Ein Konflikt von Macht und Recht: «Der Fall des Präsidenten»

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Deutschland,

Kann ein früherer US-Präsident vor Gericht für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht werden, die während seiner Regierungszeit geschahen? Diese brisante Frage stellt Marc Elsberg.

Nachschlag von Marc Elsberg: «Der Fall des Präsidenten». Foto: --/Blanvalet Verlag/ Randomhouse/dpa
Nachschlag von Marc Elsberg: «Der Fall des Präsidenten». Foto: --/Blanvalet Verlag/ Randomhouse/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • So etwas hat es noch nicht gegeben.

Als der frühere US-Präsident Douglas Turner auf dem Flughafen von Athen eintrifft, wird er von der griechischen Polizei festgenommen.

Zu seiner Überraschung erfährt der einst mächtigste Mann der Welt, dass der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen internationalen Haftbefehl gegen ihr herausgegeben hat. Als Befehlshaber der amerikanischen Streitkräfte sei er verantwortlich für Kriegsverbrechen in Afghanistan.

Mit dieser beispiellosen Aktion, die Schockwellen in aller Welt auslöst, beginnt der Bestsellerautor Marc Elsberg seinen Thriller «Der Fall des Präsidenten». Drehbuchreif beschreibt Elsberg die Konfrontation zwischen dem Politiker, dessen Name wohl nicht ganz zufällig mit den gleichen Initialen beginnt wie die Donald Trumps, und den Polizisten, die sich auf den Auftrag eines Gerichts der Vereinten Nationen berufen können und die Unterstützung des griechischen Staates haben.

Die amerikanische Regierung kann einen solchen Vorgang natürlich nicht hinnehmen. Nicht nur, weil der Präsident als unantastbar gilt, sondern besonders, weil die USA den Internationalen Strafgerichtshof grundsätzlich nicht als zuständig anerkennen, wenn US-Bürger betroffen sind. Elsberg hat sich ein komplexes Thema gewählt, sorgt aber dafür, dass die wichtigen Hintergrundinformationen zum internationalen Recht vermittelt werden. Für Turner ist ohnehin klar, dass ein Gericht in einem solchen Fall nichts zu melden hat: «Hier geht es nicht um Rechtliches. Es ist eine Machtfrage! Die entscheiden nicht Richter oder Staatsanwälte. Sondern Politiker.»

Die Festnahme setzt den aktuellen US-Präsidenten gehörig unter Druck. Der hat zwar nichts übrig für seinen Vorgänger, aber ein paar Monate vor seiner möglichen Wiederwahl kann er sich kein Zeichen von Schwäche leisten. In einer weltweit übertragenen Fernsehansprache betont er: «Die Vereinigten Staaten können einen derartigen Angriff auf ihre Souveränität nicht zulassen. Daher werden wir uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren.»

Tatsächlich haben die Amerikaner viele Mittel, um Douglas Turner aus dem griechischen Untersuchungsgefängnis herauszubekommen, und sie setzen sie alle ein. Der Präsident schickt einen seiner Berater mit einem Anwaltsteam nach Athen, um die Freilassung vor Gericht durchzusetzen. Elsberg kann so immer wieder spannende Gerichtsszenen in den Roman einbauen.

Aber das ist nicht die einzige Massnahme der Amerikaner. Es gibt konkrete Planungen, Turner mit Gewalt aus dem Gefängnis zu holen. Vor allem aber wird die Arbeit des Strafgerichtshofs behindert. Leidtragende dieser Strategie ist in erster Linie die Juristin Dana. Der Strafgerichtshof hatte die junge Frau nach Athen geschickt, um als Zeugin bei Turners Festnahme anwesend zu sein. Aber dann geht etwas schief, und sie muss auf einmal ihre Behörde vor dem Haftrichter vertreten. So wird sie zur Hauptgegnerin der Amerikaner und muss erleben, mit welch vielfältigen Mitteln die Haft des Ex-Präsidenten beendet werden soll.

Es gibt aber noch eine weitere Massnahme der Amerikaner, die einen wichtigen Teil der Handlung einnimmt. Die Regierung ist überzeugt, dass es in ihren eigenen Reihen einen Informanten geben muss, der als Whistleblower belastende Geheiminformationen aus Afghanistan weitergegeben hat. Und tatsächlich gibt es einen jungen Mann in Deutschland, der sich verfolgt fühlt und um sein Leben fürchtet.

Vieles von dem, was die amerikanischen Regierungsvertreter unternehmen, geschieht im Verborgenen, aber gleichzeitig nutzt Marc Elsberg die Gelegenheit, die Macht der Medien, vor allem aber von Social Media zu demonstrieren. Immer und überall strömen Texte und Bilder auf die Menschen ein, ohne dass irgendjemand überprüfen könnte, was stimmt, was gefälscht ist und wie die Beiträge überhaupt zustande gekommen sind.

Marc Elsberg hat in «Der Fall des Präsidenten» aus einer sehr komplexen Ausgangssituation zwischen Weltpolitik und internationalem Recht einen spannenden Thriller gemacht. Die Handlung erstreckt sich nur über wenige Tage, aber sie ist voller Wendungen und Überraschungen. Elsberg erzählt die Geschichte in vielen kurzen Kapiteln mit zahlreichen Perspektivwechseln und Spannungsmomenten.

- Marc Elsberg: Der Fall des Präsideneten. Blanvalet Verlag, München, 604 Seiten, 24,00 Euro, ISBN 978-3-7645-1047-3.

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