Coronavirus: Briten-Politiker bewarben Tests mit Trash-Promis
Der Test- und Tracing-Dienst des britischen Gesundheitsdienstes wurde im letzten Jahr mit Trash-Promis beworben. Diese erhielten dafür insgesamt 76'000 Franken.

Das Wichtigste in Kürze
- Britische Politiker haben zum Corona-Impfstart eine Kampagne mit Influencer lanciert.
- Dokumente zeigen nun: Dabei sind insgesamt 76’000 Franken geflossen.
- Die Trash-Promis mussten dafür einzig die Impfkampagne auf ihren Kanälen bewerben.
Es ist ein Mini-Skandal im britischen Königreich: Politiker hatten an Trash-Promis insgesamt 76'000 Franken gezahlt, um die Test- und Trace-Dienste des britischen Gesundheitsdienstes (NHS) zu bewerben.
Das zeigen Zahlen des Kabinettbüros, die von der unabhängigen Organisation «Full Fact» eingefordert wurden.
In der im letzten Jahr gestarteten Kampagne nahmen demnach etwa Josh Denzel und Shaughna Phillips teil. Sie beide sind durch die Reality-Show «Love Island» bekannt geworden.

Insgesamt erhielten 42 Social-Media-Influencer Geld von der britischen Regierung. Das würde bedeuten, dass jeder von ihnen knapp 1800 Franken erhalten hätte. Es wird jedoch angenommen, dass die Beträge je nach Follower variierten.
Während Denzel und Phillips beispielsweise gemeinsam eine Reichweite von 2,7 Millionen Followern aufweisen, haben andere bezahlte Social-Media-Persönlichkeiten gerade mal 9000 Fans.
#letsgetback und #gettested
Die bezahlten Influencer mussten gemäss Bericht von «Full Fact» auf ihren Social-Media-Plattformen Unterstützungsbotschaften für den NHS verbreiten und das Test- sowie Trace-System des Dienstes anpreisen.
Die C-Promis, zu denen auch der professionelle Eishockeyspieler Henry Weir gehörte, nutzten dazu Hashtags wie #letsgetback und #gettested. Dabei teilten sie mit ihrer Fangemeinde ältere Bilder aus Zeiten des Nachtlebens.

«Full Fact» untersuchte diese Instagram-Hashtags – zusammen mit #ad, der für bezahlte Posts angezeigt werden soll – und entdeckte 11 Influencer, die Teil der Regierungskampagne zu sein schienen.
Josh Denzel etwa teilte einen Beitrag mit seinen 1,5 Millionen Followern im Jahr 2020 und sagte: «Was ich am meisten vermisse, ist das Reisen. Wenn wir uns auf das Coronavirus testen lassen, können wir in die guten Zeiten zurückkehren»
«Junge Erwachsene erreichen»
Das Kabinettsbüro nahm gegenüber «Full Fact» Stellung zu den geflossenen Geldern und teilte mit: «Im Rahmen einer umfassenden Kommunikationsstrategie zur Sensibilisierung für den NHS-Test- und Trace-Service und der Bedeutung von Covid-19-Tests wurde mit wichtigen Mikro- und Makro-Influencern zusammengearbeitet, um junge Erwachsene zu erreichen.»

Gemäss «Full Fact» wurden andere Beiträge, die möglicherweise Teil der Kampagne waren, entfernt oder auf anderen Plattformen wie «YouTube» oder «TikTok» veröffentlicht.
Spannend: Ein Social-Media-Experte sagte gegenüber dem «Sunday Mirror», dass solche Influencer in der Regel 6000 bis 12'000 Franken pro Anzeigenpost verlangen würden.