Der Taiwan-Besuch einer Schweizer Parlamentariergruppe war diplomatisch heikel. Eine Nationalrätin der Grünen setzte noch einen Fauxpas obendrauf.
Taiwan Schweiz Parlamentarier Besuch
Gruppenbild anlässlich des Besuchs der Schweizer Parlamentarier-Delegation in Taiwan, mit Léonore Porchet (2. von links) und Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen((Mitte). - Twitter/@iingwen
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Parlaments-Delegation beging in Taiwan einen diplomatischen Ausrutscher.
  • Dabei ging es für einmal weniger um die Beziehungen zu China.
  • Die Garderobe einer Nationalrätin war suboptimal. Ein Kommentar.

Die parlamentarische Freundschaftsgruppe Schweiz-Taiwan hat getan, was man unter Freunden halt so tut: Einen Besuch. Dass Schweizer Politiker in halbwegs offizieller Mission die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-wen treffen, sorgte für einigen Wirbel: China war nicht erfreut, eine Bombendrohung hielt vorübergehend Metro und Flughafen in Atem. Denn die Schweiz hat Taiwan gar nie als Staat anerkannt.

Grüner Fauxpas in 4 Farben

Dass Schweizer Parlamentarier Reisen tun, die andere tunlichst gelassen hätten, kennen wir. Dass Freundschaftsgruppen-Co-Präsident Fabian Molina (SP) ab und zu zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist: geschenkt. Fast unbemerkt von der geopolitischen Weltöffentlichkeit blieb in Taiwan aber ein weiterer diplomatischer Zwischenfall, verursacht durch Grünen Nationalrätin Léonore Porchet.

Léonore Porchet Turnschuhe Sneakers
Grünen-Nationalrätin Léonore Porchet kommentiert auf Twitter die «lustige Episode» mit ihrem Garderobe-Fauxpas. - Screenshot Twitter

Ihr Koffer sei beim Flug nach Taipeh verloren gegangen, gibt sie der französischsprachigen Ausgabe des «Blick» zu Protokoll. Weil offenbar auch in der Millionenmetropole frühmorgens die Schuhläden geschlossen haben, liess sich keine protokollarisch adäquate Fussbekleidung organisieren. Weshalb Nationalrätin Porchet in einem Paar «Nike Air Max SC» Präsidentin Tsai Ing-wen gegenübertrat. In den Farben Photonenstaub/verwaschenes Blaugrün/Weiss/Schwarz, wie uns der Hersteller in viel kühler klingendem Englisch glaubhaft machen will.

Taiwanische Präsidentin neckt neckisches Outfit

Das taiwanische Staatsoberhaupt scheint sich indes schon einiges gewohnt zu sein von europäischem Besuch. Gleich zweimal habe Tsai Ing-wen in ihren Ansprachen auf das lockere Schuhwerk Bezug genommen. Und sie zudem dazu verknurrt, auf dem Gruppenfoto möglichst vordergründig dazustehen.

Tsai Ing-wen Léonore Porchet
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen begrüsst Nationalrätin Léonore Porchet (Grüne) und deren unpassende Schuhe. - Twitter/@iingwen

Nicht nur das: Auf Twitter verbreitete die taiwanische Regierung nicht nur dieses Bild. Sondern abgesehen von zwei Standard-Schnappschüssen auch ausgerechnet eins von Tsai Ing-wen und Léonore Porchet. Mit gut sichtbaren Leisetretern mit überdimensionaler Luftdämpfung.

Nike Air Max SC
Die Nike Air Max SC sind laut Hersteller ein Herrenschuh für den Einsatz im Alltag. - nike.com

Porchet nimmt die diplomatischen Tritte ans Schienbein sportlich: «Mes Sneakers sont désormais des stars». Ihre Turnlatschen seien von jetzt an berühmt, twittert sie als Kommentar zu Bild und Artikel über «la paire de baskets». Also alles nicht weiter tragisch?

Ein Skandal!

Jedenfalls scheint die Episode nicht ganz so weltbewegend zu sein, wie die staubigen Schuhe von Bundesrat Ignazio Cassis in Niger. Die «Air Max» sind weitaus weniger rücktrittsgefährdende Trittpuffer als die Absätze der deutschen Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht.

Ignazio Cassis Schuhe Niger
Bundespräsident Ignazio Cassis sorgte in der Residenz des Sultans von Agadez, Ibrahim Oumarou, in Niger im Februar 2022 mit seinen staubigen Schuhen für Aufsehen.
Christine Lambrecht Stöckelschuhe
Die ex-Verteidigungsministerin Deutschlands, Christine Lambrecht, bevorzugte Stöckelschuhe für Truppenbesuche – und kassierte dafür Kritik.

Vor allem sind sie kein Vergleich zu den Turnschuhen, mit denen einst ein Genfer Grosi bewies, dass man mit kleinen Schritten von Nord- nach Südkorea kommt: Diese stehen heute im Nationalmuseum.

Schuhe Micheline Calmy-Rey Nationalmuseum
Mit roten Turnschuhen mit einem weissen Schweizerkreuz überschritt die damalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey 2003 die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. - blog.nationalmuseum.ch

Schlimm ist auch nicht, dass es Léonore Porchet wohl wahnsinnig woke findet, sich im Regal für adoleszente Männer in Klappstühlen zu bedienen. Oder dass Photonen selbstverständlich keinen Staub machen können.

Nein, den wahren Skandal muss man nicht zwischen den Zeilen lesen: «Sneakers»? «Baskets? Haben die auf Französisch kein Wort für solcherlei Galoschen?

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