An der Zulg in Steffisburg entsteht eine Wasserschöpfanlage

Nau.ch Lokal
Nau.ch Lokal

Region Steffisburg,

Wie die Gemeinde Steffisburg schreibt, möchte sie die Wasserversorgung des Mühlebachs durch eine schweizweit einzigartige Wasserschöpfanlage sicherstellen.

Blick auf das Schloss Thun – Steffisburg.
Blick auf das Schloss Thun – Steffisburg. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

An der über hundertjährigen Müllerschwelle in Steffisburg wird derzeit kräftig gebaut. Stück für Stück wird die betonstarke Barriere in der Zulg um zwei Meter abgetragen.

Seit Anfang Oktober sind die Bauarbeiten in der Gumm im Gange.

Doch die Rückbauten an der Müllerschwelle sind nur ein Teil der derzeit laufenden Massnahmen für den Hochwasserschutz und die Längsvernetzung an der Zulg.

Mit dem Absenken der Müllerschwelle um zwei Meter ist eine neue Lösung nötig, um künftig auch den historischen Mühlebach durch das Dorf Steffisburg mit Wasser aus der Zulg zu versorgen.

Unerwartete Wendung

Gegenwärtig ist der Kanal aufgrund der Bauarbeiten trockengelegt.

«Als Folge der Absenkung kann der Mühlebach nicht mehr auf natürlichem Weg mit Wasser versorgt werden», erklärt Mark van Egmond.

Eigentlich wollte die Gemeinde die Lücke mittels zwei elektrisch betriebenen Schneckenpumpen überbrücken.

Doch nach einem Postulat im Grossen Gemeinderat im vergangenen Oktober wurden erneut verschiedene Varianten geprüft.

Wasserrad als Alternative

«Wir haben eine Alternative gefunden», fährt der Projektleiter Unterhalt fort. Und zwar in einem Novum.

Vorgesehen ist ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 5,5 Metern, welches vom fliessenden Zulgwasser angetrieben wird.

Diese wiederum treibt ein zweites Wasserrad an, welches über Zahnstufen mit zwölf zylindrischen Eimern das feuchte Nass etwa zwei Meter in die Höhe hievt und so den Mühlebach mit Zulgwasser speist.

«Inspiriert hat uns ein ähnliches Projekt an der Glatt im Kanton Zürich», erläutert Mark van Egmond.

Wasserversorgung durch Wasserkraft

Wie er weiter ausführt, hätten eine Machbarkeitsstudie und weiterführende Berechnungen der Empa sowie computertechnische Simulationen gezeigt, dass es funktioniert.

Zumal der Höhenunterschied allein mit Wasserkraft bewältigt werden kann. Schritt für Schritt wird die Müllerschwelle abgebaut: Anfang Oktober klaffte die erste Lücke.

Der nächste Schritt: Die Steine werden angeschnitten.

Kredit bewilligt

Mit einer Million Franken schlägt die neue Lösung für die ökologische Wasserversorgung des Mühlebachs zu Buche.

Dies sind rund 720'000 Franken mehr, als das ursprüngliche Projekt mit Schneckenpumpen. Der Steffisburger Gemeinderat hat den nötigen Nachkredit in eigener Kompetenz kürzlich abgesegnet.

Installiert wird die Anlage im heutigen Sandfang bei der Müllerschwelle. Wie die Schwelle wird ebenso ein Teil des Sandfangs abgesenkt.

Zudem wird in diesem Bereich ein Fischaufstieg mit einem Rundbeckenpass installiert.

Konzession nötig

Weil die neue Lösung mit dem Wasserschöpfrad eine Projektanpassung bedeutet, laufen derzeit beim Kanton Abklärungen, ob dazu ein zusätzliches Projektänderungsverfahren nötig ist.

Weil es sich um das Nutzen von Wasserkraft handelt, ist zudem eine kantonale Konzession nötig.

Läuft alles rund, sollen die Bauarbeiten für die schweizweit wohl einzigartige Anlage im Januar 2024 beginnen und im Frühjahr, je nach Witterung, die entsprechenden Bauarbeiten bei der Müllerschwelle los gehen.

Wasserfluss bis August 2024 angestrebt

«Ziel ist es, dass im August 2024 wieder Wasser durch den Mühlebach fliesst», sagt der Departementsvorsteher der Abteilung Tiefbau/Umwelt.

Zumal dieser historische Kanal ein wichtiges Element des Ortsbilds und Teil der Geschichte von Steffisburg sei. Deshalb stand es nie zur Diskussion, den Mühlebach trockenzulegen.

Dies sei auch aus denkmalpflegerischer Sicht nicht möglich.

Optimierung des Flussbetts

An der Müllerschwelle gehen derweil die Absenkarbeiten weiter. Parallel dazu wird vom Gummsteg bis zur Schwelle die Flusssohle abgesenkt.

Mit dem Absenken der Flusssohle werden weiter die Böschungen nach unten verlängert und die Sohle mit einfachen Blockriegeln versehen.

Mit diesen Massnahmen vergrössert sich die Abflusskapazität und der natürliche Geschiebetransport wird gefördert.

4000 Lastwagen

Bis im Sommer 2024 dürften dort gegen 40'000 Kubikmeter oder rund 4000 Lastwagenladungen Kies ausgebaggert werden. Das Aushubmaterial wird in ein Kieswerk geführt und weiter verwertet.

Für das Gesamtprojekt Hochwasserschutz und die Längsvernetzung an der Zulg hatte das Stimmvolk im März 2021 einen Kredit über knapp 14 Millionen Franken genehmigt.

Den grössten Teil übernehmen Bund und Kanton. Steffisburg bezahlt neu rund 4,58 Millionen Franken.

Kommentare

Weiterlesen

a
43 Interaktionen
Wartet auf Geld
Meret Schneider Kolumne
164 Interaktionen
Meret Schneider

MEHR AUS OBERLAND

Boltigen
Boltigen
swisscom
Steffisburg