Sofía Otero ist die jüngste Gewinnerin in der Geschichte der Berlinale. Sie wurde mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet.
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Der Schauspielpreis der Berlinale geht an die achtjährige Sofía Otero. Monika Skolimowska/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sofía Otero wurde mit einem Silbernen Bären bei der Berlinale ausgezeichnet.
  • Sie ist die jüngste Gewinnerin in der Geschichte des Filmfestivals.
  • Der Goldene Bär ging an den Dokumentarfilm «Sur l'Adamant».

Die Schauspielerin Sofía Otero ist mit einem Silbernen Bären bei der Berlinale ausgezeichnet worden. So hat sie mit gerade einmal acht Jahren einen der wichtigsten Filmpreise gewonnen.

Im spanischen Coming-of-Age-Film «20 000 especies de abejas» spielt sie ein Kind, das auf seiner geschlechtlichen Identitätssuche ist. Nun wurde Otero für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle geehrt.

Ihr Vater drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Auf der Bühne bedankte sich das Mädchen unter Tränen etwa beim Filmteam und bei ihrer Familie. Angefangen bei ihren Eltern bis hin zu den Tanten und Onkeln.

Nach Angaben der Berlinale ist Otero die jüngste Gewinnerin in der Geschichte des Festivals. Im Film spielt sie ein achtjähriges Kind. Von seiner Familie wird es beim männlichen Vornamen Aitor gerufen, aber das scheint sich nicht richtig anzufühlen.

Während eines Sommerurlaubs im Baskenland vertraut sich das Kind einer Verwandten an. Die Identitätssuche des Kindes wird zur Herausforderung für die ganze Familie.

Goldener Bär der Berlinale ging an «Sur l'Adamant»

Der Goldene Bär der Berlinale ging an den Dokumentarfilm «Sur l'Adamant» des französischen Regisseurs Nicolas Philibert. Der Film erzählt von einer Hilfseinrichtung für Menschen mit psychischen Problemen in Paris.

Auch zwei Filme von deutschen Regisseuren wurden prämiert. So erhielt «Roter Himmel» von Christian Petzold den Grossen Preis der Jury. Und Filmemacherin Angela Schanelec wurde für ihre Ödipus-Adaption «Music» der Drehbuchpreis zugesprochen.

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Angela Schanelec erhielt für ihre Ödipus-Adaption «Music» den Drehbuchpreis der Berlinale. Foto: Gregor Fischer/ - dpa-infocom GmbH

Die Österreicherin Thea Ehre erhielt den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle. Ehre spielt in Christoph Hochhäuslers «Bis ans Ende der Nacht»-Krimi eine Transfrau, die mit einem Polizisten im Drogenmilieu ermitteln soll.

Diese Performance habe sie umgehauen, sagte Jury-Präsidentin Kristen Stewart in ihrer Laudatio. Als Stewart den Gewinnernamen nennen wollte, fand sie zunächst den Zettel nicht und musste lachen: «Wo ist unser Blatt?» Den Namen wusste sie aber auch auswendig.

Neben Cannes und Venedig grösstes Filmfestival

Der Franzose Philippe Garrel erhielt den Silbernen Bären für die beste Regie. In seinem Film «Le grand chariot» porträtiert er eine Puppenspielerfamilie. Der Preis der Jury ging an das Psychodrama «Mal Viver» des portugiesischen Regisseurs João Canijo.

Die Kamerafrau Hélène Louvart wurde für eine herausragende künstlerische Leistung für «Disco Boy» geehrt. Franz Rogowski spielt darin einen Mann, der aus Belarus flieht und der französischen Fremdenlegion beitritt.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den grossen Filmfestivals. In den vergangenen Tagen waren unter anderem US-Regisseur Steven Spielberg, Schauspielerin Cate Blanchett und Hollywoodstar Anne Hathaway in Berlin. Während des Festivals war auch an den Krieg in der Ukraine und die Lage im Iran erinnert worden.

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Kulturstaatsministerin Claudia Roth gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern. - AFP/Archiv

Kulturstaatsministerin Claudia Roth gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern. Sie stünden für eine Filmkunst des Menschseins und der Menschlichkeit, der Herzen und der Hoffnung auf Freiheit und Selbstbestimmung.

«Eine gemeinsame Menschlichkeit»

Filmkunst der Menschlichkeit, das trifft auch auf den Gewinnerfilm der Berlinale «Sur l'Adamant» zu. Der Dokumentarfilm erzählt von einer ungewöhnlichen Tagesklinik in Paris. Hier finden psychisch Kranke stundenweise Aufmerksamkeit, Beschäftigung und Hilfe.

Regisseur Philibert hatte seinen Film während des Festivals bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Er habe dazu beitragen wollen, dass der Blick verändert werde, der auf die Patienten gerichtet werde. «Und ich wollte diese Klischees auch ein bisschen zerstören», sagte Philibert.

Philibert lässt stets Behutsamkeit walten, ob er nun Kranke oder Gesunde erzählen lässt, sie interviewt oder still beobachtet. Mit respektvoller Distanz kommt er den Menschen auf der «Adamant» ungemein nah. «Wir haben ja alle Schwierigkeiten, auf andere zuzugehen, und die Kamera hilft mir.»

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Nicolas Philibert, Regisseur, erhielt bei der Berlinale den Goldenen Bären für den besten Film. - Jörg Carstensen/dpa-Pool/dpa

Als bekannt gegeben wurde, dass sein Film den Goldenen Bären gewinnt, kam Philibert auf die Bühne und fragte: «Sind Sie verrückt oder was?» Er sei geehrt und stolz, sagte er.

Im Film hätten sie nicht immer klar unterschieden zwischen Patienten und Menschen, die im Adamant arbeiteten. Er wolle das diskriminierende Bild ändern, das man von vermeintlich verrückten Leuten habe: Trotz aller Unterschiedlichkeiten verbinde uns so etwas wie eine gemeinsame Menschlichkeit, das Gefühl, Teil derselben Welt zu sein.

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