Bunte QR-Codes und App weisen sehbehinderten Menschen den Weg

Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen hat seine Standorte in St. Gallen, Lenzburg und Lausanne mit neuer Orientierungstechnik ausgestattet.

Mit dem Blindenführhund sicher überall hinkommen. Foto: picture alliance / dpa
Mit dem Blindenführhund sicher überall hinkommen. Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH

Eine App fürs Handy und bunte QR-Codes helfen sehbehinderten Menschen bei der Orientierung. Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND) hat seine Standorte in St.Gallen, Lenzburg und Lausanne mit der neuen Technik ausgestattet.

Mit Hilfe der kostenlosen App «Navilens» erkennt das Handy über die Kamera farbige QR-Codes, die beispielsweise bei den Büros von SZBLIND in der Nähe des Bahnhofs in St.Gallen angebracht wurden. Sehbehinderte und blinde Menschen hören auf diese Weise vor Ort die benötigten Informationen zu Hauseingängen, Klingeln oder Treppen.

SZBLIND stellte das System am Montag, 9. Mai 2022, am Standort in St. Gallen vor. Dort wurde Navilens getestet, wie Nina Hug, die Verantwortliche für Marketing und Kommunikation, erklärte.

Die für die Schweiz neuartige Technik könnte in Zukunft beispielsweise auch in Museen oder Rathäusern sehbehinderten Menschen Barrierefreiheit bringen.

QR-Erkennung in bis zu 20 Metern Distanz

«Zwei Meter, Eingang», spricht das Smartphone. Danach folgen praktische Angaben zur Tür, dem Treppenhaus, dem Lift, zum Auffinden der SZBLIND-Büros oder der Toilette. Eine Stärke von Navilens ist, dass das Handy die QR-Codes aus bis zu 20 Metern Distanz erkennt. Die Kamera muss dazu ungefähr in die richtige Richtung gehalten werden.

«Ich finde es super, dass ich Informationen erhalten, die weiter weg sind als meine Tast-Distanz mit dem Stock», sagt ein blinder Nutzer laut dem Communiqué des Vereins.«Ich erhalte die Angabe, wie viele Meter ich von einem Ziel entfernt bin, und kann so meinen Weg besser einschätzen.»

Laut Hug benützen bisher erst relativ wenige Sehbehinderte in der Schweiz Navilens. Sie machten damit gute Erfahrungen und halfen bei der Verbesserung des Systems mit. Eine Herausforderung sei etwa der Akkuverbrauch.

Verknüpfung mit dynamischen Informationen

Ausgebildete Smartphone- und Tablet-Lehrpersonen helfen Sehbehinderten, den Umgang mit der App zu erlernen.

Mit den farbigen QR-Codes lassen sich auch dynamische Informationen verknüpfen. Sehbehinderte hören dann zum Beispiel die Abfahrtszeiten der Züge am nächsten Bahnhof. Nach wie vor braucht es aber auf wichtigen Routen die weissen Leitlinien auf den Trottoirs, Plätzen oder Bahnhöfen.

Der Verein SZBLIND wurde durch Berichte aus Spanien auf Navilens aufmerksam. Dort wird das System etwa in den U-Bahnen von Madrid bereits breit genutzt. Auch die Subways in New York seien am Testen des Systems mit den bunten QR-Codes, sagte Nina Hug.

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