Die Ortsgemeinde Gams hat 1,6 Millionen Franken in die Totalsanierung der Holz-Heizzentrale investiert. Heute ist die CO₂-neutrale Energie gefragter den je.
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Gemeindepräsident Fredy Schöb (v.l.), der ehemalige Ortsgemeindepräsident Karl Lenherr und der Gamser Ortsgemeindepräsident Andreas Schöb freuen sich über die gelungene Sanierung der Holzschnitzel-Heizzentrale unter dem Löwenplatz. - radi; Gemeinde Gams
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«Energie vom Dorf fürs Dorf» war der Ursprungsgedanke, als die Ortsgemeinde vor 25 Jahren den Nähwärmeverbund gründete und beim Löwenplatz in Gams eine Holzschnitzelheizung realisierte.

«Ziel war es, das Holz in den eigenen Wäldern nicht verfaulen zu lassen, sondern sinnvoll zu nutzen», erklärt Ortsgemeindepräsident Andreas Schöb. Inspiriert von Heizzentralen im Südtirol investierte die Ortsgemeinde Gams damals in eine der ersten Holzschnitzelheizungen in der Region.

Der Widerstand war anfangs gross

Der ehemalige Ortsgemeindepräsident Karl Lenherr weiss: «Der Widerstand war gross, das Heizöl zu günstig. Trotzdem hat sich die Vision des damaligen Initianten Josef Schöb positiv entwickelt. Heute ist der Nahwärmeverbund eine Erfolgsgeschichte.»

Nicht zuletzt, weil Holz vor der Haustüre nachwächst, krisensicher und vor allem auch umweltfreundlich ist. Zu den ersten Kunden gehörte die Schule Gams, welche inzwischen drei ihrer Schulhäuser mit Energie aus dem Nahwärmeverbund heizt.

Insgesamt beziehen heute 13 Mehrfamilienhäuser, 12 Wohn- und Geschäftshäuser, ein Hotel, das Alterswohnheim «Möösli» und 12 Einfamilien- und Doppelfamilienhäuser Wärme von der Ortsgemeinde. Weitere Anschlüsse sind bereits geplant.

Die Filteranlage hält Feinstaub zurück

Die ursprünglichen Heizkessel mit einer Leistung von 700 kWh, respektive 240 kWh wurden bei der Sanierung der Heizzentrale durch je einen Kessel mit 900 kWh und 450 kWh ersetzt. Die Leistung konnte pünktlich auf Beginn der Heizperiode erhöht und das Sanierungsprojekt abgeschlossen werden.

Als nächstes werden die geplanten Netzerweiterungen in Angriff genommen. Grund der umfassenden Sanierung war die neue Luftreinhalteverordnung. In dieser ist für Anlagen, die grösser als 500 kWh sind, eine Filterpflicht verordnet.

Dank der Investition können jetzt Feinstaubpartikel aus der Abluft zurückgehalten und fachmännisch entsorgt werden. Die Heizzentrale Hof weist eine theoretische Leistung von 2,7 Millionen kWh pro Jahr aus. Damit können mindestens 300'000 Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden.

Der Gemeindepräsident freut sich über die gute Zusammenarbeit

Gemeindepräsident Fredy Schöb freut sich über die gelungene Sanierung und die sehr gute Zusammenarbeit der beiden Behörden, dank der das Projekt erst realisiert werden konnte: «Der Nahwärmeverbund leistet einen wertvollen Beitrag für unser Klima.

Deshalb unterstützt die Bürgerschaft die Sanierung der Anlage mit einem Beitrag von 100'000 Franken. Zudem werden Anschlüsse an das Fernwärmenetz gemäss unserem kommunalen Förderprogramm finanziell unterstützt.»

Die Gemeinde fördert das Engagement der Ortsgemeinde nicht nur mit einem finanziellen Beitrag, sondern bezieht auch rund 40 Prozent der produzierten Energie für die gemeindeeigenen Gebäude und übernimmt damit eine Vorbildfunktion.

Es soll ein konkreter Beitrag zur Energiewende geleistet werden

Als Energie-Stadt strebt die Gemeinde Gams laufend ökologische und energetische Verbesserungen an. Sei dies durch Gebäudesanierungen oder die Unterstützung von neuen Technologien. So wurde beim Löwenplatz im Zuge der Heizungssanierung auch die erste E-Tankstelle im Zentrum von Gams realisiert.

Tagsüber wird der Strom für diese von der Elektra Gams finanzierte E-Tankstelle von der PV-Anlage des angrenzenden Schulhauses Hof geliefert. Bis anhin wurde der ökologisch produzierte Strom für den Eigengebrauch auf dem Areal des Schulhauses genutzt und der Überstrom ins Netz eingespeist.

Neu wird der Überstrom auch von der Heizzentrale der Ortsgemeinde genutzt. Dies ist dank der Schaffung einer Eigenverbrauchsgemeinschaft möglich und ein weiterer, wenn auch kleiner Schritt in der Energiewende.

Denkbar ist, dass in Zukunft weitere Schulhausdächer mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet werden und damit die Stromproduktion im eigenen Dorf steigt.

Das Speichergebäude auf dem Löwenplatz bietet Platz für 35'000 Liter

Zur sanierten Holzschnitzelheizung gehört das neu erstellte Speichergebäude und die Kaminanlage auf dem Löwenplatz.

Dieses bietet Platz für den 35'000 Liter fassenden Wärmespeicher, welcher Energiespitzen abdeckt, Expansionsgefässe sowie Steuerungsanlagen der Gemeinde für die Wasserversorgung und der öffentlichen Beleuchtung.

Weiter wurde eine hindernisfreie Toilettenanlage erstellt. Die Beleuchtung für den Parkplatz auf dem Löwenareal wurde ebenfalls ins architektonisch durchdachte Holzgebäude integriert.

Dabei wurden energiesparende Leuchtmittel gewählt. So erstrahlen der gesamte Platz und die Holzschnitzelheizung in neuem Glanz und stellen eine Art Leuchtturm für erneuerbare Energie in der Region dar.

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