Coronavirus: Reaktionen zur Massnahmen-Lockerung vor einem Jahr

Heute vor einem Jahr hat der Bund beschlossen, den Grossteil der Corona-Massnahmen aufzuheben. Am 17. Februar 2022 fielen die Zertifikats- und Maskenpflicht in Läden, Restaurants und Kulturbetrieben. Einzig die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr blieb in Kraft.

Vor einem Jahr hat der Schritt die Geister gespalten – doch die Zeit heilt alle Wunden. Nau.ch wirft einen Blick in die Vergangenheit und zeigt auf, wer nach dem Entscheid aus Bundesbern wie reagiert hat.

Insbesondere Massnahmen-Turbos tobten nach dem Entscheid des Bundesrats: Die Hashtags #DummWieDieSchweiz und #SwissCovidFail trendeten zeitweise auf Twitter. Meist anonyme User bezeichneten den Entscheid als «eine Schande für das Land». Die Massnahmen-Turbos waren überzeugt, Berset gehört hinter Gitter – mitsamt der Selbstverantwortung.

Die offizielle Schweiz war vor einem Jahr mehrheitlich zufrieden. Insbesondere Detailhändler und Clubbesitzer waren erleichtert. Auch die Parteien waren mit dem Bundesrat grundsätzlich einverstanden, dass der Schritt richtig war – allerdings mit Nuancen. Die FDP forderte, dass zwingend Lehren gezogen werden müssten, die Grünliberalen mahnten, es brauche nun Vorbereitungen für den Herbst.

Das forderte auch die SP, aber nicht von ihrem Bundesrat Berset, sondern von den Kantonen. Die SVP begrüsste zwar, «dass der Bundesrat die meisten Corona-Massnahmen – insbesondere die diskriminierende Zertifikatspflicht – endlich aufhebt.» Anders als den mahnenden Mitte-Links-Parteien ging es der Volkspartei aber zu wenig schnell, denn auch die Maskenpflicht im ÖV müsse sofort fallen.

Die Erleichterung in der Bevölkerung war beinahe greifbar, die Freude kam aus ganz unterschiedlichen Ecken. Für die einen war es einfach «geil», andere freuten sich «megamässig» einfach mal jenseits aller Argumentiererei. Freude herrschte auch im berüchtigten Restaurant «Walliserkanne» in Zermatt: Ohne Massnahmen gab es keinen Anlass für Widerstand und somit keinen Grund für Schliessungen mehr.

Fast schon wehmütig orakelten darum einige, wie es wohl mit den fast schon zur Tradition gewordenen Corona-Demos weitergehen werde. Auch nur noch im ÖV? Oder wollen Freiheitstrychler und andere Massnahmengegner jetzt die Lorbeeren für das Massnahmenende einheimsen?

Fast noch zahlreicher als die Judihui-Fraktion waren diejenigen, die mit angezogener Handbremse hofften, dass das auch wirklich gut komme. Nun hiess es Daumendrücken, dass das gut komme, wobei, meinten andere, das mit der Eigenverantwortung kaum klappen werde. Einige wünschten einfach Glück, andere hofften, dass die Berater des Bundesrats gute Grundlagen hätten. Immerhin gebe es in den Nachbarländern ja noch Einschränkungen.

Gerade die Zurückhaltung in Deutschland sorgte beidseits der Grenze für Fingerzeigerei. Das hämische «Guck mal, wir sind maskenfrei» von südlich des Bodensees ergänzte den wehmütigen Blick von Konstanz in Ricktung Kreuzlingen. Recht behalten solle dagegen ausgerechnet jener Spötter, der meinte, da habe wohl jemand wahrsagerische Fähigkeiten: Das Coronavirus wurde bis im Herbst tatsächlich abgemildert – allen Unkenrufen zum Trotz.