Können sich die Ösis den ESC gar nicht leisten?
Der ESC soll nächstes Jahr von der österreichischen Rundfunkanstalt ORF ausgetragen werden – trotz grosser Sparmassnahmen. Können sich die Ösis den ESC leisten?

Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Sieg von JJ wird der österreichische Sender ORF den ESC 2026 ausstrahlen.
- Jedoch kämpft die Rundfunkanstalt derzeit mit Sparmassnahmen in Millionenhöhe.
- Die ORF-Programmchefin will die Veranstaltung dennoch «gut über die Bühne bringen».
12 Points hiess es in der Nacht auf Sonntag: Nach über zehn Jahren ist unserem Nachbarland wieder ein Glücksgriff gelungen. Mit seinem emotionalen Titel «Wasted Love» holte JJ (alias Johannes Pietsch, 24) den ESC-Pokal zurück nach Österreich.
Während der Jubel in der Basler St. Jakobshalle ins Unermessliche stieg, sind andere vom Siegesrausch weniger angetan.

Denn bekannt ist auch: Den Eurovision Song Contest auf die Beine zu stellen, hat es finanziell in sich. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) legt seit 1957 fest, dass der ESC jeweils von der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt des Landes des Vorjahressiegers ausgetragen wird.
Der diesjährige ESC in Basel bedeutete laut SRF einen finanziellen Aufwand von etwa 60 Millionen Franken. 35 Millionen davon wurden durch Steuereinnahmen beigezogen, 20 Millionen von der Rundfunkanstalt. Die restlichen sechs Millionen kamen durch die EBU hinzu.
ORF muss viele Millionen einsparen
Die geplante Austragung im kommenden Jahr stellt die Verantwortlichen in Österreich jetzt offenbar vor eine grössere Herausforderung. «Das geht wieder ins Geld», meinte ein User auf X nach dem Sieg von JJ. Und machte damit auf die aktuellen Sparmassnahmen der österreichischen Rundfunkanstalt ORF aufmerksam.

Laut Angaben der «Bild» muss der Sender bis 2026 mit 325 Millionen Euro (rund 303 Millionen Franken) weniger Budget auskommen. Zudem dürfen die Rundfunkangaben gemäss Entscheidung der Regierung nicht an die Inflation angepasst werden.
Infolgedessen kommt es bis 2031 zu einem weiteren Einsparungsbedarf in Höhe von 220 Millionen Euro (über 205 Millionen Franken). Wie also soll der grösste Musikwettbewerb im nächsten Jahr finanziell gestemmt werden?
Programmchefin äussert sich zur ESC-Finanzierung
Gegenüber der Nachrichtenagentur APA erklärt ORF-Programmchefin Stefanie Groiss-Horowitz: «Wir werden schauen müssen, alles, was wir haben, so zusammenzukratzen, dass wir es gut über die Bühne bringen. Aber wir werden natürlich auch Gespräche führen, wer uns unterstützen kann. Wir werden uns einen Klingelbeutel stricken.»

Nach der letzten Austragung 2015 sei der Erfahrungsschatz im Sender noch vorhanden, so die Programmchefin. Nun werde ein Projektteam zusammengestellt, um klare Entscheidungswege zu haben.
Gründe für einen Rückzieher gibt es für Groiss-Horowitz aber keine – sie meint: «Bei allem Aufwand, den das für den Sender bedeutet, darf man nicht antreten, wenn man sich das ersparen will. Und einem Juwel wie JJ, zu wünschen, dass er nicht gewinnt, wäre gemein!»