Der Politbetrieb kennt die politischen Seiten der vier Bundesratskandidaten von SP und SVP. Nau.ch beleuchtet die (wirklich!) relevanten Unterschiede.
Hans-Ueli Vogt und Albert Rösti stimmen ein gemeinsames Ständchen an. - SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Je zwei SVPler und SPlerinnen kandidieren für den Bundesrat.
  • Politisch sind innerparteilich kaum Differenzen auszumachen.
  • Auf persönlicher Ebene zeigen sich aber sehr verschiedene Charaktereigenschaften.

Das Parlament wählt am 7. Dezember zwei neue Mitglieder für den Bundesrat. Sei es in Interviews, im Fernseher, auf den sozialen Medien, in öffentlichen oder geheimen Hearings: Die zwei Kandidatinnen und zwei Kandidaten weibeln seit Wochen für ihre Kandidatur.

Die Qualifikation für das Amt bringen alle vier ohne Zweifel mit. Doch neben den harten Fakten spielen auch die Softskills bei den Überlegungen und im Unterbewusstsein der Parlamentarier eine Rolle.

Elisabeth Baume-Schneider (SP/JU)

Wer so gerne «lismet» wie die Jurassische Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider verliert auch in den komplexesten Diskussionen nicht so schnell den Faden. Mit ihrer Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof kann sie bei allen Punkte sammeln, die «Buuremeitschi» als Kompliment im aktiven Wortschatz pflegen. Und wo sie mit ihrem «Berndütsch als Superkraft» Sympathien sammelt, ist selbsterklärend.

Bundesrat Baume-Schneider
Bundesratskandidatin Elisabeth Baume-Schneider, Ständerätin SP Jura, vor dem Hearing bei der SVP, am 30.11.2022. - Keystone

Allerdings schlummert in Baume-Schneider womöglich eine eiskalte Alleinherrscherin. Denn mit der nötigen Macht ausgestattet, würde sie der ganzen Welt den Frieden aufbrummen. Sogar wenn die Mehrheit dagegen wäre, wie sie unverblümt zugibt.

Viel wurde darüber spekuliert, ob ihre Herkunft sie unwählbar mache, da es zu einer Übervertretung der Romandie im Bundesrat käme. Allerdings ist die Wahrnehmung des jüngsten Kantons der Schweiz ambivalent und ihr Geburtsort St. Imier liegt im Berner Jura. Falls die Wahl des Berners Albert Rösti ihr diesen Weg versperrte, kann sie noch die Nähe zu Basel retten. Oder in den Worten eines Bauernvertreters nach einer Anhörung – «das ist fast Hans was Heiri».

Eva Herzog (SP/BS)

Die Favoritin im Rennen mag es, wenn sie mit dem Velo durch «ihr» Basel fahren kann und dabei von Wildfremden erkannt wird. Damit wäre sie weniger eine Nachfolgerin für Bus-Pendlerin Simonetta Sommaruga, als für den ehemaligen Major der Radfahrertruppen, Ueli Maurer. Dieser wird auch gerne von Fremden gegrüsst, vor allem, wenn sie noch ein T-Shirt für ihn dabei haben.

Eva Herzog Bundesrat
Eva Herzog, Ständerätin SP-BS, nimmt während einer Medienkonferenz Stellung zur Bundesratskandidatur, am 10. November 2022 im Hotel Bern in Bern. - Keystone

Wie Maurer geht Herzog gerne an die Grenzen – das hat sie so zwar nicht gesagt, alles andere wäre aber eher abwegig. Schliesslich ist ihr Büro nur zwei Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Und zwei Kilometer von der französischen Grenze. Sie ist quasi schon dort, wo Maurer hin will, noch bevor sie in den Bundesrat gewählt wird.

Herzog mag nicht nur Fremde, sondern ist auch gegenüber ganz, ganz schlimmen Menschen kulant. So wünscht sie niemandem Unfall oder Krankheit an den Hals, egal wem. Vor die Wahl gestellt, würde sie gerne als Tier weiterleben statt zu sterben: Ihr (verstorbener) Kater Max habe das schönste Leben gehabt. Als Bundesrätin müsste sie also noch lernen, dass Einzelfälle nicht zwingend für die Allgemeinheit Gültigkeit haben.

Albert Rösti (SVP/BE)

Wer derart vielen Mandate neben dem Politbetrieb und der Familie jonglieren kann wie Albert Rösti, wird den Bundesratsjob fast als Teilzeit-Anstellung empfinden. So war Rösti jahrelang parallel Präsident von Swissoil, der AKW-Lobby «Aves» und des Wasserwirtschaftsverbands. Energie hat er also genug, ob brennbar, erneuerbar oder nuklear.

Rösti SVP
Albert Rösti bei der Delegiertenversammlung der SVP. - keystone

Rösti gilt entsprechend als prädestiniert für das Uvek. Im Finanzdepartement müsste er sich wohl mit Delegieren begnügen, denn die Rechnerei scheint nicht so sein Ding zu sein. Auf die Frage, wie viel er denn verdiene im Jahr, wusste er nur, dass es deutlich weniger als 456‘854 Franken sind. Aber das wusste er immerhin: So viel verdient ein Bundesrat.

Es ist ja auch etwas schwierig, bei dieser Spesenrechnung die Übersicht zu behalten, wenn man die eigenen Kollegen morgendlich mit Schoggimüsli bestechen muss. Warum dieser raffinierte Trick funktioniert, trotz Marzipanfüllung, weiss nur die SVP. Immerhin scheint Rösti tonangebend zu sein, wenn auf Kinderwunsch hin «Atemlos» angestimmt werden soll. Wiederum scheint es mit Dossierkenntnis in den Details wie «Melodie» und «Text» aber nicht weit her zu sein.

Hans-Ueli Vogt (SVP/ZH)

Dass sich der Bundesrat bei steigenden Staatsausgaben ein eigenes Social-Media-Team leistet, stösst der SVP sauer auf. Umso besser, dass der Instagram-affine Hans-Ueli Vogt auf diesem Gebiet besser aufgestellt ist als der heutige Finanzminister Ueli Maurer.

Hans-Ueli Vogt Bundesratswahlen
Barfuss am Strand und mit Shakespeare-Zitat zeigt sich Hans-Ueli Vogt auf Instagram - Screenshot Instagram

Der Stadtzürcher Professor hat als Anwalt auch den richtigen beruflichen Weg gewählt. Als Jurist wäre er bundesrätlich in bester Gesellschaft. Jedenfalls so lange niemand auf die Idee kommt, die Berufsstände müssten ebenfalls angemessen vertreten sein.

Defizite hat Vogt hingegen auch: So hat er angeblich keinen Kontakt zu Christoph Blocher. Ausserdem könne er nicht lügen. Was nur bedingt ungelogen ist, denn sonst hätte er doch von Anfang an gesagt, dass er nicht «Atemlos» singen kann.

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