Der Luzerner Schauspieler und Kabarettist Emil Steinberger feierte am Freitag seinen 90. Geburtstag. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
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Emil Steinberger. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Emil Steinberger feiert heute Freitag seinen 90. Geburtstag.
  • Aktiv ist der Luzerner Schauspieler und Kabarettist noch immer.

Emil Steinberger feierte am Freitag seinen 90. Geburtstag. Er war vieles in seinem Leben: Postbeamter, Grafiker, Kino- und Theaterunternehmer, Autor, Schauspieler und Kabarettist.

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Auch Emil Steinberger traut sich auf seine alten Tage noch in die Sozialen Medien. - dpa-infocom GmbH

Aktiv ist der Luzerner noch immer. «Es geht mir gut», sagt er kurz vor seinem runden Geburtstag auf Anfrage von Keystone-SDA. «Es ist mir wichtig, dass ich meine schöpferische Ader trotz meiner 90 Jahre weiterhin ausleben und neue Ideen verwirklichen kann.»

Erwünscht seien dagegen Veränderungen im Zusammenleben mit seiner Ehefrau Niccel. Steinberger möchte, dass sie «ihre kreativen Fähigkeiten intensiver ausleben kann». Sie habe seine Tätigkeiten bisher zu 100 Prozent mitgetragen und ihm den Rücken freigehalten.

Ehrung für Lebenswerk

Erst Anfang November beendete der Kabarettist sein Programm «Emil schnädered». Im September wurde er bei der Verleihung des Swiss Comedy Award für sein Lebenswerk geehrt. Auch auf der virtuellen Bühne ist er präsent: etwa mit einer auf Twitter veröffentlichten Fotomontage des WM-Matches Brasilien-Schweiz, mit ihm als lachenden und erfolglosen Torschützen. Und er arbeitet an seiner Autobiografie, die 2023 erscheinen soll.

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Emil Steinberger und seine Frau Niccel Steinberger. - keystone

Dass er auch ernst sein kann, zeigte Steinberger nach der russischen Invasion in der Ukraine. Er unterzeichnete im April zusammen mit über 100 Schweizer Kulturschaffenden einen offenen Brief an den Bundesrat.

Sie verlangten ein «entschiedenes Vorgehen gegen die Kriegsfinanzierung aus der Schweiz». Politische Äusserungen würden bei ihm aber nicht über die Bühne gehen, sondern über den «privaten Emil». Das sagte Emil Steinberger in einem Gespräch mit SRF1 zu seinem 90.

Theater-Spiel statt Beamtenstelle

Steinberger entdeckte seine Liebe zur Bühne, als er noch auf der Post arbeitete und in einer Theatergruppe mitmachte. Die sichere Beamtenstelle gab er 1960, zum Schock seiner Eltern, auf, um Grafiker zu werden.

Er spielte in Cabaret-Ensembles wie dem «Güggürüggüü». Dann folgten «Emil und die 40 Räuber», «Emils Neid-Club» und «Onkel Emils Hütte». Sie waren noch von seinem Schulfreund Armin Beeler geschriebenen.

Steinberger spielte damals im Speisesaal eines Hotels. Ein Haus für Kleinkunst gab es in Luzern nicht, bis er 1967 das heute noch existierende «Kleintheater» gründete. Steinbergers erste Frau Maya leitete das Haus. Darin traten auch internationale Stars wie der Clown Charlie Rivel oder der Schauspieler Gert Fröbe auf.

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Emil Steinberger auf der Bühne. - Keystone

Im «Kleintheater» hatte Steinberger Ende der 1960er-Jahre mit «Geschichten, die das Leben schrieb» und «E wie Emil» den Durchbruch. Dazu ermutigt, diese eigenen Programme zu schreiben, hatte ihn der Kabarettist Franz Hohler.

Steinbergers Bünzli «Emil» erreichte in den 1970er-Jahren eine ungeheure Popularität. Die Schweiz konnte dank der Figur über sich selbst lachen. Als er kürzlich alte Nummern angeschaut habe, habe er selbst gestaunt, was ihm alles in den Sinn gekommen sei. Das sagte Emil Steinberger gegenüber SRF1.

«Emil» gab es auf Schallplatte, im Radio, am Fernsehen – und an Familienfesten, wenn Jugendliche einen populären Sketch nachspielten. 1977 tourte «Emil» mit dem Zirkus Knie durch die Schweiz. Steinberger trat in Deutschland auf und, «français fédéral» parlierend, in der Romandie.

Emil Steinberger war Grafiker und Schauspieler

Emil Steinberger war aber nicht nur Kabarettist. Als Schauspieler spielte er 1978 in Rolf Lyssys «Schweizermacher» mit, in einem der erfolgreichsten Schweizer Filme überhaupt. In Luzern war er auch Kulturunternehmer: Neben dem «Kleintheater» gründete er das Kino «Atelier» und führte das Kino «Moderne». Dazu hatte er ein eigenes Grafikbüro.

1987 gab Steinberger seine vorerst letzte Vorstellung. Der damals 54-Jährige zog sich zurück. 1989 kam es zur Scheidung zwischen ihm und seiner Frau Maya. Von 1993 bis 1999 lebte Steinberger in New York, wo er seine zweite Frau Niccel Kristuf kennenlernte und heiratete.

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