Zwei Maschinen zur Herstellung von Hygienemasken im Wert von 1,6 Millionen Franken. Empfänger: eine Firma im Kanton St.Gallen. Bezahlt: durch den Steuerzahler.
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Ein Mann trägt eine FFP-2-Schutzmaske. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Firma erhält zwei Maschinen zur Herstellung von Masken, bezahlt durch Steuergelder.
  • Der Bund und der Kanton Zürich wollen damit den Masken-Engpass bekämpfen.
  • Was nach dem Engpass mit den Maschinen geschieht, ist noch unklar.

Eine kleine Meldung vom Bund am Mittwochabend. «Produktionsmaschinen für FFP2-Masken in der Schweiz eingetroffen». Die zwei Maschinen für über anderthalb Millionen Franken gehen an eine private Firma, werden aber vom Steuerzahler finanziert. Das wirft Fragen auf.

In der Mitteilung heisst es, die beiden Produktionsmaschinen aus China seien mit einem Swiss-Flug in die Schweiz geliefert worden. Installiert werden sie nun in Flawil im Kanton St. Gallen.

Masken gehen weg wie warme Weggli

Dort stellt die Firma Flawa Consumer GmbH seit kurzem Schutzmasken her, zuvor fertigte der Wattespezialist unter anderem Wattestäbchen. Seither gehen die Schutzmasken über den Onlineshop weg wie warme Weggli. Nun baut sie ihre Maskenproduktion also aus.

Universalmaske von Flawa zum Einmalgebrauch.
Universalmaske von Flawa zum Einmalgebrauch. - zVg

Allerdings: Bezahlen musst Flawa für die beiden neuen Maschinen nichts. Je 800'000 Franken berappen der Bund und der Kanton Zürich. Neben Universalmasken für den Einmalgebrauch stellt Flawa nun also auch FFP-2-Masken her.

Swissmem gab den Zuschlag

Die FFP-2-Masken werden im Gesundheitswesen verwendet, erklärt VBS-Sprecherin Carolina Bohren auf Nachfrage. Den Entscheid, die Maschinen bei der Flawa in Betrieb zu nehmen, verantwortet der Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem).

Auf den Aufruf via Swissmem habe sich die Flawiler Firma gemeldet, erklärt Bohren. «Swissmem entschied sich schlussendlich für die Flawa AG als Produktionspartnerin.»

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Die beiden Masken-Maschinen aus Shanghai werden am Flughafen Zürich aus dem Swiss-Flugzeug entladen. - zVg/Swiss

Zustande kam der China-Deal allerdings dank den Kontakten der Thurgauer Firma Autefa. Je eine der Maschinen gehört nun dem Kanton Zürich und dem Bund, sie bezahlten je die Hälfte der 1,6 Millionen.

Flawa zahlt die Herstellungskosten

Die Arbeiter sind jedoch bei Flawa angestellt, welche auch deren Lohn bezahlt. Verkauf und Distribution der Masken allerdings laufen über Armeeapotheke und über die Kantonsapotheke Zürich, wie Carolina Bohren erklärt.

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Diese Atemschutz-Faltmaske von tinovamed GmbH ist eine zertifizierte FFP2-Atemschutzmaske. - sapros.ch

«50 Prozent der produzierten Masken werden durch die Armeeapotheke an die Besteller im Ressourcenmanagement Bund, also an die Kantone und Akteure im Gesundheitswesen, verkauft», so Bohren. Die anderen 50 Prozent verkauft die Kantonsapotheke Zürich an das Gesundheitswesen in ihrem Kanton.

Dem Kanton Zürich, so Patrick Borer vom Amt für Gesundheit, sei die Beschaffung der Maskenmaschine zur Produktion der dringend benötigten Masken wichtig gewesen. Der Standort sei zweitrangig. «Als Herstellerin von Spezialtextilien im Gesundheitsbereich ist Flawa bestens für den Betrieb der Maschine und die Beschaffung der benötigen Rohmaterialien ausgewiesen. Beides erfordert hohe Kompetenz im betreffenden Bereich», so Borer.

Masken zum Selbstkostenpreis

Der Verkaufspreis der Masken sei noch nicht klar, ergänzt Bohren vom VBS. «Die Preiskalkulation ist noch im Gange und hängt von den volatilen Rohstoffpreisen ab. Bund und Kanton werden die Masken zum Selbstkostenpreis abgeben.» Der Preis werde voraussichtlich unter den heutigen, mit sehr hohen Margen behafteten Weltmarktpreisen liegen, bestätigt auch der Kanton Zürich. Die Kosten für den Hersteller würden natürlich über den Produktpreis abgegolten.

Und was passiert mit den Maschinen, wenn genügend Masken hergestellt sind? Darf Flawa diese behalten? «Die Weiterverwendung der Maschinen nach der Corona-Pandemie wird zu einem späteren Zeitpunkt geregelt», so Carolina Bohren.

Gemäss Patrick Borer stehen mehrere Varianten zur Diskussion. «Es ist auf jeden Fall nicht die Absicht des Kantons, den freien Markt zu konkurrenzieren», sagt er.

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