Weder blauäugig noch blaugemacht: Buch über die Farbe Blau
Bücher über Themen, die sich nicht auf Anhieb erschliessen, sind eher selten. Doch gerade sie überraschen oft mit einem reizvollen Blick auf das Unerwartete. Ein blaues Buch über die Farbe Blau gehört dazu.

Das Wichtigste in Kürze
- Warum nutzen Einsatzfahrzeuge in Deutschland Blaulicht? «Dass Polizei, Feuerwehr und Ambulanz in Deutschland blaues Licht bei ihren Einsätzen nutzen, ist im Grunde verrückt», schreibt Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt.
Rot als Warnfarbe werde schliesslich viel besser wahrgenommen.
In seinem Buch «Blau - Wie die Schönheit in die Welt kommt» ging der Autor auch diesem Phänomen auf den Grund. Das in der Titelfarbe gestaltete Buch dürfte eins der ungewöhnlichsten Bücher dieses Literaturherbstes sein.
Der Berliner Autor spürt darin kurzweilig und pointiert der Farbe Blau nach. «Blau ist besonders. Es kommt in der Natur seltener vor als andere Farben, das hatte Goethe in seiner Farbenlehre ebenfalls vermerkt», schreibt er und betont: «Blau ist über Landesgrenzen hinweg die beliebteste Farbe bei Männern und bei Frauen.»
Völlig aus dem Blauen heraus, Blaulicht-Berichte, blaumachen, ein blaues Wunder erleben: Auch unsere Sprache ist geprägt von der Farbe, wie Kupferschmidt auf einer sehr persönlichen Forschungsreise in die blaue Kulturgeschichte herausfand. «Wer einen Blaumann anhat, ist Arbeiter, wer blaumacht, tut alles ausser arbeiten; eine Blaupause ist ein Plan - ohne Plan lebt der Mensch ins Blaue hinein; ahnt jemand nichts Böses, ist er blauäugig - hat er ein blaues Auge, ist er an jemanden geraten, der ihm Böses wollte.»
Von Ägyptischblau über Preussischblau bis hin zur Blausäure: Es sind kleine Episoden, Gedankensplitter und auch wissenschaftliche Erklärungen, die von den Farbexperimenten der alten Ägypter bis zu modernen japanischen Forschungslaboren oder brandenburgischen Vogelzuchtanstalten reichen. Der Autor hat thematisch seine Kapitel in Steine, Sehen, Pflanzen, Sprechen und Tiere unterteilt.
Mit leichter Feder führt der Autor auf eloquente Weise in die Welt der Wissenschaft ein - und erklärt auch das Geheimnis des deutschen Blaulichts. Denn ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stellte Deutschland angesichts geplanter Verdunkelungsmassnahmen ein Gesetz der ganz besonderen Art auf. «Das Gesetz schrieb vor, dass «bei Dunkelheit und klarer Sicht aus 500 Metern Höhe» kein Licht zu sehen sein sollte.» Da blaues Licht mit seiner kleinen Wellenlänge in der Atmosphäre mehr gestreut wird, ist es aus einem feindlichen Flieger schlechter zu erkennen. Kupferschmidt: «Die Polizei nutzt also Blaulicht, damit man sie aus der Ferne nicht sieht.»
Kai Kupferschmidt: Blau - Wie die Schönheit in die Welt kommt, Hoffmann und Campe, Hamburg, 235 Seiten, 26,00 Euro, ISBN 978-3-455-00639-1.