Vor 25 Jahren erschütterte Prinzessin Diana die britische Monarchie, indem sie in einem TV-Interview offen über die Kälte am Hof und Charles' Untreue sprach.
Vor 25 Jahren erschütterte Diana die Monarchie
Prinzessin Diana am 22.02.1996 in Lahore, Pakistan, vor der britischen Fahne. Die einen priesen sie als Mischung aus Super-Modell und Mutter Teresa, andere hielten sie für eine rachsüchtige Ehefrau. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Prinzessin Diana schockte mit einem Interview vor 25 Jahren die britische Monarchie.
  • Darin sagte sie etwa, dass Prinz Charles wohl nicht als König geeignet sei.
  • Auch über die Affäre ihres Gatten Prinz Charles mit Camilla sprach sie offen.
  • Mehr als 200 Millionen Menschen weltweit verfolgten das BBC-Interview damals.
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Mit einem einzigen Interview hat Prinzessin Diana vor 25 Jahren die britische Monarchie in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr als 200 Millionen Menschen verfolgten weltweit am Fernseher, wie die hübsche und volksnahe Diana frank und frei über die emotionale Kälte am Hofe und die Untreue ihres Gatten Prinz Charles plauderte. Schlimmer noch: Sie sagte, dass Thronfolger Charles wohl nicht für den «Top-Job» – also König zu sein – geeignet sei. Bessere wäre es, wenn Sohn William später direkt Elizabeth II. auf den Thron folge.

Drei Jahre lang lebte Diana damals schon von ihrem Mann getrennt, der eine lange Affäre mit Camilla Parker Bowles hatte. «Ich will keine Scheidung», sagte Diana in dem BBC-Interview am 20. November 1995. Sie wolle aber Klarheit. «Ich warte auf die Entscheidung meines Mannes über den Weg, den wir einschlagen sollen.» War Camilla der Grund für das Scheitern ihrer Ehe? «Nun, wir waren zu dritt in unserer Ehe. Das war ein bisschen viel», sagte die Prinzessin.

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Prinz Charles und Diana wenden sich bei einem Theaterbesuch am 07.09.1992 in London den Rücken zu. - dpa

Ungewöhnlich offen waren Dianas Worte. «Ich möchte Königin im Herzen der Menschen sein. Aber ich sehe mich nicht als Königin dieses Landes.» Doch sie teilte auch heftig aus: «Ich glaube nicht, dass viele Leute mich als Königin wünschen. Ich meine vor allem das Establishment, in das ich hineingeheiratet habe. Für die bin ich ein Versager.»

Prinzessin Diana prinz harry
Prinzessin Diana bei einem Bootsausflug in Kanada im Oktober 1991 mit ihren Söhnen Harry und William. - Keystone

Vorwürfe, sie wolle die Monarchie zerstören, wies sie zurück. «Warum sollte ich etwas zerstören, das die Zukunft meiner Kinder sichert? Ich werde für meine Kinder auf allen Ebenen kämpfen.» Sie selbst wollte eine Art Sonderbotschafterin für ihr Land werden.

Prinzessin Diana berichtete von Selbstverletzungen und Bulimie

Die 34-Jährige gab auch zu, selbst eine Affäre gehabt zu haben: Sie hatte Trost bei Reitlehrer James Hewitt gesucht und wurde letztlich durch seine Indiskretionen enttäuscht. Das Verhältnis habe die Grenzen der Freundschaft überschritten, sagte sie. «Ich habe ihn angebetet. Ja, ich war in ihn verliebt.» Auch von Selbstverletzungen – Schnitte in Arme und Beine – und Bulimie berichtete sie.

Prinzessin Diana
Die Kleine wurde nach Prinzessin Diana und Queen Elizabeth II. benannt. - Keystone

Das Interview hatte Folgen. Nur einen Monat später wurde bekannt, dass die Queen sich für eine rasche Scheidung des Paares aussprach. Charles war einverstanden und liess über seinen Sprecher erklären: «Der Prinz hat nicht die Absicht, wieder zu heiraten.» Empört war die Monarchin Berichten zufolge vor allem darüber, dass ihre Schwiegertochter die Eignung von Charles für den Thron anzweifelte. Dianas heimlich arrangierter Fernsehauftritt wurde als Vertrauensbruch gegenüber dem Königshaus gewertet.

Die Royals verloren nach dem Interview drastisch an Ansehen, wie Umfragen ergaben. Dass Diana für das Wohl ihrer «Boys» Harry und William, damals 11 und 13 Jahre alt, kämpfte und «nicht leise verschwinden» wollte, liess sie in der Gunst der Briten steigen. Psychologen sahen in ihr eine ideale Identifikationsfigur für frustrierte Frauen: Sie habe stets versucht, alles richtig zu machen, ohne dass man es ihr gedankt habe.

«Sun» lobte sie als Mischung zwischen Supermodel und Mutter Teresa

Zudem habe sie den «Kampf der Frauen» mit einer charmanten Ausstrahlung verbunden. Der Chefredakteur der Boulevardzeitung «Sun» lobte Diana sogar als Mischung zwischen einem Supermodel und Mutter Teresa.

Prinzessin Diana
Prinzessin Diana bei einem Treffen mit Mutter Teresa im Februar 1992. - Keystone

Kritiker bezeichneten die Prinzessin mit dem scheuen Blick dagegen als eine berechnende Frau. Nicholas Soames, ein Freund von Charles und damals Staatssekretär im Verteidigungsministerium, sprach vom «Schauspiel eines angeblichen Opferlamms, das an Verfolgungswahn grenzt». Ob gut oder böse: Für das Königshaus war das Interview wie eine schallende Ohrfeige. Ein Gewinner des Skandals war hingegen die BBC; der Sender verkaufte das Interview in mehr als 100 Länder.

Dianas Bruder, Charles Spencer, wirft dem Journalisten Martin Bashir allerdings vor, sich das Interview mit seiner Schwester damals mit unlauteren Methoden – etwa gefälschten Kontoauszügen – verschafft zu haben. Diese sollten demnach den Eindruck erwecken, Menschen wären dafür bezahlt worden, Informationen über Diana preiszugeben.

Prinzessin Diana
Der Bruder von Prinzessin Diana: Spencer. - Keystone

Man nehme die Vorwürfe «sehr ernst», sagte kürzlich BBC-Chef Tim Davie. Der Sender will eine unabhängige Untersuchung einleiten. Bashir konnte aus gesundheitlichen Gründen zunächst nicht befragt werden, er soll unter den Folgen einer Covid-19-Erkrankung leiden.

Tödlicher Autounfall in Paris

Viel ist seit dem Interview vor 25 Jahren geschehen. Trotz Beteuerungen von Prinz Charles, nie wieder zu heiraten, ging er viele Jahre später doch den Bund der Ehe ein: mit Camilla, die früher von der britischen Presse als Rottweiler verspottet worden war. Charles, einst als snobistisch kritisiert, und Camilla geniessen heute bei den meisten Briten ein hohes Ansehen.

Vor 25 Jahren
Die verstorbene Frau des britischen Thronfolgers Charles, Prinzessin Diana (l), und Camilla Parker-Bowles (r), gehen nebeneinander her. - dpa

Sie gelten als bodenständig und setzen sich für wohltätige Zwecke ein. Prinzessin Dianas Leben war hingegen nur kurz. Keine zwei Jahre nach dem spektakulären Interview verunglückte sie – von Paparazzi verfolgt – tödlich bei einem Autounfall mit ihrem Geliebten Dodi Al Fayed in einem Pariser Tunnel.

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