KOF Institut: Trotz Zoll-Deal bleiben Belastung und Risiko gross

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Zürich,

Das KOF rechnet damit, dass der Zoll-Deal das Schweizer BIP um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte positiv beeinflussen wird. Doch Einkommensverluste bleiben.

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Guy Parmelin erklärte am Freitag den Zoll-Deal mit den USA. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das KOF rechnet mit positiven Folgen des Zoll-Deals für die Schweizer Wirtschaft.
  • Doch auch mit den 15 Prozent wird mit einem Einkommensverlust gerechnet.
  • Zudem blieben die Belastung und das Risiko vor allem für die Pharma gross.

Der Abschluss eines neuen Zoll-Deals mit den USA dürfte sich positiv auf die Schweizer Wirtschaftsentwicklung auswirken. Jedoch bleiben hohe Risiken bestehen.

Die Absichtserklärung zur Senkung der Zölle auf Schweizer Produkte von 39 auf 15 Prozent dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte positiv beeinflussen, wie das KOF Institut am Freitagabend mitteilte. Das aktuell erwartete Wachstum von 0,9 Prozent für 2026 dürfte damit wieder deutlich über 1 Prozent zu liegen kommen.

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Das KOF Institut der ETH erwartet einen Anstieg des BIP durch den Zoll-Deal. - ETH Zürich

Auch rechnet das KOF nicht mehr mit einem Wegfall von 7500 bis 15'000 Vollzeitstellen in den vorher von den Zöllen besonders betroffenen Branchen Maschinenbau, Präzisionsinstrumente, Uhren- und Nahrungsmittelindustrie. Der Grossteil der Arbeitsplätze sei nun nicht mehr bedroht, heisst es weiter.

Auch niedrige Zölle bringen Einkommensverlust

«Der neue Zollsatz bringt Erleichterung, allerdings bleiben erhebliche Belastungen und Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft bestehen», sagt KOF Co-Direktor Hans Gersbach. So werde auch der tiefere Zollsatz von 15 Prozent 0,2 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten. Im Durchschnitt sind das rund 150 Franken Einkommensverlust für jede Schweizerin oder jeden Schweizer, rechnen die Ökonomen vor.

«Ein erhebliches Risiko besteht aufgrund der Bestrebungen der US-Administration, die Preise für Medikamente in den USA zu senken und dadurch, dass die Pharmaindustrie massive Investitionen in den USA versprochen hat», heisst es weiter. Bekanntlich forderte US-Präsident Donald Trump Pharmaunternehmen mehrmals dazu auf, die Preise für Medikamente in den USA massiv zu senken.

Da der Pharmasektor rund 6 Prozent zum BIP in der Schweiz beiträgt, gebe es hier ein erhebliches Risiko. Diese bestünden neben den Zöllen auch in massiven Wertschöpfungsverlagerungen in die USA und ins Ausland wie auch in der Umstrukturierung der Lieferketten und tieferen Investitionen in der Schweiz.

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Donald Trump will die Medikamentenpreise senken, was der Schweizer Wirtschaft schaden kann. - keystone

Mittelfristig erwartet das KOF, dass die Produktionsverlagerungen in die USA die Pharmaexporte deutlich reduzieren werden. «Es ist zudem absehbar, dass das grosse Wachstum des Pharmasektors in der Schweiz zum Ende kommt und eine Stagnation kein pessimistisches Szenario ist», heisst es weiter.

Die versprochenen Investitionen von über 200 Milliarden US-Dollar in die USA bis 2028 seien extrem hoch. Die Direktinvestitionen müssten sich daher gemäss KOF «vervielfachen». Dies könnte wiederum negative Folgen für die Investitionen in der Schweiz haben.

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«Unklar ist auch, was passiert, wenn private Akteure, die Investitionen versprochen haben, sie am Schluss nicht machen würden oder könnten», sagt Gersbach. Die Marktzugeständnisse für Importquoten im Agrarsektor würden dagegen keine grosse Rolle spielen.

Durch eine Verlagerung der Goldverarbeitung in die USA werde der Handelsüberschuss der Schweiz mit den USA laut dem KOF nicht deutlich kleiner werden. Denn mit wenigen Ausnahmen habe es in den letzten Jahren keinen Überschuss im Goldhandel mit den USA gegeben.

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