Als Black Widow stand Scarlett Johansson bis jetzt im Schatten von Iron Man, Hulk oder Spider-Man. Nun erhält die «Avengers»-Heldin einen eigenen Film, mit starker weiblicher Handschrift.
Scarlett Johansson als Natasha Romanoff in einer Szene des Films "Black Widow". Foto: Jay Maidment/Marvel Studios/dpa
Scarlett Johansson als Natasha Romanoff in einer Szene des Films "Black Widow". Foto: Jay Maidment/Marvel Studios/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Einen Solo-Auftritt als «Black Widow» hat sich Scarlett Johansson (36) redlich verdient.

In der als Schwarze Witwe bekannten Rolle der Spionin Natasha Romanoff begab sich der Hollywood-Star erstmals 2010 in «Iron Man 2» in Gefahr.

Weitere sieben Mal kämpfte sie dann mit Fäusten und Waffen in Marvels's «Avengers»-Riege (auf Deutsch etwa: «die Rächer») gegen Bösewichte, an der Seite von männlichen Superhelden wie Iron Man, Spider-Man, Captain America und Hulk. Zuletzt riskierte sie in dem Blockbuster «Avengers: Endgame» (2019) Hals und Kragen - «Black Widow»-Fans kennen ihr tragisches Schicksal. 

Mächtig Frauenpower

Nach so vielen Einsätzen nun die verdiente Belohnung: mit «Black Widow» widmet das Marvel-Universum seiner taffen, rothaarigen Kämpferin den ersten eigenständigen Film. Hulk & Co. haben diesmal nichts zu sagen. Frauenpower auch hinter der Kamera: Die Australierin Cate Shortland setzte sich gegen die männliche Konkurrenz durch. Die Independent-Regisseurin drehte zuvor in Berlin den beklemmenden Thriller «Berlin Syndrom» und das Drama «Lore» über ein Mädchen im Nachkriegsdeutschland.

Nun erzählt sie die Vorgeschichte der mysteriösen, russischen ehemaligen KGB-Agentin im schwarzen «Black Widow»-Kostüm. Wie sah ihre Kindheit aus? Wer bildete sie zu der knallharten Nahkämpferin aus? Warum wurde sie abtrünnig und lief zu den Avengers über? Ohne zu spoilern, also ohne entscheidende Details zu verraten, sei nur so viel gesagt: als junges Mädchen färbte sie ihren roten Haare schon mal blau, trainiert wurde sie in einem streng geheimen «Black Widow»-Programm. Sie wolle nicht mehr vor ihrer Vergangenheit fliehen. «Wir müssen dahin, wo alles angefangen hat», so beschreibt Romanoff nun ihre Mission, einem Bösewicht namens Dreykov das Handwerk zu legen.

Wie eine Achterbahnfahrt

Diese Aufgabe führt im Film durch Jahrzehnte und quer durch die Welt, von den USA über Norwegen ins ungarische Budapest, von einem Familientreffen auf einer Farm in einen sowjetischen Gulag. Ohne den Rückhalt ihrer «Avengers»-Familie sei die Agentin nicht so ganz in Form, räumte Johansson vor dem Kinostart in einem virtuellen Presse-Gespräch ein, an dem die Deutsche Presse-Agentur teilnahm. «Sie ist voller Selbstzweifel», sagt der Hollywood-Star mit einem Augenzwinkern.

Keine Sorge: Natürlich schlägt die Agentin wieder mit aller Wucht zu, auch wenn sie ihre eigene Vergangenheit nun mehr in Frage stellt. Das alte Trauma sollte ja nicht zu schwer auf der Heldin lasten, stellte Shortland in der Journalisten-Runde klar. Der Thriller sollte «wirklich Spass machen und richtig aufregend sein, wie eine Achterbahnfahrt», erzählte die Regisseurin.

Das ist der Australierin mit viel Humor und einer perfekt gewählten neuen Mitspielerin bestens gelungen. Die britische Neuentdeckung Florence Pugh (25, «Little Women», «Midsommar») stiehlt Johansson fast die Show. In ihrem ersten Marvel-Abenteuer spielt sie gänzlich routiniert die Rolle der Agentin Yelena Belova. Gleich zu Drehbeginn in Budapest langte Pugh kräftig zu. «Buchstäblich an meinem ersten Tag musste ich Scarlett gegen eine Wand werfen, während sie mein Gesicht in ein Becken schmetterte. Es gibt nichts besseres, um das Eis zu brechen, als Scarlett Johansson niederzuringen», witzelte die Britin vor der Presse.

Die beiden Agentinnen, mit einer gemeinsamen Vergangenheit, liefern sich einen kräftigen Schlagabtausch, mal mit Fäusten, doch meist mit flotten Dialogen. Ihre Figur sei durch die neue Kämpferin regelrecht verunsichert worden, verriet Johansson. Yelena macht sich im Film etwa über Romanoffs typische Kampfposition, bei der sie ihre Haare sexy nach hinten wirft, lustig. Zehn Jahre habe sie an dieser ikonischen Pose gearbeitet, nun mache die Neue das in Sekunden zunichte, flachste Johansson in dem Pressegespräch.

Viele Wendungen

Auch David Harbour («Stranger Things», «Hellboy – Call of Darkness») hat eine schräge Superhelden-Rolle in «Black Widow» - als Alexei Shostakov alias Red Guardian. Der in Ungnade gefallene und jetzt übergewichtige sowjetische Ex-Pilot passt kaum noch in sein rotes Kampfoutfit. «Du bist fett geworden», stellt Melina (Rachel Weisz) in einer Szene trocken fest. Die supersmarte Agentin teilt gerne aus. «Sitz gerade», raunzt sie Natasha Romanoff an, als alle vier Hauptakteure gemeinsam an einem Tisch sitzen. Willkommen bei einer von vielen, überraschenden «Black Widow»-Wendungen.

Starke Frauen sind im Marvel Cinematic Universe immer noch die Ausnahme. Den Anfang machte «Captain Marvel» (2019), der allererste Marvel-Film mit einer weiblichen Titelheldin, gespielt von Brie Larson. An den weltweiten Kinokassen räumte er über 1,1 Milliarden US-Dollar ab.

Ein bittersüsser Abschied

Auch «Black Widow», mit raffinierter weiblicher Handschrift, toller Besetzung und spektakulärer Action, dürfte nun viele Fans anlocken. Eigentlich sollte der Solo-Auftritt der Schwarzen Witwe schon im vorigen Jahr in die Kinos kommen, doch die Corona-Pandemie zwang zum Aufschub. Für «Black Widow 2» stehen die Chancen allerdings schlecht. Kurz vor dem US-Kinostart sagte Johansson in einem TV-Interview, dass dies ein «bittersüsser» Abschied von ihrer Agentinnen-Rolle sei. Sie sei sehr stolz auf diesen Film, aber sie wolle auf dem Höhepunkt den Schlussstrich ziehen. Mit Florence Pugh als Spionin Yelena Belova steht zumindest eine würdige Nachfolgerin in den Startlöchern.

, USA 2021, 133 Min., FSK ab 12, von Cate Shortland, mit Scarlett Johansson, Florence Pugh, Rachel Weisz, David Harbour,

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