Louise Glück: Nobelpreisträgerin an Krebs verstorben
Die US-Lyrikerin Louise Glück wurde 2020 mit einem Literaturnobelpreis geehrt. Nun ist sie im Alter von 80 Jahren an Krebs verstorben.

Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Lyrikerin und Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück ist tot.
- 2020 erhielt sie Literaturnobelpreis und wurde weltweit bekannt.
- Im Alter von 80 Jahren erlag sie ihrer Krebserkrankung.
Die Amerikanische Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Das sagte der Chef des Verlags Farrar, Straus and Giroux, Jonathan Galassi, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in New York. Wie die «New York Times» unter Berufung auf Richard Deming, einen Kollegen von Glück berichtet, ist die Todesursache ihre Krebserkrankung.
Vor drei Jahren wurde die Lyrikerin noch überraschend mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Viele Experten hatten sie nicht auf dem Zettel. Für die Schwedische Akademie führte die «unverkennbare poetische Stimme» zu der Auszeichnung. Louise Glück mache «mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell».
Louise Glück: Stimme voller Humor und beissender Scharfsinnigkeit
Die Stimme von Glück sei «aufrichtig, kompromisslos und signalisiert, dass diese Poetin verstanden werden will. Aber es ist auch eine Stimme voller Humor und beissender Scharfsinnigkeit», hiess es in der Begründung. Der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck kommentierte die Entscheidung der Akademie damals als «Überraschung, aber keine schlechte».

«Erst habe ich Panik bekommen, dann dachte ich, dass ich halluziniere», sagte Glück in einer ersten Reaktion auf den Preis. «Danach fühlte ich mich unglaublich geehrt.» Sie überlegte, mit dem Preisgeld ein Haus im US-Bundesstaat Vermont zu kaufen. Zugleich äusserte die Lyrikerin aber auch Sorge, dass sich ihr Alltag durch den Preis verändern werde.
Kindheit in Long Island
Glück wurde 1943 in New York geboren und wuchs als Tochter eines Unternehmers und einer Hausfrau in Long Island auf. Ihre Grosseltern väterlicherseits waren aus Ungarn eingewanderte Juden. Als Kind litt Glück unter Essstörungen, Psychotherapie war lange wichtiger Teil ihres Lebens.
Schon als Mädchen schrieb sie Gedichte. Nach ihrem Debüt «Firstborn» (1968) veröffentlichte sie zahlreiche weitere Gedichtbände sowie mehrere Bücher mit Essays über Poesie. Im Luchterhand-Verlag sind vier ihrer Werke auf Deutsch erschienen: «Wilde Iris», «Averno», «Winterrezepte aus dem Kollektiv» und «Treue und edle Nacht».

«Ich war ein einsames Kind», sagte Glück in einem ihrer seltenen Interviews. «Meine Interaktionen mit der Welt als soziales Geschöpf waren unnatürlich, gezwungen, und ich war am glücklichsten, wenn ich gelesen habe.» Nach der Schule besuchte sie zeitweise das Sarah Lawrence College und die Columbia University in New York. Später lehrte Louise Glück, die zweimal verheiratet war und einen Sohn hatte, an verschiedenen Universitäten, zuletzt an der Elite-Universität Yale.
Jede Menge Auszeichnungen
Trotz ihrer Ablehnung des Scheinwerferlichts hatten sich schon vor dem Nobelpreis die öffentlichen Auszeichnungen für Glück gehäuft: Offizielle Dichterin der Kongressbibliothek in Washington, Guggenheim-Stipendien, Pulitzer-Preis und National Book Award gehörten dazu.
In Glücks Texten geht es fast immer um Emotionen und Gedanken. Um Einsamkeit, Familienbeziehungen, Liebe, Verzweiflung, Scheidungen und Tod – oft durchwirkt mit klassischen antiken Mythen und Sagen.
Die Spezialität der Poetin sei «genau die Sache, die nur lyrische Dichtung schaffen kann. Und die zu den intimsten, nicht-öffentlichsten Dingen gehört, die Wörter schaffen können», schrieb die «New York Times» einmal. «Die ganz spezielle Musik der Gedanken zu imitieren.»