersteg BE lebende Bündner kein Blatt vor den Mund. Denn die Branche leide nach wie vor. Gerade in drei Bereichen habe sich die Situation jüngst «massiv» verschlechtert. «Erstens sagen viele grössere Gruppen ihre Weihnachtsessen ab», so Platzer.

Zweitens seien viele einzelne Gäste verunsichert, weil ihnen die steigenden Fallzahlen «Angst» bereiten würden. Und drittens sei die kurzfristig geltende Quarantänepflicht aufgrund der Omikron-Variante eine «Katastrophe» gewesen.

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Casimir Platzer begrüsst die 2G-Option für Clubs ausdrücklich – für Restaurants würde das weniger Sinn machen. - Nau.ch

Gerade Tourismus-Destinationen hätten darunter gelitten, weil sie auf Gäste aus England oder Belgien angewiesen seien. Hier habe sich die Situation beruhigt. An die neu geltende Testpflicht bei Einreisen hätten sich viele Menschen im EU-Raum bereits gewöhnt.

Platzer: «2G brachte in anderen Ländern auch keinen Erfolg»

Die anstehende grosse Herausforderung für viele Restaurants und Bars ist indes eine drohende Ausweitung der 2G-Pflicht. Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat dies am Mittwoch bereits als mögliche Verschärfung angekündigt.

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Wer nicht gegen das Coronavirus geimpft ist, darf oft nicht ins Restaurant. (Symbolbild) - dpa

Platzer ist zwar skeptisch, «ob 2G epidemiologisch etwas bringt». Schliesslich dürfte die Beschränkung auf Geimpfte und Genesene «zu einer falschen Sicherheit führen und in anderen Ländern brachte diese Regelung nicht wirklich Erfolg».

«Lieber 2G-Regel als Lockdown»

Dennoch ist der oberste Wirt des Landes grundsätzlich offen. «Uns ist fast alles lieber als ein Lockdown, im Zweifelsfall also auch 2G», erklärt er im Gespräch mit Nau.ch. Es müsse allerdings weiterhin wirtschaftlich gearbeitet werden können, stellt er klar. «Betriebe, welche aufgrund von behördlichen Massnahmen weniger Umsatz machen, müssen entschädigt werden. Das gleiche gilt auch für die Mitarbeitenden.»

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Ein geschlossenes Restaurant (Archvibild):Solche Bilder soll es in Zukunft nicht mehr geben. - Lehtikuva/AFP

Zentral sei ohnehin, «dass die wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen wie die vereinfachte Kurzarbeitsentschädigung weitergeführt werden.» Wie viele Betriebe freiwillig auf 2G setzen werden, ist aktuell noch nicht ganz klar.

«Je nach Standort und Betriebstyp der Lokale würde 2G einen sehr unterschiedlichen Einfluss haben», so Platzer. Für Clubs erachtet er die Einschränkung als «sehr gut», weil eine Masken- und Sitzpflicht einer «faktische Schliessung» gleichgekommen wäre.

Bevorzugen Sie ein 2G-Obligatorium in der Gastronomie oder einen Lockdown?

Bei herkömmlichen Beizen und Cafés würden die Vorteile einer 2G-Regelung indes «eher nicht» überwiegen, glaubt der Gastrosuisse-Chef. Denn: «Dass man für den Gang zur Toilette halt wieder eine Maske tragen muss, ist breit akzeptiert. Deswegen werden wohl nur wenige Restaurants freiwillig auf ungeimpfte Gäste verzichten.»

«Gastro-Branche darf nicht wieder ins Visier geraten»

Für Platzer ist klar: «Die ganze Branche hat seit Beginn der Pandemie sehr viele Opfer gebracht, wir haben die Massnahmen stets umgesetzt. Deshalb darf es nicht sein, dass wir nun wieder ins Visier von neuen Einschränkungen geraten.» Es müssten endlich auch andere Lebensbereiche mehr Verantwortung übernehmen, wo die Ansteckungszahlen hoch seien.

Immerhin: Das Verhältnis zum Bundesrat sei mittlerweile «deutlich» besser als im letzten Frühling. «Wir erhalten nun ebenso Gehör wie etwa die Kantone. Das war etwa gerade bei der Diskussion um eine Sitzpflicht und die Möglichkeit zu 2G sehr zentral.»

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Bundespräsident Guy Parmelin, rechts, und Bundesrat Alain Berset unterhalten sich an einer Medienkonferenz zum Coronavirus. - keystone

Ob der Bundesrat auch im Hinblick auf die Festtage die Anliegen der Branche berücksichtigt, zeigt sich wohl bereits am Freitag. Dann trifft sich die Landesregierung zu ihrer nächsten Sitzung.

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