Weihnachtsansprache eines Königs: Nach 70 Jahren unter Queen Elizabeth II. setzt ihr Sohn, König Charles III. stets eigene Akzente.
König Charles III.
König Charles III. gibt seine erste Weihnachtsrede nach Tod der Queen. - imago/i Images
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Das Wichtigste in Kürze

  • König Charles III. hielt seine erste Weihnachtsansprache nach dem Tod der Queen.
  • Der 74-Jährige setzte vor allem inhaltlich eigene Akzente.
  • Er dankte explizit dem Gesundheitspersonal und den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst.

Stehend trug König Charles III. seine Weihnachtsansprache vor, was für viele Briten ein ungewohntes Bild war. Seine Mutter Queen Elizabeth II. sahen sie immer sitzend hinter ihrem Schreibtisch.

Vor allem aber inhaltlich setzte der 74-Jährige eigene Akzente. Deutlich erwähnte er das Leid vieler Menschen, die kaum Lebensmittel und Energie bezahlen können.

Dank an das Gesundheitspersonal

Für Aufsehen sorgte, dass König Charles III. explizit auch dem Gesundheitspersonal und den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst dankte. Berufsgruppen, die sich derzeit erbitterte Tarifkonflikte mit der konservativen Regierung liefern.

Prompt warnten Kommentatoren, der König laufe Gefahr, sich politisch einzumischen. Das wäre gegen die Norm, geben sich britische Monarchen doch traditionell neutral. Der Sender Sky News fragte: «Überschreitet König Charles eine Grenze?»

Dass Charles – zumindest ein kleines Stück – vom Auftreten seiner Mutter abweichen würde, hatten Beobachter erwartet. Im Königreich war Charles wiederholt mit eigenen Themen und Thesen aufgetreten. «Outspoken» sei er, hiess es, das lässt sich mit «unverblümt» oder «geradeheraus» übersetzen.

König Charles III. zeigt seine Empathie

«Back again – dear oh dear» («Wieder da. Oh je, oh je»), begrüsste er die damalige Premierministerin Liz Truss zu einer Audienz. Truss' zahlreiche Kritiker lachten, andere wiederum betonten, der König habe die schwer kriselnde Regierungschefin aufmuntern wollen. Eine solche Äusserung der Queen wäre – hätte es sie überhaupt gegeben – nie in die Öffentlichkeit geraten.

«King of Caring», nannte ihn die Zeitung «Daily Express» – den «König der Fürsorge». Eine «königliche Botschaft von Liebe und Hoffnung» erkannte das Boulevardblatt «Daily Mail».

Die «Times» lobte die Rede als «Geschenk» für geplagte Arbeitnehmer. Das positive Echo fügt sich in die ersten Eindrücke, die König Charles III. hinterlassen hat, seit die Queen am 8. September starb.

Dass er an seinem anerkannten Natur-Einsatz festhält, für den er einst als «grüner Idiot» verhöhnt wurde, fällt nicht mehr auf. Doch scheint sich Charles nicht allein auf Umwelt und Natur beschränken zu wollen.

Das könnte auch die öffentliche Meinung beeinflussen, kommentierte Stephen Bates, der frühere Royals-Reporter der liberalen Zeitung «Guardian». «Er lobte den Öffentlichen Dienst und die Freiwilligen und beschwor den mitfühlenden Konservatismus herauf, den die Regierung aus ihren Reihen und ihrer Rhetorik verbannt hat.» Nun sei klar, stellte Bates fest: König Charles III. könne und werde seine Besorgnis äussern, auch wenn dies dem Kabinett nicht recht sei.

Die Royal Family als geschlossene Front?

Bleibt nur eine Hürde: die Familie. Prinz Andrew, wegen seiner Verwicklung in einen Sex-Skandal lange in Ungnade gefallen, wird von Charles zunehmend aus dem Palast gedrängt. Weniger einfach zu regeln dürfte für Charles der Streit mit seinem jüngeren Sohn werden. Die Vorwürfe, die Prinz Harry und Ehefrau Meghan in einer Netflix-Serie erneut erhoben, scheinen an der Familie abgeprallt zu sein.

Nun rüstet sie sich für Harrys Memoiren, die am 10. Januar erscheinen und viel mehr Sprengstoff bieten sollen. Auch hier dürfte ein gemeinsames Auftreten der Schlüssel sein, meinen Experten. Und die Zeitung «Telegraph» kommentiert: «Der Erfolg des ersten Jahres des Königs wird weitestgehend davon abhängen, ob seine unter Beschuss stehende Familie eine geschlossene Front bilden wird.»

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