Wegen abgesagten Auftritten muss Schlangenfrau Nina Burri (42) auf ihr Erspartes zurückgreifen. Die Bernerin enthüllt im Interview: «Ich habe keinen Plan B.»
Nina Burri
Nina Burri als Schlangenfrau bekannt. - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nina Burri ist eine Schlangenfrau, Model und Musicaldarstellerin aus Bern.
  • Im Interview mit Nau.ch spricht Burri über ihr Künstlerleben in Zeiten von Corona.
  • Die 42-Jährige setzt nun auf Onlinekurse, Livestreams und Modeljobs.

Nina Burri, mit dem Ausbruch des Coronavirus ist in Ihr Leben vorerst Ruhe eingekehrt. Wie geht es Ihnen in dieser Zwangspause?

Persönlich geht es mir sehr gut. Ich habe seit November nonstop gearbeitet und hätte ab Juni sowieso eine Pause gebraucht. Jetzt musste ich meine Pause eben vorziehen.

Wie viele Ihrer Auftritte wurden abgesagt?

Praktisch alle in den letzten zwei Monaten. Die Musicalvorstellungen von «Der Löwe, der nicht schreiben konnte» im Bernhard Theater sind nun auf November verschoben. Eine Kreuzfahrt, auf der ich aufgetreten wäre, fällt nun ganz ins Wasser.

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Nina Burri ist eine der bekanntesten Schlangenfrauen der Schweiz. Zu Corona-Zeiten gibt sie ihre Kurse online. - Keystone

Besonders hart treffen mich jedoch abgesagte Events, Mitarbeiteranlässe oder Geburtstagsfeiern. Mit denen verdiene ich gutes Geld. Sie sind meine Haupteinnahmequelle. Ob diese Events nachgeholt werden, weiss ich noch nicht.

Diesen Donnerstag treten Sie im Livestream von Sänger Nils Burri auf. Quasi Ihre Art des Wohnzimmerkonzerts. Was hat Sie dazu bewogen?

Nils Burri ist mein bester Kollege und wir machen seit rund drei Jahren Shows zusammen. Auch wenn wir uns den gleichen Nachnamen teilen, sind wir weder verwandt, verliebt noch verschwägert (lacht).

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Am Donnerstag um 19 Uhr ist Nina Burri gemeinsam mit Sänger Nils Burri in einem Livestream zu sehen. - Instagram/nilsburrimusic

Er bietet bereits seit einigen Wochen Balkonkonzerte an, jetzt wollen wir die Sache gemeinsam angehen. Der Livestream ist sozusagen ein kleiner Vorgeschmack. In der Hoffnung darauf, dass uns die Leute nun zusammen buchen. Ob dies funktioniert, werden wir bald wissen.

Trainieren Sie trotz Corona noch weiter?

Mein Trainingsplan ist gleich geblieben. Ich trainiere nach wie vor vier Stunden pro Tag. Schliesslich muss ich immer bereit sein. Und: Statt vor Ort gebe ich Kontorsionskurse nun online.

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Trotz Corona: Schlangenfrau Nina Burri trainiert weiter – ganze vier Stunden pro Tag. - zvg

Tut die Corona-Pause Ihrem Körper gut? Erholen sich etwa Bandscheiben oder Wirbelsäule?

Gesundheitliche Probleme hatte ich nie. Nur ein paar Kleinigkeiten musste ich auskurieren, aber davon lasse ich mich nicht aufhalten.

Was wegfällt, ist die Doppelbelastung von Musicalauftritten und solchen als Schlangenfrau, die Reisen und die Organisation der Shows. Durch diese Ruhe tue ich meinem Körper sicherlich etwas Gutes.

Wie verbringen Sie die Zeit im Lockdown?

Langweilig war mir nie! Ich nutzte die Zeit, um einige Dinge zu erledigen, die ich bislang immer aufgeschoben habe. Und meine Modeljobs in der Schweiz können zum Glück grösstenteils weiterhin stattfinden, wenn wir die Richtlinien einhalten.

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Nina Burri nutzt die Zeit im Lockdown, um Dinge zu erledigen, die sie bislang immer aufgeschoben hat. - zvg

Wovon leben Sie im Moment? Müssen Sie Ihr Erspartes anzapfen?

Zum Glück werden wir freiberuflichen Künstler jetzt vom Bund unterstützt. Es ist nicht viel Geld, aber immerhin etwas. Ich bekam allerdings noch zu wenig, die Behörden haben wohl noch eine falsche Einkommenszahl von mir.

Ansonsten muss ich leider von meinem Ersparten leben. Das Geld wäre eigentlich für später gedacht, falls ich wegen eines Unfalls ausfalle oder mich umschulen möchte. Dafür hätte ich es lieber ausgegeben.

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Nina Burri bekommt noch zu wenig Geld vom Staat. - Keystone

Vor einer Obdachlosigkeit müssen Sie sich also nicht fürchten?

Nein! Ich kann mich glücklich schätzen, in der Schweiz zu leben. Meine ausländischen Kollegen müssen oft ohne staatliche Unterstützung auskommen, das ist hart.

Ich war in den letzten Jahren sehr sparsam unterwegs. Wäre ich neu im Geschäft, sähe die Situation ganz anders aus, aber ich bin die Oma der Kontorsion (lacht).

Sie performen oft auch im Ausland. Wann rechnen Sie mit Ihrem nächsten Ausland-Auftritt?

Mein Traum ist es, endlich wieder nach Berlin gehen zu können. Dort bekomme ich viele Modelaufträge, welche ich im Moment leider nicht annehmen kann. Ich nehme an, im Juni oder Juli geht es wieder los.

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Wegen des Coronavirus kann Nina Burri ausländische Modeljobs nicht annehmen. Sie hofft, bald wieder nach Berlin gehen zu können. - zvg

Belastet Sie die aktuelle Situation?

Durststrecken gehören zum Künstlerleben dazu. Es bleibt mir nichts Anderes übrig, als optimistisch zu bleiben. Sich hängen lassen, wäre jetzt die schlechteste Option. Es gibt immer einen Weg!

Haben Sie einen Plan B, wenn Sie von der Kunst gar nicht mehr leben können?

Ich habe keinen Plan B. Ich plane Jahr für Jahr und 2020 wäre eigentlich rappelvoll mit Auftritten gewesen. Jetzt hoffe ich, dass mein Kalender im 2021 umso voller ist.

Klar habe ich Ideen im Hinterkopf. Es bringt aber nichts, jetzt etwas Neues anzufangen, um es später wieder abzubrechen. Ich rechne fest damit, dass es im September wieder normal weiter geht mit dem Showleben.

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Nina Burri hofft, dass es im September showmässig normal weiter geht. Einen Plan B hat sie nämlich keinen. - zvg
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