Stadtparlament will neues Kultur-Fördersystem – trotz Corona

Keystone-SDA Regional
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Zürich,

Die Tanz- und Theaterhäuser der Stadt Zürich sollen ein neues Fördersystem erhalten. So hat es das Zürcher Stadtparlament am Mittwoch beschlossen - obwohl das Coronavirus derzeit jegliche Planung für Kulturhäuser praktisch verunmöglicht.

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Der Nationalrat hat mit der Beratung der Bundes-Kulturbotschaft für die Jahre 2025 bis 2028 begonnen. (Symbolbild) - zVg

Seit zwei Jahren arbeitet die Stadt Zürich an einem neuen Fördersystem für Tanz- und Theaterhäuser. Das Coronavirus schaffte es, dass die ganze Vorlage nun kurz vor Schluss fast noch eine Bruchlandung hinlegte. Die Stadtzürcher SVP beantragte am Mittwoch, dass die Vorlage auf die Zeit nach Corona vertagt wird.

Das Coronavirus sei schon ein Erdbeben für die Kulturszene gewesen. Da gehe es nicht, dass man mit einem neuen Fördersystem ein weiteres Erdbeben auslöse, sagte der SVP-Sprecher. Er beantragte, das Geschäft auf jene Zeit zu verschieben, «in der mehr Klarheit herrscht».

Auch die GLP, die FDP und die EVP waren dieser Meinung. Man könne gut mit dem bisherigen System weitermachen, fand die GLP-Sprecherin. Die Änderungen seien derzeit nicht zwingend.

Das Parlament war schliesslich aber mit 65 zu 52 Stimmen dagegen, das Geschäft auf später zu verschieben. Die linke Ratsseite zeigte zwar Verständnis für den Sistierungs-Antrag, wollte mit dem neuen Fördersystem aber trotzdem vorwärts machen.

Kulturschaffende bräuchten eine langfristige Perspektive, auch wenn Corona natürlich alle aus der Bahn geworfen habe, sagte die SP-Sprecherin. Der Sprecher der Grünen wiederum äusserte seine Hoffnung, dass «die Corona-Krise ja irgendwann vorbei ist».

Diese Haltung vertrat auch Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP). Man tue der Tanz- und Theaterszene keinen Gefallen, wenn die Vorlage sistiert werde. «Die Zeit bleibt trotz Corona nicht stehen.» Die Szene wolle Klarheit darüber, wie die Förderung künftig aussehe.

Endgültig beschliessen konnte der Gemeinderat das neue Fördersystem zwar nicht. Dafür braucht es noch eine Volksabstimmung. Die Vorlage sieht nach längerer Debatte aber folgendermassen aus: Kernpunkt des neuen Förderkonzeptes ist, dass das Geld in zwei Kategorien aufgeteilt werden soll, in einen festen und in einen flexiblen Teil.

Das Geld aus dem festen Topf soll wie bisher den sieben grossen Häusern zugute kommen. Dazu gehören etwa das Schauspielhaus oder das Theater am Neumarkt. Das Geld aus dem flexiblen Teil soll hingegen projektbasiert vergeben werden und primär die freie Szene fördern.

Diese sechs Millionen Franken sind für kleinere Institutionen und einzelne Kunstschaffende vorgesehen. Eine «unabhängige» Jury, die allerdings vom Stadtrat bestimmt wird, soll die Konzepte beurteilen und dem Stadtrat dann eine Empfehlung abgeben.

Die Gelder, die in diesen flexiblen Topf fliessen, sollen den grossen Häusern abgezwackt werden. Das Schauspielhaus, das Theater am Neumarkt und das Theater am Hechtplatz müssten auf zwei Prozent ihrer Fördergelder verzichten. Es wäre also eine Umverteilung von traditionellen, grossen Institutionen zu kleinen Kulturschaffenden.

Höhere Beiträge soll es hingegen für die Ko-Produktionsinstitutionen Gessnerallee, Tanzhaus und Rote Fabrik geben. Unter dem Strich würde das neue System deshalb etwas mehr kosten als das alte. Die neue Theater- und Tanzförderung würde pro Jahr rund 3,5 Millionen zusätzlich kosten, also insgesamt rund 62 Millionen Franken.

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