Weil der Pestizid-Verkauf nicht sinkt, wollen die Grünliberalen die radikale Trinkwasser-Initiative unterstützen. Der Rückhalt in der Bevölkerung sei zu spüren.
GLP
Die Fraktionspräsidentin der Grünliberalen, Tiana Moser. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Pestizidverbrauch in der Schweiz ist seit Jahren gleich hoch geblieben.
  • Die Politik und Bauernverbände hätten versagt, sagen die Grünliberalen.
  • Sie drohen damit, die radikale Trinkwasser-Initative zu unterstützen.

In der Schweizer Landwirtschaft wird gespritzt wie vor einem Jahrzehnt auch schon: Die Menge der verkauften Pflanzenschutzmittel ist seit 2008 nicht zurückgegangen, zeigen Zahlen des Bundes. Die Schweizer Qualitätsstrategie verkomme zur Farce, wenn dann einfach die Pestizidgrenzwerte systematisch überschritten werden, warnen die Grünliberalen.

Subventionen für verschmutzte Gewässer und tote Vögel

«Wir können nicht Milliarden in die Landwirtschaft investieren, wenn diese gleichzeitig unsere Böden und Gewässer mit Pestiziden verschmutzt», sagt GLP- Fraktionspräsidentin, Tiana Moser. Die Fakten seien glasklar, denn so, «so wird das Ziel des Aktionsplans nicht erreicht.»

«Wir haben ein Insektensterben, ein Vogelsterben,… Das ist eine total traurige Erkenntnis. Es gibt Bäche, die tot sind, weil einfach das Ökosystem nicht mehr funktioniert.» Ihre Geduld sei langsam am Ende, sagt Tiana Moser – und ist überzeugt, dass es vielen in der Bevölkerung auch so gehe.

Verkaufsmengen der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe
Verkaufsmengen der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe - Bundesamt für Landwirtschaft

Böse, böse Landwirtschaft?

Bundesrat und Parlament schöben die Pestizidproblematik auf die lange Bank unter dem Druck der Bauern-Lobby. Dabei gebe es viele Bauern, die beunruhigt seien, sagt Moser: «Ich unterstelle der Landwirtschaft keinen bösen Willen. Aber die Verbände müssen ihre Grundhaltung ändern.»

Auch aus eigenem Interesse: Sonst sinke die Glaubwürdigkeit und die Bevölkerung sei nicht mehr bereit, viel Geld in die Landwirtschaft zu investieren. Die erfolgreiche Lancierung zweier Bürgerinitiativen zeige: «Es brodelt in der Bevölkerung. Die ist unzufrieden, da ist wirklich eine Grenze überschritten.»

Einreichung Trinkwasserinitiative
Die Trinkwasserinitiative eines unabhängigen Bürgerkomitees ist am 1.3.2018 mit 113'979 gültigen Unterschriften zustande gekommen. - zVg

Drohung: Unterstützung für radikale Initiative

Wenn die Politik das nicht beherzige, würden sich die Grünliberalen hinter die Trinkwasser-Initiative stellen. «Die ist sehr radikal und sehr absolut formuliert. Ein Gegenvorschlag wäre besser. Aber wenn es dann keinen gibt, dann haben wir keine andere Wahl.»

Wollen die Grünliberalen damit eine visionäre, aber teure Lösung unterstützen? Gar nicht, sagt Moser, und verweist auf weitere Zahlen des Bundes. Teuer sei es ja jetzt auch: «Schliesslich muss man die Pestizide auch bezahlen, hat dafür aber ein schlechteres Produkt.»

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