Das BAG verlangt von 250 Ärzten eine «verbindliche Bestätigung», dass Corona-Tests korrekt abgerechnet wurden. Der «Generalverdacht» sorgt für rote Köpfe.
Corona-Tests Generalverdacht
Medizinisches Personal macht einen Corona-Schnelltest. Das BAG wirft 250 Ärztinnen und Ärzten vor, für die Durchführung der Tests zu viel verrechnet zu haben. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Abrechnung von Corona-Tests sorgt für Zoff zwischen dem BAG und der Ärzteschaft.
  • Das BAG verlangt von 250 Ärzten eine «verbindliche Bestätigung» der Leistungsabrechnung.
  • Die Ärzte sind entrüstet: Für den Sondereinsatz werde man unter Generalverdacht gestellt.

Während der Pandemie haben viele Ärzte im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) Corona-Tests durchgeführt. Je nach Aufwand wurden die Mediziner unterschiedlich vergütet: Wer einen Patienten vorab untersuchte, oder ein Beratungsgespräch durchführte, durfte 22.50 Franken mehr abrechnen.

Wie «Blick» berichtet, sorgt die Abrechnung dieser Corona-Tests nun aber für dicke Luft zwischen BAG und Ärzteschaft: Demnach glaubt der Bund nämlich, dass ein Teil der Ärzte den Mehraufwand fälschlicherweise verrechnet hat.

Corona-Test
Die Abrechnung der Corona-Tests sorgt für dicke Luft zwischen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und den Ärztinnen und Ärzten. (Symbolbild) - keystone

Wer bei über 60 Prozent der Tests mehr als einen Abstrich in Rechnung gestellt hatte, muss jetzt einen Nachweis liefern. Das BAG verlangt eine «verbindliche Bestätigung», dass Ärzte und Testzentren alles korrekt abgerechnet haben. Diese Angaben wolle man «stichprobenweise» überprüfen – bei Falschaussagen drohe ein Strafverfahren. Über 250 Ärztinnen und Ärzte haben ein entsprechendes Schreiben erhalten.

Ärzteschaft entrüstet über «Generalverdacht»

Dieses Vorgehen vonseiten des BAG sorgt bei der Ärzteschaft wiederum für rote Köpfe. Der Missbrauchsvorwurf vonseiten des Bundes sei «unangebracht», wie der Luzerner Ärzteverband mitteilt.

Ähnliche Töne stimmen gemäss «Blick» andere kantonale Ärzteverbände an. Der Vorwurf an den Bund ist klar: Als Dank für den Sondereffort, den man während der Pandemie geleistet hatte, werde man jetzt unter Generalverdacht gestellt.

Yvonne Gilli, Präsidentin des Ärztinnen- und Ärzteverbands FMH, stellt ihrerseits klar: Man würde es grundsätzlich begrüssen, wenn das BAG seine Aufsichtsfunktion wahrnehme. «Wir wollen niemanden schützen, der bewusst falsch abgerechnet hat.»

Yvonne Gilli FMH
Yvonne Gilli, Präsidentin der FMH – der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte – posiert für ein Portrait am 8. April 2021 am Hauptsitz der FMH in Bern. - keystone

Gleichzeitig gibt Gilli zu bedenken: Es sei «absolut unrealistisch», dass vier Prozent aller Ärzte, die Corona-Tests durchgeführt hatten, absichtlich zu viel verrechneten. Die FMH habe deshalb eine Taskforce ins Leben gerufen, um offene Fragen zu klären und unbescholtene Ärzte zu unterstützen.

BAG hat kein Verständnis für Aufregung

Das BAG teilt seinerseits mit, dass sich schon «diverse Leistungserbringer» bereit erklärt hätten, die Forderung zurückzuzahlen. Beim Bund hat man kein Verständnis für die Aufregung der Ärzteschaft – Verdachtsfälle müssten konsequent überprüft werden.

Haben Sie Verständnis für die Entrüstung vonseiten der Ärzteschaft?

«Das BAG hat dafür zu sorgen, dass keine falsch abgerechneten Konsultationen in Rechnung gestellt werden. Das erwartet auch die Bevölkerung von den Behörden», wie BAG-Mediensprecher Daniel Dauwalder auf Anfrage von «Blick» mitteilt.

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