Die von Politik-Laien gestartete «Gletscher-Initiative» erhält bereits politische Unterstützung. Die Grünen würden auch beim Unterschriften-Sammeln helfen.
rytz
Die Präsidentin der Grünen, Regula Rytz, fürchtet sich vor den langfristigen Konsequenzen der Pandemie. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gletscher-Initiative will bis 2050 alles fossile CO2 in der Schweiz verbieten.
  • Hinter der Initiative stehen Einzelpersonen und keine Parteien.
  • Noch bevor der Initiativtext steht, erhalten sie bereits Unterstützung durch die Grünen.

Die Gletscher-Initiative liegt voll im Trend. Einerseits stehen keine Parteien dahinter, wie schon bei der Trinkwasser-Initiative oder beim Referendum gegen Versicherungsdetektive. Sondern Experten, Kulturschaffende, Direktbetroffene. Andererseits dürfte diesen Sommer der Hinterste und Letzte vom Klimawandel gehört haben – und diesen will die Gletscher-Initiative stoppen. Mit einem Verbot von Benzin, Öl, Kohle, Gas, kurz: allen fossilen Brennstoffen. Bis 2050.

«Die Initiative ist absolut nötig!»

Die Initiative will die Vorbildrolle der Schweiz in die Bundesverfassung schreiben und allfällige wirtschaftliche Nachteile für die Wirtschaft ausgleichen. Noch bevor der Initiativ-Text definitiv abgesegnet ist, erhalten die Politik-Laien bereits Unterstützung: Die Grünen seien «gerne bereit, Unterschriften zu sammeln», sagt Grünen-Präsidentin Regula Rytz zu Nau.

Die Schweiz als Musterschülerin beim Klimaschutz? Das sei sehr zu begrüssen, sagt Rytz: «Die Schweiz kann viel bewegen, wenn sie beim Klimaschutz vorangeht.» Das zeige die lange Schweizer Pionier-Tradition im Umweltbereich: «Wir haben schon im 19. Jahrhundert den Wald geschützt und in den 80er-Jahren im Alleingang den Katalysator eingeführt.»

Radikal und doch genau gleich wie das Klimaabkommen

Rytz weist allerdings gleich selbst darauf hin: Auch im von der Schweiz unterzeichneten Pariser Klimaabkommen steht drin, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Welt frei sein soll von fossilen Brennstoffen.

Aber ohne verbindliches Ziel, ohne eine Initiative, die die Politik in die Pflicht nehme, sei das nicht zu schaffen. Die vom Bundesrat vorgeschlagene Umsetzung des Pariser Abkommens sei bereits verwässert, so Rytz. «Und die bürgerlichen Parteien wollen noch mehr Wasser reingiessen.»

Bloss nicht zu viel Grüne Unterstützung

Die Bürgerlichen werden aber kaum einlenken, bloss weil der andersfarbige politische Konkurrent den Mahnfinger hebt. Das weiss auch Rytz: «In der Sammelphase ist es wichtig, dass viele neue Leute dazukommen und es keine Parteigeschichte wird.» Man werde mit den Initianten diskutieren, ab wann eine offizielle Unterstützung der Grünen sinnvoll sei.

Vorderhand aber sei es eine gute Strategie, das mit der Zivilgesellschaft anzugehen: «Mit Förstern, Klimaseniorinnen, Bauern, Gebäudetechnikern, Forscherinnen…». So sind im Initiativkomitee keine Polit-Promis, aber dafür ein Informatiker, der Bassist der Lovebugs und ein halbes Dutzend Professoren aus mindestens ebenso vielen Fachgebieten. Und wenn dann dereinst die Initiative auch noch angenommen wird… Regula Rytz träumt bereits: «Ich will den SVP-Chef dann hören, der sagt, das Volk ist der Chef, aber wir tun trotzdem nichts.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

KlimawandelRegula RytzBundesrat