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Ex-Botschafter Borer: Nächste Auseinandersetzung mit USA wird kommen

Vivian Balsiger
Vivian Balsiger

Obwalden,

Die Schweiz hat ihren Zollstreit mit den USA entschärft – doch Ex-Botschafter Thomas Borer warnt davor, einfach zur Tagesordnung überzugehen.

Guy Parmelin
Guy Parmelin erklärte am Freitag den Zoll-Deal mit den USA. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-Botschafter Thomas Borer warnt: Die Schweiz müsse aus dem Zollstreit lernen.
  • Borer fordert ein starkes, dauerhaftes Netzwerk der Schweiz in den USA.
  • Die Schweiz sei im Nachteil und müsse Diplomatie und EU-Beziehungen stärken.

Seit gestern steht fest: Die Schweiz hat im Zollstreit mit den USA einen Durchbruch erzielt – die Abgaben sinken von 39 auf 15 Prozent.

Die Freude ist gross. Doch Ex-Botschafter Thomas Borer warnt im Interview mit der «NZZ» davor, sich nun zurückzulehnen.

Borer erinnert daran, dass die Schweiz in früheren Krisen verpasst habe, die richtigen Lektionen daraus zu ziehen. Etwa beim Bankgeheimnis oder den nachrichtenlosen Vermögen: «Nach der Krise ist vor der Krise», sagt er der «NZZ» deutlich.

Der Ex-Botschafter ist sich sicher: «Die nächste Auseinandersetzung mit den USA wird kommen. Darauf müssen wir uns vorbereiten.»

Und zwar unabhängig davon, wer im Weissen Haus regiere: «Deshalb ist es enorm wichtig, dass die Schweiz jetzt nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen darf», so Borer.

Schweiz ohne Einfluss in den USA

Eines der Hauptprobleme sieht Borer im mangelnden Einfluss der Schweiz in den USA. Es fehle ein belastbares, langfristiges Netzwerk, das in Konflikten zum Zuge kommt: «Ein Swiss-American Institute, die Finanzierung von Schweizer Lehrstühlen an Universitäten, nachhaltige PR- und Lobbying-Massnahmen sowie eine stete Präsenz in den amerikanischen Medien und der Politik.»

All das funktioniere aber nur, wenn Politik und Wirtschaft enger zusammenarbeiteten.

Denn im globalen Machtgefüge hat die Schweiz einen strukturellen Nachteil: «Es ist offensichtlich, dass die Mittelmacht Schweiz gegenüber einem so mächtigen Partner wie den USA am kürzeren Hebel sitzt», so Borer.

Wie findest du den neuen den Zoll-Deal?

Wirkliche Verhandlungsmacht hätte nur eine geschlossene internationale Front aus EU, Asien und Lateinamerika gehabt.

Europa als Ausgleich wichtig

Umso wichtiger werde für die Schweiz künftig Europa als Gegengewicht zu den USA. Zwar weise die EU im Handel mit der Schweiz kein Defizit, «sondern einen grossen Überschuss von 20 Milliarden Euro», aus.

Doch für Borer steht fest: «Die 400 000 europäischen Grenzgänger und unsere Rolle als Transitland sorgen dafür, dass wir gegenüber der EU mehr Gewicht in die Waagschale werfen können als gegenüber den USA.»

Kommentare

User #5552 (nicht angemeldet)

Der mit Abstand wichtigste Faktor für die CH Industrie besteht nicht darin, ob der Zollsatz bei 0, 10 oder 15% zu liegen kommt, sondern dass Sie keinen substanziellen Nachteil gegenüber ihre wichtigsten Konkurrenten, wie etwa DE hat. US Kunden werden qualitiativ hochwertige Indsutrieprodukte bei diesem neuen Zollsatz weiterhin in der CH einkaufen, weil die Konkurrenzprodukte ebenfalls mit Zöllen von 10 oder 15% belegt sind.

User #3201 (nicht angemeldet)

M.E. hat Hr. Borer insofern recht, dass CH nun nicht wieder in eine komplette "Warteschlaufe" verfallen sollte. Ggü. USA wäre m.E. z.B. ein Ansatz, DBA und FATCA genauer unter die Lupe zu nehmen. Was damals ausgehandelt wurde mündet für die Partnerstaaten von USA g'laub hohen administrativen Leerlauf und vorallem enorme Kosten zulasten der eigenen Steuerzahler. Meine persönliche Meinung.

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