Anna Netrebko steht in Zürich auf der Bühne – trotz Protesten
Anna Netrebko triumphiert in Zürich mit Verdis «La Forza del Destino». Trotz Protesten begeistert die Operndiva das Publikum mit stimmlicher Brillanz.

Anna Netrebko kehrte mit Giuseppe Verdis «La Forza del Destino» auf die Bühne des Opernhauses Zürich zurück. In der Rolle der Leonora überzeugte die russisch-österreichische Sopranistin durch stupende Leichtigkeit und frische Ausstrahlung, wie «BR-Klassik» berichtet.
Ihre Stimme klang schlanker und heller als in vergangenen Jahren, wobei störende Vibratos der Vergangenheit angehörten. Besonders ihre Schlussarie, in der Leonora um Frieden bittet, wurde mit tosendem Applaus bedacht.
Feinste stimmliche Nuancen, elegante melodische Bögen und kristallklare Phrasierung prägten ihren Auftritt. Alle fünf geplanten Vorstellungen waren bereits im Vorfeld restlos ausverkauft, was die ungebrochene Anziehungskraft der Operndiva verdeutlichte
Anna Netrebko in Zürich – Demonstranten beklagen Nähe zu Russland
Bereits vor der Premiere versammelten sich laut der «Badischen Zeitung» etwa ein Dutzend Demonstranten vor dem Opernhaus. Mit ukrainischen Flaggen protestierten sie friedlich gegen das Engagement von Anna Netrebko.
Die Aktivisten kritisierten ihre frühere Nähe zum Kreml und die aus ihrer Sicht unzureichende Distanzierung von Putin. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass nicht alle Protestierenden konkret benennen konnten, was Netrebko verwerflich getan hatte.

Die Sängerin dient offenbar als Projektionsfläche für Schmerz und Verzweiflung angesichts des Ukraine-Krieges. Dennoch: Sie unterstützte einst Putins Wahlkampf und hatte bedeutende Anlässe im Kreml gefeiert.
Die Soft-Power-Debatte um russische Kultur
Kritiker sehen in Netrebkos Auftreten mehr als nur künstlerische Darbietung. Riccardo Tognetti vom Verein «Helvetia for Ukraine» bezeichnete ihre Rolle als Teil der russischen Soft-Power-Strategie.
«SRF»-Russlandkorrespondent Calum MacKenzie bestätigte, dass einzelne Künstler zwar nicht automatisch Kreml-Agenten seien, aber als Teil einer Überlegenheits-Erzählung missbraucht würden.
Der Kreml propagiere bewusst die Sichtweise, russische Kultur sei anderen, insbesondere der ukrainischen, überlegen. Bei Netrebko sei diese Instrumentalisierung zumindest bis 2022 erkennbar gewesen, bevor sie sich vom russischen System distanziert hätte.
Gespaltene Reaktionen in der internationalen Opernwelt
Die Opernhäuser weltweit zeigen unterschiedliche Haltungen zur Netrebko-Frage. Die New Yorker Metropolitan Opera engagiert Anna Netrebko weiterhin nicht; in der Mailänder Scala darf sie auftreten.

Intendant Matthias Schulz vom Opernhaus Zürich verteidigte seine Entscheidung als rein künstlerische, da Netrebko nicht mehr vom russischen System profitiere. Die Schweizer Haltung war bisher uneinheitlich:
Während Luzern 2024 ein geplantes Konzert aus Sicherheitsbedenken absagte, wagte Zürich die Rehabilitation. Schulz betonte laut «SRF», dass die Sängerin als unabhängige, international agierende Künstlerin auftrete.








