Seit Donnerstagabend ist die 73. Berlinale eröffnet. In einer Videoschalte richtete sich Präsident Selenskyj ans Publikum. Er hofft vor dem Jahrestag des russischen Angriffskriegs auf Solidarität.
Paula Beer und Robert Habeck waren zu Gast bei der Eröffnungsparty der Berlinale.
Paula Beer und Robert Habeck waren zu Gast bei der Eröffnungsparty der Berlinale. - Gerald Matzka/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der ukrainische Präsident wurde per Video zugeschaltet: In Berlin sind die Internationalen Filmfestspiele eröffnet worden.

Wolodymyr Selenskyj richtete am Donnerstagabend einen emotionalen Appell an Filmschaffende und Künstler, sein Land nach dem russischen Angriff zu unterstützen. «Kann sich die Kunst aus der Politik heraushalten?», fragte er bei der Eröffnungsgala. Die Frage sei jetzt wieder extrem wichtig.

Sowohl die Festivalmacher als auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth sicherten der Ukraine Solidarität zu. Das Publikum bedachte Selenskyj mit Applaus im Stehen. In einer Woche jährt sich der Kriegsbeginn. Selenskyj betonte in seiner Videoansprache, Kino und Film könnten Barrieren überwinden, echte und ideologische.

Selenskyj erinnert an bekannten deutschen Film

Der frühere Schauspieler erinnerte an Wim Wenders' Film «Der Himmel über Berlin», der das Ende der deutschen Teilung vorweggenommen habe. Heute sei es Russland, das eine neue Mauer in der Ukraine errichte. «Das ist eine Mauer zwischen der Freiheit und der Sklaverei.» Selenskyj warf den russischen Angreifern Massenverbrechen, Mord, Terror und eine «Politik des totalen Kriegs» vor. Die Kunst könne nicht indifferent bleiben, denn in der Stille werde die «Stimme des Bösen nur lauter und überzeugender».

Vor Selenskyjs Videoschalte äusserte sich bei der Eröffnungsgala auch der US-Schauspieler und Regisseur Sean Penn, der auf der Berlinale seinen Film «Superpower» zeigt. Den Film begann Penn zusammen mit seinem Kollegen Aaron Kaufman Anfang 2021 in der Ukraine. Während der Dreharbeiten begann der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 die Invasion der Ukraine. Der Film sei dann ganz anders geworden als geplant, sagte Penn.

Berlinale zählt zu wichtigsten Filmfestivals

Auch Kulturstaatsministerin Roth erinnerte an die Bedeutung von Kultur in Zeiten von Krieg und Krise. «Wer Filme dreht und wer Filme zeigt in finsteren Zeiten, der widersteht der Unfreiheit», sagte die Grünen-Politikerin. Die Berlinale habe in dunklen und hellen Zeiten die Kraft des Films gefeiert: «Die Kultur der Demokratie, die Kultur der Vielfalt und Verständigung.»

Die Berlinale zählt mit Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals. An diesem Freitag gehen die ersten Filme ins Rennen um den Goldenen Bären, darunter die Literaturverfilmung «Irgendwann werden wir uns alles erzählen». Der Film von Regisseurin Emily Atef beruht auf dem gleichnamigen Roman von Daniela Krien. Insgesamt 19 Filme laufen diesmal im Wettbewerb. Jurypräsidentin Kristen Stewart wird gemeinsam mit anderen Filmschaffenden entscheiden, wer eine Auszeichnung bekommen wird. Die Berlinale will in den rund anderthalb Wochen insgesamt rund 280 Filme zeigen.

Weisses Banner für die Menschen im Iran

Während des Festivals soll auch an die Lage der Menschen im Iran erinnert werden. Mehrere Frauen hielten am Donnerstagabend auf dem roten Teppich ein weisses Banner hoch, auf dem etwa der Spruch «Woman Life Freedom» stand. Auf der Bühne machte auch Schauspielerin Golshifteh Farahani auf die Situation in ihrem Land aufmerksam: «Dieses Regime wird fallen.»

Nach Berlin waren etliche Filmstars gekommen, etwa Schauspielerin Anne Hathaway, Schauspieler Peter Dinklage und die diesjährige Jurypräsidentin Kristen Stewart. Als Eröffnungsfilm wurde die Komödie «She Came to Me» von Regisseurin Rebecca Miller ausgesucht.

Proteste der Gruppe Letzte Generation

Vor der Gala protestierten auch Aktivisten der Klimagruppe Letzte Generation. Sie klebten sich vor dem Gebäude fest. Am Rande des roten Teppichs sassen ein junger Mann und eine junge Frau. Grössere Störungen gab es nicht. Nach einer Mitteilung der Gruppe hatten die beiden Aktivisten eine Absperrung überwunden. Die Gruppe fordert eine radikale Klimawende und klebt sich immer wieder auch auf Strassen fest, um den Verkehr zu stören. Bei Beginn der Protestaktion waren die Gäste bereits im Saal, der rote Teppich war weitgehend leer.

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