«Riskante Sache»: Nemo spielt Konzert in Kiew
Am 10. Oktober startet Nemo die neue Tour – in Kiew. Ein Konzert mitten im Krieg wirkt gefährlich. Experten sind sich uneinig, ob das überhaupt möglich ist.

Das Wichtigste in Kürze
- Nemo spielt am 10. Oktober im Club Atlas in Kiew.
- Konzerte gibt es weiterhin trotz Luftalarm in der Ukraine.
- Für viele Menschen ist Kultur ein Zeichen von Widerstand und Normalität.
Ein Konzert in einer Stadt, die immer wieder von Raketen und Drohnen angegriffen wird? Am 10. Oktober wagt das ESC-Star Nemo (26). Nemo startet dann die neue Tour im Club Atlas in Kiew.
Klingt nach Risiko, doch für viele Ukrainerinnen und Ukrainer ist das längst Alltag.
«Mehr Risiko in Paris»
«Falls Nemo ein Konzert irgendwo in San Francisco oder Paris machen würde, könnte Nemo unter Umständen ein grösseres Risiko eingehen. Wegen unkontrollierten Schiessereien oder Ausschreitungen», sagt Sasha Volkov vom Ukrainischen Verein in der Schweiz zu Nau.ch.
Anders sieht es der Osteuropa-Experte Nicolas Hayoz. «Nach den letzten Drohnenangriffen, die auch das Zentrum von Kiew getroffen haben, ist so ein Konzert eine riskante Sache.»
Steht das Konzert auf der Kippe?
Hayoz sagt, dass Kiew im Frühjahr noch fast als normale Stadt wirkte. «Man konnte sich vergnügen, die Angriffe erreichten das Zentrum nicht.» Doch inzwischen habe sich die Lage verändert: «Die Luftabwehr kann die riesige Menge von Drohnen nicht mehr alle abwehren.»

Für ein Konzert mit mehreren Tausend Menschen fehle es seiner Meinung nach an Schutzräumen. «Ich denke nicht, dass ein so grosses Event derzeit durchgeführt werden könnte», sagt Hayoz. Kleinere Veranstaltungen wie Theater, Oper oder Konzerte funktionierten hingegen weiterhin.
Konzerte mit Schutzraum-Konzept
In Kiew gilt ein klares Protokoll: Bei Luftalarm wird jedes Event sofort unterbrochen. Besucherinnen und Besucher werden in Schutzräume oder Metrostationen geführt. Manchmal geht das Konzert weiter, manchmal nicht.
Tourstart von Nemo ist ein Statement
Konzerte von westlichen Künstlern werden als tatkräftiges Zeichen der Solidarität gesehen. Dass Nemo die Tour in Kiew eröffnet, sei laut Sasha Volkov ein starkes Signal: Die Ukraine ist nicht abgeschrieben und Kultur bleibt ein Teil des Widerstands.
Er erinnert an Winston Churchill, der im Krieg gefragt haben soll: «Then what else are we fighting for» (dt. Wofür sonst kämpfen wir noch?)
Nemo hat schon andere Kämpfe geführt: für Sichtbarkeit und die Gleichstellung non-binärer Menschen. In Kiew wird dieser Einsatz nun zu einem Symbol im grösseren Kampf um Kultur und Normalität im Krieg.