Wegen Diphtherie-Fällen stehen Bewohner des Bundesasylzentrums in Bern unter Quarantäne. Die Krankheit verläuft in vielen Fällen tödlich.
Diphtherie
Das ehemalige Zieglerspital in der Stadt Bern wurde 2016 zu einem Bundesasylzentrum umfunktioniert. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Bundesasylzentrum der Stadt Bern sind mehrere Fälle von Diphtherie aufgetreten.
  • Die Behörden haben die betroffenen Bereiche nun unter knallharte Quarantäne gestellt.
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Im Bundesasylzentrum Bern im ehemaligen Zieglerspital sind mehrere Fälle von Diphtherie aufgetreten. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) bestätigt auf Anfrage eine entsprechende Information von Nau.ch.

«Bei zwei Personen wurde Rachendiphtherie bestätigt, und es liegt ein positiver Toxin-Befund vor», sagt Sprecher Samuel Wyss. Bei vier weiteren Personen wurde Rachendiphtherie bestätigt, der Toxin-Befund sei noch ausstehend. Respiratorische Symptome seien nicht vorhanden.

Weit über 100 Personen in Quarantäne

Betroffen von der Quarantäne sind demnach zwei Stockwerke. Im siebten Stock seien 92 unbegleitete Minderjährige in Quarantäne, im 5. Stock 83 Asylsuchende. «Grundsätzlich ist das ganze Bundesasylzentrum derzeit geschlossen, es sind also momentan keine externen Termine und/oder Transfers möglich», erklärt Wyss die Massnahmen.

Die infizierten Personen befänden sich in Isolation. «Alle anderen sind in ihrer Etage miteinander in Kontakt», erklärt der Sprecher. Zusätzlich gelte im ganzen Gebäude eine Maskenpflicht. Bewohner der anderen Stockwerke dürften sich frei bewegen.

Neben regelmässigen Tests würden auch Impfungen angeboten. Eine Impfskepsis sei nicht vorhanden.

Zieglerspital Bern Bundesasylzentrum
Das Bundesasylzentrum beim Zieglerspital liegt zentral in der Stadt Bern. - Screenshot Google Earth

Bei Diphtherie handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) existieren zwei Arten: die Atemwegs- oder Rachen-Diphtherie und die Haut-Diphtherie.

Die Gesundheitsbehörde schreibt auf ihrer Homepage, dass in der Schweiz zuletzt 1983 ein Fall von Rachendiphtherie aufgetreten sei. Die wenigen Fälle der letzten Jahre betrafen gemäss Statistik Haut-Diphtherie.

Der Erreger befalle in Fällen wie den vorliegenden primär die oberen Atemwege und produziere ein Gift, welches zu gefährlichen Komplikationen und Spätschäden führen könne. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion – also etwa bei Körperkontakt, dem Husten oder Niesen.

BAG: Sterblichkeit mit «bis zu 50 Prozent» hoch

Die Krankheit beginne bei Infizierten nach zwei bis fünf Tagen mit «Halsschmerzen, Fieber und Schluckbeschwerden». Später treten Heiserkeit, pfeifender Atem und Lymphknotenschwellungen auf. Es entstehe eine Mandel- und/oder Rachenentzündung mit grau-weissen, süsslich riechenden Belägen.

Diese Beläge bluten gemäss BAG beim Abstreifen und verschliessen die Atemwege unter Umständen so weit, dass der Patient unter schwerer Atemnot leidet oder sogar erstickt. Die Sterblichkeit bei Rachendiphtherie sei mit bis zu 50 Prozent «hoch», schreibt das BAG.

Durch die sofortige Verabreichung eines Gegengifts sinke dieser aber auf fünf bis zehn Prozent. Besonders gefährdet sind gemäss der Gesundheitsbehörde ungeimpfte Kleinkinder und ältere Personen.

Diphtherie in der Schweiz dank Impfung verschwunden

In der Schweiz ist die Krankheit praktisch ausgerottet, was mit der Impfung zusammenhängt. Diese wird Kleinkindern in Kombination mit Starrkrampf, Keuchhusten und Kinderlähmung bereits im Alter von zwei Monaten verabreicht.

Impfung Diphtherie Schweiz
In der Schweiz werden Babys bereits vor ihrem ersten Geburtstag mehrmals gegen Diphtherie geimpft. - Keystone

Im Alter von vier und zwölf Monaten, zwischen vier bis sieben und elf bis 15 Jahren wird diese erneut gespritzt. Danach empfiehlt das BAG weitere Auffrischimpfungen im Alter von 25, 45 und 65 Jahren.

Sind Sie gegen Diphtherie geimpft?

Während die Krankheit in der Schweiz praktisch verschwunden ist, tritt sie gemäss BAG in Ländern mit tiefer Durchimpfung noch auf. Konkret betroffen seien Regionen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Zur Nationalität der infizierten Personen macht das SEM wegen des Persönlichkeitsschutzes auf Anfrage keine Angabe.

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