Die noch junge Amtszeit der 49-jährigen Sozialdemokratin stand im Zeichen von Corona und den Ausschreitungen am Osterwochenende.
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Maria Pappa (SP) hat gut lachen: Die 49-Jährige wurde zur ersten Stadtpräsidentin von St. Gallen gewählt. - Keystone

Die erste Stadtpräsidentin Maria Pappa hat am Freitag die Medien zu einem Treffen eingeladen. Die noch junge Amtszeit der 49-jährigen Sozialdemokratin stand im Zeichen von Corona und den Ausschreitungen am Osterwochenende.

Maria Pappa ist Katholikin. Seit über 20 Jahren beteiligt sie sich als Lektorin an den Messen in der St. Galler Kathedrale. In diesem Jahr waren die Ostertage für die erste Stadtpräsidentin von St. Gallen alles andere als besinnlich.

Die St. Galler Polizei nahm bei Ausschreitungen am Karfreitag und Grosskontrollen am Ostersonntag rund 80 Personen vorübergehend fest und wies rund 650 Jugendliche weg. Mindestens zwei Personen wurden verletzt. Inzwischen wurden von der Polizei über 90 Wegweisungen zurückgezogen. Zudem sind beim kantonalen Justiz- und Polizeidepartement mehrere Rekurse hängig.

Die Stadtpräsidentin nimmt das Vorgehen der Polizei in Schutz. «Es wurde nicht zu früh reagiert», sagt sie am Freitag auf Anfrage von Keystone-SDA. Die Polizei habe mehrmals den Dialog mit den Jugendlichen gesucht und erst eingegriffen, als es von Seiten eines Teils der Jugendlichen zu Gewalt gekommen sei. Die Wegweisungen seien auch zum Schutz von Unbeteiligten ausgesprochen worden.

Nach einer kurzen Nacht habe sie am Karsamstag den Medien Red und Antwort stehen müssen. «Dass ich am Freitag vor Ort gewesen bin, hat viele überrascht», sagt die 49-Jährige. Als Sozialpädagogin sei sie es gewohnt, den Kontakt zu den Leuten zu suchen.

Der Grossteil der auf dem Roten Platz anwesenden Jugendlichen sei nicht aggressiv gewesen. «Sie wollten wieder einmal Party machen.» Es habe aber Jugendliche gegeben, die «geladen» gewesen seien und nicht mit ihr hätten reden wollen. Die politische Aufarbeitung sei noch im Gang.

Nicht nur der Rote Platz, auch Maria Pappa hat durch die Ausschreitungen nationale Berühmtheit erlangt. Es sei eine eindrückliche Erfahrung gewesen, die ihr ihre Verantwortung bewusst gemacht habe. «Ich möchte der Stadt als Stadtpräsidentin ein Gesicht geben», sagt sie. Sie verstehe sich als Brückenbauerin und Vernetzerin.

Der Einstieg Anfang Jahr sei anspruchsvoll gewesen. «Es waren intensive Monate auch wegen der Corona-Pandemie», sagt Pappa. Viele Betriebe seien zwangsgeschlossen gewesen, und zu ihren neuen Mitarbeitenden hat sie wegen der Home-Officepflicht meist nur online Kontakt. Die digitalen Medien seien aber auch eine Chance. Ihre Video-Botschaft an die HSG-Absolventen sei um die Welt gegangen.

Auf dem Weg mit dem Fahrrad vom Lachen Quartier, wo die Seconda wohnt, zur Medienkonferenz in der Lokremise war sie noch an einer Telefonkonferenz beteiligt. Das Kulturzentrum hinter dem Bahnhof sei ein symbolischer Ort für die Schliessungen. Die Kultur und die Gastronomie seien von der Pandemie durchgeschüttelt worden.

«Wir sind gerne Hauptstadt vom Kanton», sagt die Stadtpräsidentin. Corona bestimme das Leben in der Stadt mehr als auf dem Land, das habe sie auch Bundesrat Guy Parmelin im direkten Gespräch erklärt. Die Stadt lebe von kulturellen Anlässen, von der Gastronomie und sei ein wichtiger Treffpunkt. Das sei alles weggefallen und habe auch finanziell Spuren hinterlassen.

Die Einbussen für das vergangenen Jahr seien zwar weniger gross als befürchtet, viele Grossveranstalter wie etwa das Openair St. Gallen, die Olma Messen oder das CSIO wüssten nicht wie es weitergehe. «Ich freue mich, dass mit der Öffnung der Terrassen langsam aber sicher wieder Leben in die Stadt zurückkehrt,» sagt Pappa und stellte sich den Fragen der Medienschaffenden.

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