Die Calida-Gruppe ist auf gutem Weg, ihre Ziele im laufenden Jahr zu erreichen. So sei der Start ins wichtige Weihnachtsgeschäft «sehr gut» gewesen, sagte CEO Reiner Pichler im Interview mit der Agentur AWP.
Calida
Männerunterwäsche von Calida. - Keystone
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AWP: Der «Black Friday» hat das Weihnachtsgeschäft eingeläutet - was ist Ihre Meinung zur Rabattschlacht?

Reiner Pichler: Grundsätzlich haben wir im Markt zu viele Rabatte. Etwa 40 bis 50 Prozent der Konsumgüter werden in Europa rabattiert verkauft und das ist keine gute Entwicklung.

AWP: Und wie verhält sich Calida?

RP: Wir beteiligen uns zwar auch am «Black Friday», bleiben dabei aber im Rahmen unserer Möglichkeiten und unserer Strategie. Als Hersteller von Marken- und Qualitätsprodukten ist es unser Ziel, faire Produkte herzustellen. Dabei müssen wir aber auch unsere Margen erzielen können.

AWP: Ist der Start ins Weihnachtsgeschäft insgesamt gelungen?

RP: Wir sind zufrieden - sowohl bei unseren Wholesale-Kunden als auch in unseren eigenen Geschäften war der Start ins Weihnachtsgeschäft sehr gut.

AWP: Dann sind sie auch auf Kurs, 2019 den Umsatz aus dem Vorjahr zu toppen?

RP: Ja, wir werden unsere Ziele für 2019 erreichen.

AWP: Die Ausgaben der Konsumenten für Kleidung, Wäsche und Schuhe stagnieren seit vielen Jahren. Wie beurteilen Sie die Perspektiven für 2020?

RP: Grundsätzlich erwarten wir für den Konsumgüterbereich weiterhin ein anspruchsvolles Umfeld. Wir sehen diese Rahmenbedingungen aber auch als grosse Chance für unser Unternehmen. Mit unserem Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation wollen wir weitere Marktanteile gewinnen.

AWP: Seit längerem gilt für Calida ein Ebit-Margenziel von 8 Prozent. Wann werden Sie das Ziel auf Gruppenebene erreichen?

RP: Wir arbeiten hart daran und wollen dieses Ziel kurz- bis mittelfristig erreichen. Im ersten Halbjahr sind wir in dieser Entwicklung bereits einen grossen Schritt weitergekommen und wir werden auch im Gesamtjahr Fortschritte machen.

AWP: Wollen Sie einen genauen Zeithorizont nennen?

RP: Nein.

AWP: Sie haben in der Vergangenheit stark in den Online-Bereich und die Absatzkanal-übergreifende «Omni-Channel-Strategie» investiert. Worauf richtet sich derzeit der Fokus?

RP: Unsere stationären Geschäfte sollen noch besser mit dem E-Commerce verknüpft werden. Wir haben damit letztes Jahr in verschiedenen Testfilialen begonnen und werden dieses Modell jetzt sukzessive ausrollen. Aktuell sind etwa 30 Prozent der Geschäfte auf Omni-Channel umgestellt und bis Ende 2020 sollten dann alle Standorte umgerüstet sein.

AWP: Zum Halbjahr lag der E-Commerce-Anteil der Gruppe bei knapp 12 Prozent. Wo wollen Sie in den nächsten Jahren hin?

RP: Unsere Marken sind unterschiedlich weit. Bei Calida sind wir zum Beispiel bereits bei mehr als 15 Prozent angelangt. Die Millet-Mountain-Group ist aber weiterhin unter 10 Prozent. Alles in allem gehe ich davon aus, dass wir in unseren eigenen E-Commerce-Stores mittelfristig rund 20 Prozent des Umsatzes erwirtschaften werden. Wenn man die Verkäufe bei Dritten wie Zalando oder Amazon mitberücksichtigt, könnten weitere 10 bis 15 Prozent dazukommen.

AWP: Der Online-Handel wird also wichtiger - wie wird sich die Zahl der stationären Geschäfte entwickeln?

RP: Wir überprüfen ständig unser Portfolio, bleiben aber unserer Strategie treu. Ob wir neue Standorte eröffnen oder einzelne schliessen, hängt von der jeweiligen Entwicklung in den einzelnen Städten ab.

AWP: Im Jahr 2013 hat Calida die Mehrheit an Lafuma übernommen und hat die Beteiligung in der Folge stetig ausgebaut. Zuletzt lag der Anteil bei knapp 92 Prozent. Was sind hier die Pläne? Streben Sie eine Dektotierung an?

RP: Um die Gruppe ganz übernehmen zu können, muss es auf der anderen Seite Verkäufer geben. Wir werden die Situation weiterhin prüfen, stehen dabei aber nicht unter Zeitdruck. Mit dem Überschreiten der Marke von 90 Prozent ist die Möglichkeit einer Dekotierung aus rechtlicher Sicht gegeben. Wir haben diesbezüglich aber noch keine Entscheidung getroffen.

AWP: Aus dem Portfolio von Lafuma haben Sie Ende Oktober von der südkoreanischen K2-Gruppe ein Angebot für die Marke Eider erhalten. Wie ist hier das weitere Vorgehen?

RP: Wir prüfen derzeit mit dem Management und dem Betriebsrat der Mountain-Millet-Group das Angebot. Ein Entscheid soll in den kommenden Monaten gefällt werden.

AWP: Sind weitere Verkäufe geplant?

RP: Wir prüfen das Portfolio der Calida-Gruppe laufend aktiv. Derzeit gibt es viele Käufer und wir erhalten regelmässig Angebote für unsere Marken. Wir prüfen die sich bietenden Möglichkeiten und Chancen.

AWP: Lafuma hat unter anderem auch eine Einheit mit Gartenmöbeln. Inwiefern passt diese Sparte zur Gruppe?

RP: Mit der Entwicklung der Sparte sind wir sehr zufrieden und diese erwirtschaftet derzeit innerhalb der Gruppe die höchsten Gewinnmargen. Mit der Marke Lafuma arbeiten wir auch im Bereich Outdoor-Bekleidung sehr erfolgreich und von daher gibt es auf Markenebene durchaus Synergiepotenzial.

AWP: Streben Sie auch Zukäufe an? Und falls ja: In welchen Bereichen würden sie gerne zukaufen?

RP: Ja, wir sind auch sehr offen für Zukäufe. Im Fokus steht dabei der Wäschebereich in Europa und wir sehen hier derzeit auch Möglichkeiten. Aber leider stehen nicht alle Unternehmen die zu uns passen würden zum Verkauf.

AWP: Mit Blick auf das bestehende Portfolio - wo liegt ihr geographischer Fokus?

RP: Unsere Hauptmärkte sind Deutschland, Schweiz und Frankreich und wir haben in diesen Märkten in unterschiedlichen Produktegruppen noch Potenzial. Darüber hinaus bietet auch das übrige Europa noch grosse Chancen. Auch die USA und Asien wollen wir im zweiten Schritt entwickeln. Die Marke Millet ist beispielsweise bereits heute in Japan stark präsent und erzielt dort 20 Prozent des Umsatzes. Dies stimmt uns zuversichtlich, dass wir auch in Asien erfolgreich arbeiten können.

AWP: Zum Schluss noch ein Blick auf den Aktienkurs - dieser hat sich von einem Mehrjahrestief per Mitte Jahr wieder kräftig erholt. Sehen Sie weiteres Potenzial?

RP: Mit den Halbjahreszahlen haben wir die zuvor kommunizierte Strategie bestätigt und auch deshalb ist der Aktienkurs seither um rund 25 Prozent gestiegen. Ich glaube dennoch, dass unsere Aktie weiterhin unterbewertet ist. Der faire Kurs der Calida-Aktie liegt für mich derzeit zwischen 40 und 45 Franken. (Anmerkung der Redaktion: Aktueller Kurs 36,90)

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