St. Gallen: Stadt schult erste Flüchtlingskinder aus der Ukraine ein
Die Stadt St. Gallen schult diese Woche erste Flüchtlingskinder aus der Ukraine in Regelklassen ein. Auch Rorschach trifft entsprechende Vorbereitungen. Das kantonale Bildungsdepartement hat hingegen noch keinen Plan, wie ukrainische Kinder hier zur Schule gehen sollen.

Das kantonale Amt für Volksschule empfiehlt den Schulträgern in den Gemeinden, «vorerst mit einer Beschulung der aus der Ukraine geflüchteten Kinder zuzuwarten», wie die Kommunikationsstelle des Kantons am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Die Gemeinden seien aber frei, nach eigenem Ermessen bereits jetzt Kinder einzuschulen.
Dem Bildungsdepartement sei es wichtig, dass die Kinder im Schulunterricht nicht mehrmals umplatziert werden müssten, sondern - einmal eingeschult - einen stabilen Schulalltag erleben könnten. Man wolle ein interkantonal abgestimmtes Vorgehen. Das Departement warte deshalb eine Erziehungsdirektoren-Konferenz vom 24. März ab.
Kinder und Jugendliche haben gemäss Bundesverfassung einen Anspruch auf unentgeltlichen Schulunterricht. Dies gelte auch für Kinder aus der Ukraine mit Schutzstatus S, schreibt der Kanton. Für Kinder, die vom Krieg traumatisiert seien und kein Deutsch sprechen, stellten sich aber Fragen, wie ein Unterricht am besten aussehen solle.
In der Stadt St. Gallen beginnt diese Woche für erste Flüchtlingskinder aus der Ukraine der Schulbesuch in Regelklassen, wie der städtische Schuldirektor Mathias Gabathuler auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die Stadt erhielt Anfragen von Eltern, die ihre Kinder einschulen möchten.
Der Leiter der städtischen Dienststelle Schule und Musik, Martin Annen, sagte gegenüber dem St. Galler Tagblatt: «Wir haben gemerkt, wie sehr diese Menschen sich wünschen, möglichst schnell wieder eine Perspektive und eine Struktur in ihrem Alltag zu haben.» Da könne die Schule einen wichtigen Beitrag leisten.
Auch in Rorschach ging bereits eine Anfrage für eine Einschulung ein. Guido Etterlin, Stadtrat, Schulratspräsident und SP-Kantonsrat, geht davon aus, dass es bald mehr werden. «Es ist schon erstaunlich, dass der Kanton noch mit Abklärungen beschäftigt ist, während die Kinder bereits da sind», sagte Etterlin gemäss «Tagblatt».
Im Kanton Thurgau besuchen ebenfalls bereits einzelne Flüchtlingskinder, die privat untergebracht sind, die Schulen in ihren Gemeinden. Wie viele Kinder es sind, konnte das kantonale Amt für Volksschule auf Anfrage nicht sagen, da keine Meldepflicht bestehe.
Ob die Kinder eine Regelklasse besuchen oder separat unterrichtet werden, ist den Gemeinden überlassen. Wie Klassen mit ukrainischen Flüchtlingskindern unterstützt werden und ob es personelle Aufstockungen braucht, wird laut Kanton derzeit abgeklärt.
Um die einheimischen Kinder auf die Integration von Flüchtlingskindern vorzubereiten und den Krieg in der Ukraine zu thematisieren, erarbeitet der Kanton ein thematisch ausgerichtetes Unterstützungsangebot.
Appenzell Ausserrhoden will die Anzahl der ukrainischen Kinder in den Schulen wöchentlich erheben. Man sei auf verschiedene Szenarien vorbereitet, teilte Bildungsdirektor Alfred Stricker auf Anfrage mit. Je nach eintreffendem Szenario werden die Kinder und Jugendlichen in die Regelklassen integriert, in Lerngruppen oder in speziellen Integrationsklassen unterrichtet.