«Grosser Co-Working-Space» - Staatsbibliothek Berlin saniert
Eine alte historische Achse ist wieder erschlossen, sie führt direkt zu neuem Look. Die Staatsbibliothek Berlin hat sich mit teurer Sanierung fein rausgeputzt. Zwischen schier endlosen Bücherregalen wartet manche Entdeckung.

Das Wichtigste in Kürze
- Berlin (dpa) - Nach 16 Jahren Sanierungsarbeiten weitgehend während des Normalbetriebs ist die Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden seit Montag wieder für Forschung und Lektüre bereit.
Die goldfarbenen Zeiger der riesigen Lesesaaluhr stehen auf 22 Uhr 25. Um die Zeit schlug die Fliegerbombe in der Preussischen Staatsbibliothek ein, damals, am 15. Februar des Kriegsjahres 1944.
Coronabedingt wurde das imposante Gebäude zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel nach den 470 Millionen Euro teuren Arbeiten zunächst nur digital eröffnet.
Coronabedingt wurde das imposante Gebäude zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel nach den 470 Millionen Euro teuren Arbeiten zunächst nur digital eröffnet.
Inzwischen ist die Uhr etwas versteckt hinter einer offenen Treppe des Freihandmagazins zu finden. Die Zeiger sind nicht mehr verbeult. Sie wurden saniert, wie auch der gesamte gigantische Bau um sie herum. Nach 16 Jahren Sanierung und 470 Millionen verbauten Euro eröffnet die Staatsbibliothek Berlin ihren Standort Unter den Linden am Montag (25. Januar) im neuen Look.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zählte die Einrichtung mit ihren rund 25 Millionen Büchern, Medien und Objekten zu den grössten Bibliotheken Europas. Zur Kernaufgabe des für alle offenen Denkraums gehöre es, geistige und kulturelle Schätze zugänglich zu machen, sagte Grütters während einer gestreamten Zeremonie.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zählte die Einrichtung mit ihren rund 25 Millionen Büchern, Medien und Objekten zu den grössten Bibliotheken Europas. Zur Kernaufgabe des für alle offenen Denkraums gehöre es, geistige und kulturelle Schätze zugänglich zu machen, sagte Grütters während einer gestreamten Zeremonie.
Die 620 Arbeitsplätze in den sieben Lesesälen müssen noch leer bleiben. Coronabedingt kann die neu gestaltete Bibliothek vorerst nur digital erkundet werden, von Februar an ist zunächst wieder ein eingeschränkter Ausleihbetrieb vorgesehen. So steht Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf noch allein auf der ausladenden Treppe im sanierten Foyer. Über der Bibliothekschefin erstreckt sich das neue Tonnengewölbe von Stararchitekt Hans-Günter (HG) Merz, auf den das Gesamtkonzept der Arbeiten zurückgeht.
Mit Blick auf die Zerstörung im Krieg und die vielen Bauphasen der Nachkriegszeit sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitz: «Aus dem Torso ist wieder ein Meisterwerk geworden.» In Berlins Mitte befinde sich die Bibliothek in einer einzigartigen Bildungslandschaft.
Mit Blick auf die Zerstörung im Krieg und die vielen Bauphasen der Nachkriegszeit sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitz: «Aus dem Torso ist wieder ein Meisterwerk geworden.» In Berlins Mitte befinde sich die Bibliothek in einer einzigartigen Bildungslandschaft.
Die Treppe gehört zur nun wieder begehbaren historischen Achse durch den Gebäudekomplex mit Eingangshalle und Brunnenhof, über die Nutzer jetzt den bereits 2012 eröffneten grossen Lesesaal erreichen können.
Die Bedeutung einer Bibliothek bestehe nur zur Hälfte aus ihren Beständen, sagte Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf. «Ebenso wichtig sind die Lesesäle mit ihrem Ambiente», sagte sie mit Blick auf Lektüre und Forschung der Nutzerinnen und Nutzer.
Die Bedeutung einer Bibliothek bestehe nur zur Hälfte aus ihren Beständen, sagte Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf. «Ebenso wichtig sind die Lesesäle mit ihrem Ambiente», sagte sie mit Blick auf Lektüre und Forschung der Nutzerinnen und Nutzer.
Neu gestaltet und saniert sind nun auch die Sonderlesesäle: an den Wänden umschliessen dunkle Holzregale die Bücher, dazwischen finden sich die gradlinig gestalteten Arbeitsbereiche, deren in die Tische eingearbeiteten Linoleumflächen das leuchtende Orange des Teppichbodens aufgreifen. «Wir haben jetzt zu unseren grossartigen Sammlungen auch grossartige Räume», sagt Schneider-Kempf. «Wir sind ein grosser Co-Working-Space.»
Die 1661 gegründete Staatsbibliothek zählt mit ihrem zweiten Standort am Potsdamer Platz zu den international wichtigsten Einrichtungen ihrer Art und ist die grösste wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum. Zu den Schätzen gehören die originalen Partituren etwa von Beethovens Neunter Sinfonie, Mozarts grossen Opern wie der «Zauberflöte» oder 80 Prozent von Bachs Handschriften, darunter die Passionen.
Die 1661 gegründete Staatsbibliothek zählt mit ihrem zweiten Standort am Potsdamer Platz zu den international wichtigsten Einrichtungen ihrer Art und ist die grösste wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum. Zu den Schätzen gehören die originalen Partituren etwa von Beethovens Neunter Sinfonie, Mozarts grossen Opern wie der «Zauberflöte» oder 80 Prozent von Bachs Handschriften, darunter die Passionen.
Mannshoch ragt ein Globus in einem dieser imposanten Säle zwischen den Arbeitsplätzen heraus. Die an «Alice im Wunderland» angelehnten Motive weisen auf das Thema dieses Bereichs: Hier können die etwa 200.000 Bände der bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Sammlung von Kinder- und Jugendbüchern studiert werden. «Es gibt zwei Sammlungen in der Staatsbibliothek, die entweder nur im Westen oder allein im Osten entstanden sind», erläutert Schneider-Kempf. Auf die Stabi West geht die Ost-Europa-Sammlung zurück. Dem Osten verdankt die vereinte Staatsbibliothek die Kinder- und Jugendbücher.
Nach den Worten von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gehört es heute zur Aufgabe von Bibliotheken, kommerzielle Informationsmonopole zu verhindern. «Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit brauchen wir neutrale und verlässliche Institutionen, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen – und ja, auch filtern!», sagte Schäuble. So würden Leser in die Lage versetzen, Informationen kritisch zu bewerten.
Nach den Worten von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gehört es heute zur Aufgabe von Bibliotheken, kommerzielle Informationsmonopole zu verhindern. «Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit brauchen wir neutrale und verlässliche Institutionen, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen – und ja, auch filtern!», sagte Schäuble. So würden Leser in die Lage versetzen, Informationen kritisch zu bewerten.
Im Musiklesesaal blättert die Generaldirektorin im Faksimile der imposanten Partitur von Beethovens Neunter Sinfonie, ein Exemplar davon hat sie stets griffbereit in ihrem - dem alten Gebäude entsprechend - repräsentativen Büro. Beethovens Original liegt im Tresor der Staatsbibliothek, zusammen mit weiteren Handschriften wie Mozarts «Zauberflöte» und anderen grossen Opern oder 80 Prozent von Bachs Handschriften, darunter die Passionen. Es sind nur einige der Schätze unter den etwa 25 Millionen Medien und Objekten.
Die internationale Gemeinschaft sollte aus Sicht Schäubles die Freiheit im Internet einschränken. «Wird die Freiheit grenzenlos, setzt sie die freiheitliche Demokratie unter Druck», sagte der CDU-Politiker. Eine ungefilterte Öffentlichkeit verliere ihre kritische Funktion. «Wenn die Logik von Likes und Followern professionelle Filter ersetzt, ist sie immer weniger in der Lage, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf Relevantes zu fokussieren», sagte Schäuble. «Der Blick aufs Gemeinsame droht verloren zu gehen.»
Die internationale Gemeinschaft sollte aus Sicht Schäubles die Freiheit im Internet einschränken. «Wird die Freiheit grenzenlos, setzt sie die freiheitliche Demokratie unter Druck», sagte der CDU-Politiker. Eine ungefilterte Öffentlichkeit verliere ihre kritische Funktion. «Wenn die Logik von Likes und Followern professionelle Filter ersetzt, ist sie immer weniger in der Lage, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf Relevantes zu fokussieren», sagte Schäuble. «Der Blick aufs Gemeinsame droht verloren zu gehen.»
Die 1661 gegründete Staatsbibliothek gilt als eine der wichtigsten Bibliotheken weltweit und ist die grösste wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum. Auch wegen dieser Bedeutung für die Nutzerinnen und Nutzer wurde die Stabi seit 2005 weitgehend neben dem laufenden Betrieb saniert. Das hat die Arbeiten nicht erleichtert - und deutlich verteuert. Ursprünglich sollte die Sanierung des riesigen Komplexes mit gut 100.000 Quadratmeter Grundfläche am Boulevard Unter den Linden zunächst 2012, dann 2016 beendet sein. Für die Kosten standen mal 326 Millionen Euro in den Unterlagen, nun wurden es 470 Millionen.
Unternehmen wie YouTube oder Google seien Aktionären verpflichtet, nicht der Allgemeinheit. «Googles Suchmaschine ist nur so lange frei, wie das kommerziell sinnvoll ist», sagte Schäuble. «Im angeblich freien Internet ist das Wissen auf bedenkliche Weise konzentriert, teils monopolisiert. Wer sagt, dass nicht eines Tages Konzerne eine politische Agenda verfolgen könnten?»
Unternehmen wie YouTube oder Google seien Aktionären verpflichtet, nicht der Allgemeinheit. «Googles Suchmaschine ist nur so lange frei, wie das kommerziell sinnvoll ist», sagte Schäuble. «Im angeblich freien Internet ist das Wissen auf bedenkliche Weise konzentriert, teils monopolisiert. Wer sagt, dass nicht eines Tages Konzerne eine politische Agenda verfolgen könnten?»
Für die künftige Arbeit wünscht sich Schneider-Kempf «wesentlich mehr Autonomie» für die Staatsbibliothek. Bisher steckt das Haus unter dem Dach der Stiftung Preussischer Kulturbesitz. Der Wissenschaftsrat hatte die Arbeit der Staatsbibliothek in einer Analyse sehr positiv bewertet und für «fachliche Unabhängigkeit» der Einrichtung geworben.
Schäuble verwies auf die Sperre des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf Twitter. Dies führe vor Augen, wie mächtig die sozialen Netzwerke geworden seien und wie schmal der Grat zwischen redaktioneller Verantwortung und politischer Zensur sein könne. «Die internationale Gemeinschaft darf diese Gratwanderung nicht den Monopolisten überlassen. Wir stehen vor der globalen Herausforderung, das Internet zu regulieren.»
Schäuble verwies auf die Sperre des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf Twitter. Dies führe vor Augen, wie mächtig die sozialen Netzwerke geworden seien und wie schmal der Grat zwischen redaktioneller Verantwortung und politischer Zensur sein könne. «Die internationale Gemeinschaft darf diese Gratwanderung nicht den Monopolisten überlassen.»
Jenseits solcher Strukturpolitik stehen weitere mächtige Projekte an. Ein geplantes Bibliotheksmuseums soll in diesem Jahr entstehen. Und dann ist da neben dem Standort Unter den Linden noch das zweite Haus am Potsdamer Platz. Der gut 40 Jahre alte Bau von Hans Scharoun gilt als herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne. Auch dort muss umfassend saniert werden, was wieder Jahre dauern wird. Noch ist nicht klar, wie viele. Auch die Kosten - und deren möglicher Anstieg - sind noch unbekannt.