Eine Sendung von «SRF Einstein» wirft hohe Wellen. Nach den Portraits über Frauen in der Astrophysik werden die Forscherinnern der Uni Bern mit Hass übersät.
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Berner Forscherinnen nach SRF-Sendung attackiert. - Screenshots SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • SRF zeigte am 11. Februar eine «Einstein»-Ausgabe zu Berner Forscherinnen.
  • Die Frauen wurden nach der Sendung von Pöblern im Netz attackiert.
  • Nun ernten die Opfer eine Welle der Solidarität.

«Unfassbar traurig, dass im Jahr 2021 so ein Tweet verfasst werden muss. Notabene in der vermeintlich fortschrittlichen Schweiz.» SRF-Mann Tobias Müller (37) platzt auf Twitter der Kragen. Was ist passiert?

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SRF-Moderator Tobias Müller ist schockiert über die negativen Reaktionen. - Twitter

Für die Wissenschaftssendung «Einstein» portraitierte seine TV-Kollegin Kathrin Hönegger (38) vor einer Woche Schweizer Forscherinnen. «Frauen in der Astrophysik» zeigte: Wissenschaftlerinnen sind in der Minderheit, in der Astrophysik gar eine Rarität.

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Hèléne Courtois ist eine der wenigen Frauen in der Schweizer Astrophysik. - Screenshot SRF

SRF-«Einstein» portraitiert Frauen in Astrophysik

Professorin Hélène Courtois etwa will schaffen, was vor ihr noch keinem gelang: Das Universum zu vermessen.

Kollegin und Astrochemikerin Nora Hänni balanciert ein 60-Prozent-Pensum und ihre vierjährige Tochter.

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Nora Hänni balanciert Beruf und Familie. - Screenshot SRF

Kathrin Altwegg (69) von der Uni Bern schaffte es 2014 an die Spitze der Weltraummission «Rosetta» und untersuchte Kometen. Vor 40 Jahren war sie die einzige Frau im Physik-Studium-Jahrgang. Heute ist sie Vorbild für viele junge Forscherinnen.

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SRF-Frau Kathrin Hönegger portraitierte die Wissenschaftlerinnen. - SRF

Frauen müssen sich sexistische Kommentare anhören

Doch Applaus ernten die Frauen nicht von allen Seiten. Schon zu Beginn der Sendung ist zu hören, die Frauen liessen sich «von deplatzierten Kommentaren nicht aufhalten.»

Was damit gemeint ist, erklärt Altwegg so: «Mir sagte mal ein Professor, ich solle lieber in der EPA Strümpfe verkaufen.»

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Astrophysik-Professorin Susanne Wampfler muss sich wegen ihres jungen Alters Kritik anhören. - Screenshot SRF

Sexistische Sprüche kennt auch Astrophysik-Professorin Susanne Wampfler, die sich nach einem Interview bei «10vor10» anhören musste, sie sei zu jung für ihren Beruf.

Doch das war erst der Anfang. Am Mittwochabend muss sich die Uni Bern beschützend vor ihre Forscherinnen stellen.

Nach der Sendung legen die Trolls los

Auf dem offiziellen Twitter-Kanal heisst es: «Nach der Sendung über Forscherinnen (…) erhielten unsere Wissenschaftlerinnen zum Teil sehr üble und beleidigende Kommentare. Das ist inakzeptabel. Wir stehen hinter unseren Forscherinnen und wehren uns mit ihnen.» Und weiter: «Stoppt die Hassreden!»

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Der Rektor der Uni Bern stellt sich schützend vor seine Wissenschaftlerinnen. - Twitter

Christian Reumann, Rektor der Uni, zeigt sich «schockiert über diese primitiven und erniedrigenden Reaktionen».

Innerhalb weniger Stunden rollt eine regelrechte Welle der Solidarität an. Über 680 Likes erhält die Uni bis frühmorgens, mehr als 140 Mal wird die Nachricht geteilt.

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Führende Frauen wollen dank Astrophysik das Universum entschlüsseln. - Screenshot SRF

Viele sind überzeugt: Die sexistische Kritik stammt aus der Feder ganz weniger Trolls. Ein Zuschauer versucht zu beruhigen: «Seien Sie versichert, dass die weitaus meisten Menschen Ihre Arbeit und Ihren Einsatz zu würdigen wissen.» Aber: «Leider schreien gerade die immer am lautesten, die eigentlich nicht wirklich etwas Substantielles zu sagen haben.»

Für SRF-Frau Kathrin Hönegger, die den Film moderierte, ist die Kritik «leider nicht überraschend, absolut würdelos und inakzeptabel.»

EVP-Grossrätin Melanie Beutler fasst zusammen: «Der Weg ist noch lange, bleiben wir dran.»

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