69. Song Contest: Cash aus Estland jagt nach Stimmen in Italien

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Italien,

Vor dem ESC wirbt Estlands Rapper Tommy Cash in Italien mit Plakaten für seinen Song «Espresso Macchiato», der dort inzwischen sehr bekannt ist.

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Der Eurovision Song Contest (ESC) findet dieses Jahr in Basel statt. (Archivbild) - keystone

Vor Beginn des Eurovision Song Contest (ESC) in Basel geht der estnische Rapper Tommy Cash in Italien auf Stimmenfang. In den italienischen Grossstädten sind Plakate aufgetaucht, mit denen Cash für seinen Song «Espresso Macchiato» wirbt. Dieser ist inzwischen im Land sehr bekannt geworden.

«Stimme für Tommy Cash und Espresso Macchiato!» ist auf den Plakaten zu lesen, die unter anderem im Stadtzentrum von Rom und Mailand zu sehen sind. Der 33-jährige Liedermacher trat am vergangenen Donnerstag mit grossem Erfolg bei einem Konzert im süditalienischen Tarent auf. Im Zentrum Mailands spendete er seinen Fans Espresso.

Von Protest zum Hit

Sein Lied voller Stereotypen über die Italienerinnen und Italiener ist inzwischen in Italien zu einem Hit geworden. Auf Youtube kursieren Videos mit Parodien des Songs. Eine Gruppe süditalienischer Omas, die den Hit tanzen, wurden von Cash zu seinem Konzert in Tarent eingeladen.

Dabei war der Hit anfangs in Italien nicht positiv aufgenommen worden. Das Lied strotze vor Stereotypen von Italien, hatten die rechte Regierungspartei Lega und der Konsumentenschutzverband Codacons protestiert. Letzterer reichte eine Beschwerde bei der European Broadcasting Union (EBU), Organisator des ESC, gegen Cashs Lied ein.

«Espresso Macchiato» sei ein Song, der die Italiener beleidige. Der Text enthalte Stereotypen über Italien und die Italiener, «die mit den üblichen Klischees wie Kaffee und Spaghetti, aber vor allem Mafia und Zurschaustellung von Luxus in Verbindung gebracht werden». Das Lied übermittle die Botschaft von einem Volk, das in organisiertes Verbrechen verstrickt sei, was unannehmbar sei, hiess es in einem Schreiben Codacons.

ESC-Beschwerde gegen Tommy Cashs Song

Auch der Vizepräsident des italienischen Senats, der Lega-Politiker und Ex-Landwirtschaftsminister Gian Marco Centinaio, hatte die Organisatoren des ESC vergebens zum Ausschluss von Tommy Cashs Lied aus dem Wettbewerb aufgerufen.

«Dieser estnische Sänger hat sich mit einem Song qualifiziert, in dem er in brüchigem Italienisch über jemanden spricht, der nur durch Kaffeetrinken und ‹Schwitzen wie ein Mafioso› reich geworden ist. Er sollte nach Italien kommen und sehen, wie anständige Italiener arbeiten, bevor er sich erlaubt, solch dumme Lieder voller Stereotypen zu schreiben. Wenn es jemanden gibt, der einen Weg gefunden hat, leichtes Geld zu verdienen, indem er andere beleidigt und ausnutzt, dann ist er es», schloss Centinaio.

Cash: «Song etwas Besonderes – nicht als Beleidigung gemeint»

Der Protest lenkte die Aufmerksamkeit auf Cashs Song und hatte die entgegengesetzte Wirkung, als der Konsumentenschutzverband gehofft hatte. Das Lied ist inzwischen in Italien zum Ohrwurm geworden.

«Ich liebe die italienische Gastronomie, die Architektur, das Design, den Kaffee. Es war nicht meine Absicht, jemanden zu beleidigen. Ich glaube wirklich an diesen Song, er unterscheidet sich sehr von meinen anderen Werken. Als ich ihn meiner Grossmutter vorspielte und sie anfing zu weinen, wurde mir klar, dass es etwas Besonderes ist», so der Rapper gegenüber italienischen Medien.

Lucio Corsi singt beim ESC für Italien

Der Sänger ist inzwischen italienweit bekannt geworden. In seiner Heimat wird Tommy Cash vor allem für seinen surrealen Stil geschätzt. Der Rapper, Tänzer, Produzent und bildender Künstler tritt auf Englisch auf und ist bekannt für sexuell explizite Textthemen und provokante Musikvideos.

Italien selbst wird beim ESC vom Zweitplatzierten beim Sanremo-Songfestivals, dem Liedermacher Lucio Corsi, vertreten. In seinem Lied «Volevo essere un duro» («Ich wollte ein harter Typ sein») beschäftigt sich der aus der Toskana stammende Corsi mit der Konfrontation mit den eigenen Schwächen und damit, wie wichtig es ist, sich so zu akzeptieren, wie man wirklich ist.

Kommentare

User #5110 (nicht angemeldet)

Ich bin Halbitaliener und würde ihm eine Stimme geben. Wegen dem Lied aber auch wegen der Lega und Salvini. Sie sollen an diesem Abend kochen.

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