Alliance F will mehr Frauenpräsenz in den Medien sehen. Dafür startete der Verein ein Crowdfunding. Das könnte Gleichstellung zwischen Mann und Frau fördern.
Berichterstattung Gleichstellung Alliance F
In der medialen Berichterstattung werden Frauen stark unterrepräsentiert. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Verband Alliance F wurde 1900 gegründet und kämpft seither für Gleichstellung.
  • Am 19. August lancierte der Dachverband ein Crowdfunding für das «she knows»-Projekt.
  • Dieses soll Frauen in Medien und Podiumsdiskussionen sichtbarer machen.
  • Für Soziologin Irene Kriesi hätte das einen positiven Einfluss auf unser Frauenbild.

In der Schweiz sind in Medienberichten zitierte Namen – aktuell wegen Corona – fast ausschliesslich Männer. Stichwort Koch, Cerny und Salathé. Dabei besteht kein Mangel an Expertinnen, Virologinnen, Epidemiologinnen und so weiter. Der Frauendachverband Alliance F bemängelt die fehlende Gleichstellung.

Bertschy Graf Alliance F
Nationalrätinnen Maya Graf (BL/GPS, l.) und Kathrin Bertschy (BE/GLP, r.) sind Co-Präsidentinnen der Alliance F. - Keystone

Alliance F kreierte deswegen eine Datenbank, auf welcher sich Fachfrauen registrieren können. Diese soll Medienschaffenden ermöglichen, auch Expertinnen für Berichte zu finden. Um aus dem Beta-Projekt «she knows» eine funktionstaugliche Plattform zu machen, musste aber ein Crowdfunding her.

Die Summe von 20'000 Franken wurde 16 Tage vor Crowdfunding-Frist übertroffen; «she knows» soll laut dem Verein im Oktober neu lanciert werden.

Alliance F kritisiert die Weltwoche – und die WOZ

Auf Twitter veranschaulicht Alliance F unter dem Hashtag #frauenzählen die Frauenpräsenz in schweizerischen Medien. Zum Beispiel vergleicht der Verband, wie viele Berichte von Männern und wie viele von Frauen verfasst wurden. Oder auch, ob mehr Bilder mit Männern oder Frauen zur Illustrierung der Artikel verwendet werden.

In einer Ausgabe der Weltwoche zählte der Frauenverband 54 Artikel von Autoren und nur acht von Autorinnen. Redakteurin Katharina Fontana wollte auf Anfrage von Nau.ch hierzu nicht Stellung nehmen.

In den Leads (Textabschnitte direkt unter dem Titel eines Artikels) der WOZ kamen zwölf Männer und drei Frauen vor. Mitglied der Redaktionsleitung Silvia Süess nahm gegenüber Nau.ch Stellung: Dass die WOZ so schlecht wegkäme, sei «natürlich nichts, worüber wir stolz sind.»

Die Redaktion der Wochenzeitung sei sich der Problematik der Gleichstellung aber bewusst. Sie versuche auch, möglichst viele Expertinnen zu Wort kommen zu lassen.

«Die WOZ findet die Initiative sehr gut, höchst unterstützenswert und vor allem dringend nötig», so Süess. Das zeige der tägliche Blick in die Medien. Die Frage von Experten und Expertinnen mit Migrationshintergrund stehe aber laut der Kulturredakteurin auch im Raum.

Gleichstellung noch nicht erreicht

In der medialen Berichterstattung sind Frauen nur eine von vier Personen, die vorkommt. Das bestätigt auch Soziologin Irene Kriesi: «Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass die Medien in westlichen Ländern von Männern dominiert werden. Frauen sind zahlenmässig stark unterrepräsentiert.»

Irene Kriesi Soziologin
Prof. Dr. Irene Kriesi ist Soziologin. Laut ihr könnte das Projekt die gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau fördern. - Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung

Zum Beispiel fand eine deutsche Studie, dass Frauen bei Online-Ausgaben von Printmedien in einem Drittel von Medienberichten über Corona vorkamen. Davon wurden sie nur bei sieben Prozent als Expertin erwähnt. Die Studie erschien im April.

«Frauen werden verzerrt dargestellt»

Zudem würden Frauen in Medienberichten oft als Opfer (unter anderem von Gewalt), Konsumentinnen, Mütter oder Hausfrauen dargestellt. «Kurz gesagt: Frauen werden in den Medien verzerrt dargestellt und unsichtbar gemacht», so Kriesi. Die Folge: Gesellschaftlich dominierende Geschlechterrollen und Machtstrukturen würden verfestigt werden.

Symbolbild - Häusliche Gewalt
Frauen werden in den Medien oft als Gewaltopfer dargestellt. Das vermittelt laut Soziologin Irene Kriesi ein verzerrtes Frauenbild. (Symbolbild). - dpa

Laut Kriesi würde sich eine vermehrte Darstellung von Frauen als Expertinnen positiv auf das gesellschaftliche Bild der Weiblichkeit auswirken. Abschliessend sagt die Soziologin: «Gleichstellung ist dann erreicht, wenn über Frauen und Männer ungefähr gleich häufig und in gleicher Art berichtet wird.»

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