Eurovision Song Contest: Ukrainische Gewinner müssen in den Krieg

Kalush Orchestra gewann am Samstagabend den Eurovision Song Contest. Die Freude bei war gross, doch es fiel den Ukrainern auch schwer, sich richtig über den Erfolg zu freuen. Rapper Oleh Psjuk (28) sagte bei einer Online-Pressekonferenz, dass man «vielleicht nach dem Krieg eine grosse Feier» haben werde.

Es passiere derzeit einfach zu viel, führte der Gründer der Band aus. Zeit für eine Party blieb Kalush Orchestra in Turin so oder so nicht wirklich. Bereits am 16. Mai – also am heutigen Montag – müssen die männlichen Mitglieder der Band nämlich wieder in die Ukraine reisen.

Der Grund: Das Kriegsrecht! Männer im Alter von 18 Jahren bis 60 Jahren dürfen derzeit ihre Heimat nicht verlassen. Für den Auftritt in Turin erhielt Kalush Orchestra jedoch eine Ausnahmegenehmigung. Rapper Psjuk sagte vor den Medien, der Rückreisetag sei sein Geburtstag und gab sich mutig: «Wir sind bereit zu kämpfen.»

Fotos vom Sonntag zeigten Psjuk schliesslich wie er von seiner Freundin Oleksandra Abschied nahm. Er umarmte sie vor einem Hotel in Turin und gab ihr einen Kuss. Seine Habseligkeiten in einem Rucksack, bestieg er schliesslich ein Taxi, das ihn zum Flughafen brachte.

Der Sieg der Band wurde natürlich auch in der Ukraine gross gefeiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj gab bereits bekannt, dass man im nächsten Jahr den Eurovision Song Contest durchführen wolle. Und zwar in der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol.

«Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa. Nächstes Jahr wird die Ukraine den Eurovision Song Contest ausrichten», teilte Selenskyj mit.

Der Ukraine-Präsident bedankte sich bei Kalush Orchestra für den Sieg und «allen» die für sein Land gestimmt hätten. «Ich bin sicher, dass der Klang des Sieges im Kampf mit dem Feind nicht weit entfernt ist.»