Offiziell sagt kaum jemand etwas Konkretes in ein Mikrofon. Aber hinter vorgehaltener Hand scheint man sich in Sachen Bundesratswahl überparteilich einig.
Beat Jans Jon Pult
Bundesratskandidat Beat Jans beantwortet nach seinem Hearing bei der Bauern-Lobby Fragen von Journalisten, während Bundesratskandidat Jon Pult zu seinem Hearing geht, am Montag, 4. Dezember 2023 im Bundeshaus in Bern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In fünf Tagen sind die Gesamterneuerungswahlen des Bundesrats.
  • Offiziell sagt kaum jemand etwas, in der Wandelhalle wird derweil eifrig getuschelt.
  • Hinter vorgehaltener Hand scheint alles klar – oder kommt es ganz anders?
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Die FDP hebt den Mahnfinger: Nur wenn alles mit rechten Dingen zugeht, wird sie am kommenden Mittwoch einen der beiden SP-Kandidaten wählen. Lies: Nur, wenn nicht vorher ein Angriff auf ihre beiden Regierungsmitglieder Ignazio Cassis oder Karin Keller-Sutter erfolgt. Welchen SP-Kandidaten sie bevorzugt, das sagt aber auch die FDP nicht – genau wie alle anderen Parteien. Zumindest offiziell nicht.

Erstens kommt es anders…

Derweil ist insbesondere Jon Pult, der als Nationalrat einen Standortvorteil hat, fast permanent mit irgendwelchen Ratsgschpänli am Plaudern. Favorisiert sei inoffiziell aber nach wie vor Beat Jans, sagt ein altgedienter Nationalrat, der gleichzeitig seine Unbestechlichkeit betont: Er habe Pult zum Kaffee eingeladen, nicht umgekehrt.

Jans Gysin Pult Nordmann
Kandidat Beat Jans wird kurz vor dem Hearing bei «Alliance f» durch einen Anruf unterbrochen (links), Pult-Lobbyistin Sandra Locher Benguerel beackert Greta Gysin (GPS/TI) und Jon Pult tuschelt mit Roger Nordmann (SP/VD). - Nau.ch

So sehen dies auch die meisten anderen – nicht bezüglich Kaffeerechnung, sondern bezüglich Chancen. Ha, man stelle sich vor, jeder würde Jon Pult zum Kaffee einladen. Nein, der Basler Regierungspräsident Beat Jans habe die Nase vorn, ganz koffeinfrei. Gleichzeitig ist man sich aber auch einig: Darauf wetten würde man nicht.

Wen soll die Bundesversammlung am 13. Dezember in den Bundesrat wählen?

Denn die Dynamik von Bundesratswahlen ist manchmal schwer vorhersehbar. Bezeichnend deshalb auch, dass trotz vier Jahren Nationalratsdasein viele Parlamentarier diesen Jon Pult noch besser kennenlernen wollen. Einigen ist der 39-Jährige zu jung, mit zu geringem Leistungsausweis, der 20 Jahre ältere Beat Jans geht dagegen schon in Richtung «graue Eminenz».

Kein Jung-Pult – aber vielleicht ein Antik-Möbel Pfister?

Nachdem dem grünen Sprengkandidaten Gerhard Andrey wenig Chancen eingeräumt werden, soll das Rennen nun mit dem anderen Gerhard spannend werden. Mitte-Präsident Gerhard Pfister soll einen der beiden FDP-Sitze erhalten, schliesslich hat seine Partei einen minimalen Vorsprung herausgeholt bei den letzten Wahlen.

Gerhard Pfister Berset Parmelin
Alterspräsident Gerhard Pfister (Mitte/ZG), links, diskutiert mit Bundesrat Guy Parmelin (SVP/VD), Mitte, und Bundespräsident Alain Berset (SP/FR), während der ersten Sitzung zu Beginn der 52. Legislatur, am 4. Dezember 2023, im Nationalrat in Bern. - keystone

Dieser «Geheimplan» habe aber eine ganze Reihe von Problemen, heisst es in der Wandelhalle, und solle wohl lediglich die Spannung hochhalten. Zum einen gebe es nämlich keinen Geheimplan und schon gar nicht einen, der ganz ungeheim in den Medien herumgeboten werde. Jaja, kennen wir, aus diesen Crime-Serien, die Gerhard Pfister so gerne sieht: «Ich kann es Ihnen nicht sagen, und wenn ich es sagen würde, müsste ich Sie … eliminieren.»

Aus Spiel und Spass wurde Spannung

Was dann nach sehr geheimnisvollem Geheimnis tönt. Andere aber rechnen vor, dass ein solcher Plan schon rein zahlenmässig nicht aufgehe. Rein hypothetisch wäre zwar ein «Unfall» möglich: Dass vor lauter Blödtun der «falsche» Kandidat nach den ersten zwei Wahlrunden rausfault. Aber dazu müssten etwa die Gerhards beide mehr Stimmen machen als Ignazio Cassis.

Der Grüne Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey (links) kommentiert seine Kandidatur für den Bundesrat, daneben Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (NR/BE) und die abtretende Ständerätin Adèle Thorens Goumaz (VD), Leiterin der Prüfungskommission (rechts).
Der Grüne Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey (links) kommentiert seine Kandidatur für den Bundesrat, daneben Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (NR/BE) und die abtretende Ständerätin Adèle Thorens Goumaz (VD), Leiterin der Prüfungskommission (rechts). - sda - KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Ein Szenario, das auf die Stimmen der «Mitte» angewiesen wäre, und die will keinen amtierenden Bundesrat abwählen. Das sage nicht ich, das sagt Gerhard Pfister, seit Jahren. Also werde es wohl, je nach Wahlgang, bei ein paar Proteststimmen bleiben: Mal für Pfister, mal für Andrey, mal für Daniel Jositsch, den Lieblings-Sozi aller Bürgerlichen.

Umgekehrt ist es ja schon so, dass Gerhard Pfister in den letzten Tagen sehr in sich gekehrt durch die Bundeshausgänge schleicht. Das erwähne ich jetzt aber nur der Vollständigkeit halber und im Dienste der Transparenz. Und sicher nicht, weil die Spannung hochgehalten werden müsste. Oder?

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