Abschied von Holocaust-Überlebender Margot Friedländer in Berlin
Es war ein bewegender Abschied mit viel Prominenz: Unter grosser Anteilnahme ist die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin beigesetzt worden.

Die Bestattung fand im Anschluss an eine Trauerfeier auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee im engsten Freundeskreis statt. Friedländer war in der vergangenen Woche im Alter von 103 Jahren gestorben.
Unter den Trauergästen waren der deutsche Kanzler Friedrich Merz, seine Vorgänger Angela Merkel und Olaf Scholz sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unter anderem der Vorstandschef des Medienhauses Axel Springer, Mathias Döpfner, Schauspielerin Iris Berben und Filmemacher Wim Wenders kamen ebenfalls.
Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen, die den Massenmord der Nazis an den Juden überlebten. Als Jüdin war sie in der NS-Zeit ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, kam aber im Alter von fast 90 Jahren zurück in ihre Heimat Berlin.
Einsatz für Menschlichkeit
Seither setzte sie sich bei vielen Veranstaltungen unermüdlich für Menschlichkeit und Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein. Die Überlebende erzählte ihre Geschichte regelmässig in Schulen.
Bei der Trauerfeier würdigten mehrere Redner ihr Lebenswerk. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, erinnerte daran, dass die Nazis die Mutter, den Vater und den Bruder Friedländers ermordeten und sie selbst inhaftiert war.
«Aber aus dieser Vergangenheit heraus sind Sie jemand geworden, der nicht hassen wollte, sondern erinnern, nicht anklagen, sondern erzählen», so Joffe. Friedländer symbolisiere das, was einen Menschen ausmache: Wärme, Nahbarkeit und Mitgefühl.
«Dämonen der Vergangenheit»
Friedländers Worte «Seid Menschen!» hätten Generationen erreicht, sagte Leeor Engländer, enger Freund der Holocaust-Überlebenden. Es habe Friedländer aber immense Anstrengung gekostet, sich gegen Desinteresse und Verdruss einzusetzen.
Das Trauma des Erlebten habe sie nie wieder losgelassen, auch wenn sie nach aussen stets positiv aufgetreten sei. Immer wieder habe sie der Gedanke geplagt, was aus all den Kindern geworden wäre, die ins Gas geschickt wurden. Es habe kein Gespräch mit Friedländer gegeben, in dem sie ihm nicht anvertraut habe, wie sehr die Dämonen der Vergangenheit sie bedrückten, so Engländer.
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem seitdem in Deutschland wieder offen zutage tretenden Judenhass sei Friedländer entsetzt und resigniert gewesen. «So hat es damals bei uns auch angefangen», habe sie gesagt.