Der Bundesrat erklärt, wie er verhindern will, dass es zu einem weiteren Fall Credit Suisse kommt. Helfen soll ein Paket mit verschiedenen Massnahmen.
Bundesrätin Karin Keller-Sutter informiert im Rahmen einer Medienkonferenz über die geplanten Anpassungen der Too-Big-to-fail-Regulierungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gewisse Lücken in der Schweizer Bankenregulierung sollen geschlossen werden.
  • Der Bundesrat will unter anderem klarere Verantwortlichkeiten und mehr Finma-Kompetenzen.
  • Andere Massnahmen wie ein Boni-Verbot sind dagegen kein Thema, heisst es aus Bern.
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Klarere Zuordnung von Verantwortlichkeiten, mehr Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht, krisenfestere Abwicklungspläne: So will der Bundesrat einen zweiten Fall CS verhindern. Nicht infrage kommen für ihn generell höhere Eigenmittelanforderungen und ein Boni-Verbot.

Im Nachgang zum Aus der Credit Suisse (CS) hatte das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) eine Gesamtevaluierung des Regelwerks in Aussicht gestellt. Am Mittwoch wurde der 339 Seiten umfassende Bericht publiziert.

Karin Keller-Sutter
Karin Keller-Sutter und der Bundesrat legen einen Plan für die Regulierung der Banken vor.
Credit Suisse
Das Ziel: Verhindern, dass sich das Drama um die Credit Suisse wiederholt.
UBS
Es soll verschiedene Massnahmen geben – aber beispielsweise kein Boni-Verbot.

Der Bundesrat kommt darin zu folgendem Schluss: «Viele der national und international bereits eingeführten Massnahmen zur Erhöhung der Finanzstabilität haben sich grundsätzlich bewährt.» Die Analyse zeige aber auch Lücken im bestehenden Dispositiv und somit Handlungsbedarf zur Weiterentwicklung und Stärkung der Bankenregulierung.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter erklärt, dass das oberste Ziel des Bundesrates der Schutz der Steuerzahlenden und der Wirtschaft sei. «Der Fall der Credit Suisse darf sich nicht wiederholen!» Die Krise einer Bank dürfe nicht zur Gefahr für die gesamte Volkswirtschaft werden, erklärt Keller-Sutter.

Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen verfolgten drei Stossrichtungen, erklärt Keller-Sutter: Erstens sei dies die Prävention. Existenzielle Krisen von Banken müssten besser verhindert werden können. Zweitens müssten die Instrumente gestärkt werden, um allfällige Krisen im Eintrittsfall besser bewältigen zu können. Drittens müsste die Abwicklungsfähigkeit von systemrelevanten Banken verbessert werden.

Boni-Verbot laut Bundesrat «nicht zielführend»

Der Bundesrat schlägt etwa erweiterte Kompetenzen für die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) vor – beispielsweise klare Verantwortlichkeiten der Manager. Eine Bussenkompetenz der Finma wird geprüft.

Müssen die Schweizer Banken aus Ihrer Sicht stärker reguliert werden?

Kein Thema für den Bundesrat ist eine Boni-Limite oder ein Boni-Verbot. Ein solches Instrument wäre aus seiner Sicht «nicht zielführend». In Studien seien als Nebeneffekt höhere Fixgehälter beobachtet worden. Boni sollen laut dem Bundesrat aber an Kriterien des langfristigen wirtschaftlichen Erfolgs gebunden sein und auch Sperrfristen unterliegen können.

«Wer für Missmanagement verantwortlich ist, soll zur Verantwortung gezogen werden können», erklärt Karin Keller-Sutter. Entsprechend sollen Boni gestrichen werden können – auch rückwirkend. Es gehe dabei «nicht um Bestrafung, sondern um Prävention», sagt die Finanzministerin.

Gestaffeltes Vorgehen

Bei den weiteren Arbeiten zur Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen wird der Bundesrat auch die Ergebnisse der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) berücksichtigen. Deren Bericht wird für Ende Jahr erwartet.

Credit Suisse
Credit-Suisse-Banker erhielten kurz vor dem Untergang der Bank noch hohe Boni – jetzt erhebt die UBS Anspruch. - Keystone

Ziel ist es, in der ersten Hälfte 2025 gleichzeitig zwei Pakete für die Umsetzung zu präsentieren. Eines mit Änderungen auf Verordnungsstufe, die vom Bundesrat verabschiedet werden können. Das andere wiederum mit den Eckwerten für die Änderungen auf Gesetzesstufe, welche dem Parlament unterbreitet werden.

Keine Garantie – «Anstand lässt sich nicht regulieren»

Karin Keller-Sutter betont: «Anstand lässt sich nicht regulieren! Der Mensch bleibt einfach Mensch – das ist auch weiterhin so.» Gleichzeitig hätten längst nicht alle Banken dieselbe Kultur.

Die Kultur sei nämlich eine Frage der Führung – man könne sie mit Massnahmen etwas fördern oder begleiten. «Es gibt aber auch Menschen, die auf der Autobahn zu schnell fahren, obwohl sie wissen, dass man das nicht darf.» Regelverletzungen könne der Bund nicht verhindern. Entscheidend sei, dass im Falle von Regelverletzungen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können, so Keller-Sutter.

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